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Christoph Wagner's Weblog

09.06.04 @ 14:58

Kulinarisches Oberösterreich (Griechisches Linz)

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Ausnahmsweise erlaube ich mir, mit dem verstörend angelegten Grundkonzept dieser kleinen Rubrik meines Weblogs zu brechen. Es gibt also heute weder eine Mori- noch eine andere Untat aus meiner Heimat zu lesen, sondern zur Abwechslung etwas ausgesprochen Konstruktives und Positives: Ich habe — wieder einmal — beim „Kleinen Griechen” in der Linzer Altstadt gespeist.

Der kleine Grieche ist so griechisch wie Sie und ich. Er heißt Andreas Mair, stammt aus Eferding und ist mit einer gebürtigen Kroatin verheiratet, die daher auch keine Griechin, aber eine wirklich vorzügliche Köchin ist. Das Restaurant ist in einem wunderschönen gotischen Altstadthaus untergebracht und ist im Parterre eher wie ein gediegenes provencalisches Landhaus und im Souterrain eher wie ein elegantes hanseatisches Fischrestaurant eingerichtet. (Der Gault Millau fühlte sich hingegen an eine griechische Taverne erinnert, aber vielleicht haben die ja auch blind verkostet, oder sie waren noch nie in Griechenland).

Die Linzer, die gerne „zum Griechen” gehen, stehen dem „Kleinen Griechen” meist skeptisch gegenüber, weil er ihnen zu teuer ist. (Griechen müssen, im Gegensatz zu Italienern, bekanntlich billig sein, dafür nimmt man auch Tiefkühlkalamari, Fertig-Tarama und Retsina aus dem Hektoliter-Tank gerne in Kauf). Andere Linzer, die nicht so gerne „zum Griechen” gehen, kommen auch nicht so gerne her, weil sie (zu Unrecht) befürchten, der „kleine Grieche” sei letztlich auch nur ein Grieche wie jeder andere.

Dass der „kleine Grieche” ein Grieche ist, verdankt er in erster Linie einem (tatsächlich griechischen) Vorbesitzer, der das Restaurant vor langer Zeit, lange bevor Herr Mair hierherkam, so benannt hat. Griechisch im weitesten Sinne sind auch heute noch ein paar kleine levantinische Speisen, darunter auch der Tarama-Salat, der hier als „Amuse” gereicht wird und geschmacklich nur schwer seinesgleichen finden wird.

Ansonsten ist der „kleine Grieche” eines der besten mediterranen Restaurants Österreichs, das sich obendrein durch einen exzellent sortierten Weinkeller sowie eine formidable Edelbrand- und Zigarrenkultur auszeichnet, die von jenen Linzer Stammgästen, die Klasse statt Masse schätzen, auch entsprechend estimiert wird.

Frau Mairs Küche ist nicht zwanghaft kreativ, aber präzise und einfallsreich; und sie orientiert sich erfreulicher Weise an dem alten Witzigmann-Diktum, dass große Küche darin bestehe, ausschließlich die besten Produkte zu verwenden und sie beim Kochen möglichst wenig zu verändern.

Andreas Mairs Service ist so herzlich wie kompetent, und ein Linz-Besuch ohne einen Abstecher zum „Kleinen Griechen” ist eigentlich eine Sünde.

Das dachte sich übrigens erst unlängst auch Michail Gorbatschow, dem es hier, wie ich höre, auch so geschmeckt hat wie mir. Auch Dennis Russell Davies, der Chefdirigent des Bruckner-Orchesters, ist meiner Meinung. Ich bin also in guter Gesellschaft.

Der kleine Grieche, 4020 Linz, Hofberg 8, Altstadt, Tel.: 0732-78 24 67; Mo – Sa 11.30-14h, 18-24h, So abd nur auf Vorbestellung

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