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Christoph Wagner's Weblog

26.08.05 @ 16:43

Entsprechende, hochsensible Geschmacksnerven

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In einem Restaurant-Posting in dieser Community schrieb ein von mir sehr geschätzter User, er habe in einem Wiener Beisl eine Kalbsleber probiert, die so köstlich gemundet habe, dass selbst sein japanischer Gast „mit entsprechenden, hochsensiblen Geschmacksnerven” davon schlichtweg begeistert war.

Nun wirft diese Bemerkung doch allerlei Fragen auf.

1. Hat ein Japaner allein deshalb, weil er Japaner ist, schon entsprechend hochsensible Geschmacksnerven oder hatte der Japaner, von dem die Rede ist, einfach hochsensible Geschmacksnerven, warum dann aber entsprechend?

2. Wenn sich das Entsprechende der hochsensiblen Geschmacksnerven des Japaners auf die Sensibilität für die japanische Küche beziehen sollte, wieso wird dann ausdrücklich seine Wertschätzung der Wiener Kalbsleber betont. Man stelle sich vor, zwei Japaner gingen umgekehrt mit einem Wiener Gast in Tokyo Sashimi-Essen und lobten die Sashimi mit der Begründung, dass sie selbst einer Wiener Naschkatz mit entsprechenden sensiblen Geschmacksnerven geschmeckt hätten. Was würde das tatsächlich über die Qualität der Sashimi aussagen? Und was über die entsprechenden, sensiblen Wiener Naschkatzennerven?

3. Was oder wem entsprechen die hochsensiblen Geschmacksnerven, wenn man den Japaner etwa durch einen Watussi, einen Lappen, einen Feuerländer oder einen Innviertler ersetzen würde? Und ist ein Ungar mit entsprechenden sensiblen Geschmacksnerven womöglich nur für Paprika sensibel?

4. Wofür sind die Speisinger entsprechend sensibel? Und haben sie überhaupt alle entsprechend sensible Geschmacksnerven, um auf dieser Plattform mitreden und - schreiben zu dürfen. (Immerhin gibt es hier User, die sich bereits als BesitzerInnen eines Gaumens geoutet haben, der Saiblinge nach ihren Herkunftsgewässern unterscheiden kann.)

5. Vielleicht sollte man überlegen, ob man, ähnlich wie akademische Grade, nicht auch Gaumengraduierungen (mit Gaumen-E-Card) schaffen könnte, nach denen dann auch die Restaurant- und Weinpreise gestaffelt werden sollten. Nach dem Motto: Wer am besten schmeckt, zahlt am wenigsten. Wer den stumpfesten Gaumen hat und trotzdem gut essen will, zahlt zur Strafe am meisten oder muss billigen Junk futtern und Rotkäppchen-Sekt dazu trinken.

Mit diesem kleinen Fragebogen verabschiede ich mich in den Urlaub, der heuer u.a. der Frage gewidmet ist, ob auf Korfu wirklich noch Stier- und Hammelhoden serviert werden und was man, falls ja, dazu trinkt.

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