Home | Blogs | Das Weinlog | 27.05.23

Das Weinlog

27.05.23 @ 15:26

BIONDI SANTI UND DER BRUNELLO

Kommentar abgeben

ausblendenSie müssen eingeloggt sein um diese Option zu nutzen. Falls Sie noch nicht Mitglied von SPEISING.NET sind, können Sie sich hier registrieren.

Selten gibt es eine Region und einen Wein der so untrennbar mit einem Namen verknüpft ist. Der BRUNELLO wird zwar schon seit dem 14. Jahrhundert als dieser verkauft, wurde sogar in die ganze Welt exportiert. Die toskanische Familie FRESCOBALDI war da führend, so liest man. War aber wahrscheinlich ein ganz anderer Wein. Die richtige Geschichte begann mit der Familie BIONDI SANTI. FERRUCCIO BIONDI SANTI selektionierte einen besonderen SANGIOVESE-Klon und lagerte den Wein, auf seiner TENUTA IL GREPPO in großen Eichenfässern. 1880 wurden die ersten Flaschen gefüllt. Flaschenwein war noch nicht wirklich üblich, und diese wurden sogar noch im Keller zur Reife gelagert. 1888 kam der BRUNELLO DI MONTALCINO ANNATA zur Welt. Lange Zeit war die Familie der einzige Abfüller und brachte sogar noch eine Riserva auf den Markt. 1966 wurden die DOC Appelationen in Italien gegründet und natürlich war der Brunello dabei. Heute gibt es natürlich wesentlich mehr Winzer und der Wein an seinen Rang unter den großen der Welt. Auch die Familie BIONDI SANTI hat alle Querelen in den eigenen Reihen überstanden und die Flaschen haben heute Kultstatus. Die Produktion bleibt traditionell und auf langes Leben ausgelegt. SANGIOVESE GROSSO ist die korrekte Rebbezeichnung. Slawonische, große Fässer und Naturhefen kommen zum Einsatz. Mittlerweile gehört das Gut einer französischen Gruppe, die unter anderem auch das Champagnerhaus PIPER HEIDSICK aufgeppelt hat.

Ein toller Event durch den Imorteuer FINE WINE SHOP stand an. Der Managing Director und der Verkaufschef Europa kommentierten die Weine. Location war das EDVARD im HOTEL KEMPINSKI, feines Menü übrigens. Ich gestehe meine Erfahrungen mit alten BIONDI SANTI waren gemischt. Entweder schlechter Kork, oder müde Flaschen. Eine feine 90er Riserva einmal. Heute kamen alle alten Flaschen direkt aus dem Keller in MONTALCINO und gut war das. Es sei noch erwähnt, dass die Weine ja ihren Preis haben, und alte Riservas nicht gerade günstig sind. Sogar die Herren vom Gut meinten, es gäbe viele Wanderpokale aus italienischen Restaurants in aller Welt. Durch die markanten Preissteigerungen wurden diese, nicht optimal gelagerten Flaschen auf den Markt gespült.

ROSSO DI MONTALCINO 2020
Ich weiß gar nicht wann ich den letzten Rosso getrunken habe, und dann setzt BIONDI SANTI damit gleich ein Statement zu Beginn. Ein betörender, feiner Duft steigt aus dem Glas. Rose, Marzipan, Kirsche, etwas Wald und Wiese. Sehr elegant und feingliedrig am Gaumen. Hagebutte und eine stimmige Säure im Abgang. Zarte Gerbstoffe kommen dazu. Das trinkt sich sehr schön im Moment, hat auch genug Zukunft. Ein Baby Brunello quasi. Toller Wein und ein Tipp. Es ist wahrscheinlich der teuerste ROSSO, aber äußerst gelungen.

BRUNELLO DI MONTALCINO 2017
Der aktuelle Jahrgang. Auch hier kommt rasch Freude auf. Bei ähnlicher Aromatik mehr Tee und dichter und stoffiger. Das baut sich auf, samtige Tannine. Diese werden präsenter, werden aber nie vordergründig. Kirsche, Kräuter, etwas dünkler Nuancen. Mandel und Marzipan. Lang und verwoben. Schöner Wein, funtioniert schon gut und hat keine Eile. Klassisch im besten Sinne.

