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Roland Essl / Geschmackssache

Ein Rezeptesammlung, die sich gewaschen hat

19.05.20 @ 11:41

Ein Salzburg-Aufenthalt ohne einen Besuch in Roland Essls Weiserhof gab es eigentlich nicht - solange Roland Essl im Weiserhof gastgab und kochte. Und er kochte Gerichte, die für einen Geschorenen wie mich erst eingedeutscht werden mussten. Bodenständiges, Altes, Unbekanntes, Traditionelles - bäuerliche Küche, Gerichte für Knechte nach einem Tag harter Arbeit. Produkte, Rezepte, Zubereitungen - Essl war und ist ein Historiker der bäuerlichen Küche. Und was aus seiner Küche kam, war stets von einer ausgesuchten Wahrhaftigkeit. Die Speisen hatten Tiefe.
"Hoargneistnidei" (gebratene Sauerkrautlaberl) oder "Stinkerknödel", die ihrem Namen wegen des heftigen Graukäses gerecht werden. Breinwurst, Blunze, Braunschweiger, Leberwurst, Saumaisen, Getreide, Natursauerteig, Schottnocken, Henakrapfen und Ochsenschoas ...

Eines Tages war das vorbei - der Nachfolger kocht laut Standard auch sehr gut. Ein Besuch beim Weiserhof ist bestimmt nach wie vor unerlässlich.

Und doch kommt beim Lesen von Roland Essls Rezeptsammlung ein wenig Wehmut auf - denn wer wurstet denn schon selbst?

Essls Rezeptsammlung kann ein Standardwerk der österr. Küche sein. Schlag auf Schlag, Seite für Seite werden Ritschert, Linseneintopf, Stinkerknödel, Kärntner Reindling, Kletzentascherl und Ganslleberknödel angeleitet. Keine Fotos, kein Chichi, eine puristische Rezeptsammlung.

Fazit: Zwingend notwendig in jeder halbwegs sortierten Kochbuchsammlung. [zurück]

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