Magdalenenhof (Wien)

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Immerhin, nach einer Dreiviertelstunde hatten wir die Möglichkeit, an unserem reservierten, schmucklosen Tisch erstmals etwas zu trinken zu bestellen. Die Getränke wurden dann auch fast flott gebracht. Wir hatten also genug Zeit, uns in Ruhe den Magdalenenhof anzusehen. Mein rumäno-bajuwarischer Freund Chris meint, es gäbe Geschmack - und es gäbe Watschen. Mir gefällt der Magdalenenhof, wenn man ihn als Ausflugslokal betrachtet; wenn man ihn jedoch als Restaurant sehen möchte, dann könnte die Bewertung anders aussehen. Geschmack ist abhängig vom Kontext, so einfach ist das. Viel unbehandelt wirkendes Holz, viel Raum, auch zwischen den Tischen.

Die Küche ist von manchem Sitzplatz aus einsehbar und man konnte den Chef munter beim Werkeln und Schwitzen sehen. Dass er nicht in die Suppe geschwitzt hat, war offenschmecklich. Fast bedauerlich, denn die Rindsuppe hat kaum nach Rind geschmeckt, so eine Plörre habe ich schon lange nicht mehr ausgelöffelt. Der Kaspressknödel darin war hingegen vorzüglich. Die Kürbiscremesuppe schmeckte gegen den Trend, also kaum nach Kürbis, dafür stark nach edelsüßem Paprikapulver. Tja, Wartezeit und Suppenqualität ... die Kommensalistin maulte sich warm.

Die Gänseleber war großzügig bemessen, geschmacklich einsanton - das Beef Tartare ebenso. Dass man in diesem Ausflugslokal auch Austern mit Champagner konsumieren und Weinbergschnecken kauen kann, passt ebenso ins Konzept wie die Tatsache, dass es auf der Karte Schinkenflecker für zwei Personen gibt. Der Spagat tut nicht weh, Wanderschuhe und genagelte Wunderl sind gleichsam willkommen. Das ofenfrische Bratl vom Waldschwein mit Kraut und Knödel war übrigens ganz ausgezeichnet - geradezu der Archetyp eines Schweinsbratens.

Die Weinauswahl ist ausreichend und, höchst erfreulich, auch mit zwei Weissen vom Ulreich Peter bestückt. Peter Ulreich, liebenswerter Architekt und Winzer, war auch (zufällig) vor Ort und gab dem Lokal genau das, was ihm meines Erachtens ein wenig fehlt: Die fröhlich-entspannte Grandezza eines gastgebenden Landlords, strohbehutet und mit ein paar netten Worten und Feinsinnigkeiten für die Gäste, kurz am Tisch präsent. Den würde ich engagieren ...

Noch ein Manko und eine Erklärung: Das Manko, nicht mit Plastik bezahlen zu können, bedeutet am Bisamberg einen weiten Weg zum nächsten Bankomaten. Und die Wartezeit möchte ich als ehemaliger Kellner fast entschuldigen, denn es war Sonntagnachmittag, ein wunderbar warmer, sonniger Oktobersonntagnachmittag, und wer schon einmal eine so begnadet gelegene Sonnensonntagnachmittagterrasse bekellnert hat, weiß, dass 45 Minuten auch sehr kurz sein können. Zeitempfinden ist kontextabhängig.

Für den Magdalenenhof würde ich als Stammersdorfer, Strebersdorfer, Langenzersdorfer jeden Anstieg in Kauf nehmen - mir hat es getaugt.

Gregor Fauma

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