RISERVA 2016
3 Jahre im Fass und natürlich recht jugendlich im Glas. Die Aromen ziehen sich durch den ganzen Abend. Das hat mehr Struktur als der normale Wein. Kaffee, dicht und Hagebutte. Feine Säure. Balance, dass ist großer Stoff für die Zukunft. Tipp

RISERVA 2015
Ein warmes Jahr und das macht den Wein etwas untypisch. Mehr Frucht und auch Süße ist da. Jedoch nicht unangenehm. Im Gegenteil, es trinkt sich vorzüglich im Moment, ist eben aber kein typischer BIONDI SANTI. Etwas Rauch und Schinken. Rote Zwiebel oder so. Ein Vergnügen im Glas, und wird auch halten, aber für die Zukunft ist der 2016er besser ausgestattet.

RISERVA 1998
Nicht das beste Jahr, jedoch ein gelunger Wein im Glas. Viel Tee, Chai und erste reifere Anklänge. Mit Luft mehr Frucht und auch Struktur. Lorbeer, Wald, feine erdige Noten. Ein schöner Wein, wenn nicht der andere im Flight wäre.

RISERVA 1995
Diese Flasche wurde 2020 neu verkorkt und mit gleichem Jahrgang aufgefüllt. Und eine wahre Freude. Tolle Nase, Teeblätter, Laub, herbstlich. Hagebutte, Balsamicolinsen. Lorbeer, sehr komplex und vielschichtig. Tolle Länge und Struktur. Großer Wein mit weiterhin viel Zukunft. Herrliche Gerbstoffe kommen noch hinzu.

RISERVA 1985
Der Wein kam 1991 auf den Markt und diese Flasche wurde 2000 am Weingut neu verkorkt und aufgefüllt. Brilliant ist das, da versteht man warum diese Weine so einen Ruf haben. Wirkt jünger, Laub und Lorbeer, trockene Kräuter, ein Hauch Reife ist das. Nie unangenehm. Tee, Kaffee, Kirsche spürbar. Wieder die leicht balsamische Note. Elegant, lang, noch eine feine Säure. Tolle Struktur ebenso. Großer Wein im Moment und sicher noch einige Zeit

RISERVA 1983
Diese Flasche wurde 2000 und 2022 am Weingut kondioniert und ist ein wahres Vergnügen. Kein Vergleich mit einer Falsche mal vor Jahren. Insgesamt dem 85 sehr ähnlich in Aromatik und Auftreten. Vielleicht etwas eleganter und strukturierter. Minze und Kampfer lassen ihn frischer erscheinen. Tänzelnd im Finale. Beide Altweine waren großes Kino.
Es lebe die perfekte Flasche bei alten Weinen und natürlich die Quelle des Käufers.
Großer Abend. Danke.
www.finewineshop.com
www.biondisanti.it

Michael Kantor www.herbeck.wien

0 Kommentare | Kommentar abgeben

Neue Kommentare

--- 04.09.18 @ 20:56
Über eine Monokultur aus Klonen künstlich geschaffener Lebewesen – über den Weinbau / PICCOLO: Aus einem alten "Spiegel" Artikel 30.10.1978 - Deutsche Winzer ziehen der Biene wegen den Zorn des Waldgängers Wellenstein auf... [mehr]

--- 04.11.17 @ 09:30
Über würdige, reife Weine / schischi: Mein persönliches Highlight - Uns hatte einmal ein Winzer, das muss so um 2010 gewesen sein, einen Weißwein... [mehr]

--- 09.10.17 @ 20:27
Was Chemtrail-Glaube und Biodynamischer Weinbau eint / OberkllnerPatzig: Feuer - Was man womöglich noch hinzufügen kann ist, dass manche Winzer, die sich rühmen,... [mehr]

--- 18.04.17 @ 12:49
Rauf die Preise! / PICCOLO: Schnell kommt man ans Bildermalen... - Doch schwer an Leute die es bezahlen. So salopp sagen, die Preise sollen rauf,... [mehr]

--- 13.10.16 @ 13:42
Rauf die Preise! / Meidlinger12: Beisl - z.b. das Quell kann noch immer das große Gulasch um 6,90 anbieten. Muß aber... [mehr]

Blogs Archiv

Peter Gnaiger's Sternen-Logbuch --- 04.08.07 @ 20:16
Tischgespräche --- 11.05.07 @ 11:48
Das Gastlog --- 04.09.06 @ 16:45
Das Weinlog --- 08.03. @ 11:45
Christoph Wagner's Weblog --- 04.02.06 @ 13:33

SPEISING Suche
suchen!
Gesamtkarte
Lokal finden
suchen!
?ber uns | Sales | Kontakt | Impressum | Presse | Partner
JPETo™ Content Management System
design by
DMC

Diese Website verwendet Cookies, um die angebotenen Services zu verbessern. Die weitere Nutzung der Website wird als Zustimmung zur Verwendung von Cookies betrachtet. Einverstanden | Mehr erfahren