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Christoph Wagner's Weblog

12.11.05 @ 02:32

Wie bewertet man Wörther?

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Der neue Gault-Millau ist, wie zu erwarten, weder ein besonderer Segen noch ene besondere Blamage geworden. Diplomatisch umschiffte das Neo-Herausgeberpaar Hohenlohe die Steirereck-Klippe (sollen sich über 17 Punkte doch freuen, sind ja ein ganz neues Lokal). Weniger gelang das neue Layout (die Lauftextschrift ist viel schlechter lesbar als die alte), und die versprochene wesentliche Verbesserung der Textqualität lässt („der Lammrücken präsenterte sich janusköpfig") einstweilen auch noch auf sich warten. Dass man einen großen Koch wie Heino Huber (1998 immerhin noch GM-Koch- des-Jahres) mit 13 Punkten und einer Haube wie einen Schulbuben abschasselt, ist, auch wenn er beim letzten Test gerade nicht seinen großen Tag gehabt haben mag, schlechter Stil. Aber insgesamt hätte alles viel schlimmer kommen können.

Ich möchte das Augenmerk allerdings auf die diplomatischste und gleichzeitig fragwürdigste Bewertung dieses Guides lenken: nämlich auf die 2 Hauben/16 Punkte für Jörg Wörthers Fingerfood-Lokal „Carpe Diem". Damit liegt der Gault Millau (dem auffälliger Weise auch ein „Carpe Diem"-Wellness-Guide beigelegt ist) keineswegs schief, aber dennoch grundfalsch- Schuld daran ist allerdings keineswegs das Ehepaar Hohenlohe, sondern die Struktur dieses (und eigentlich fast aller) Guides.

Ich erinnere mich noch heute einer (ebenfalls von Gault-Millau, damals noch unter meiner Ägide, durchgeführten) Verkostung von Champagne-Nobles-Cuvées vor vielen Jahren, in der ein Krug Clos des Mesnil etwa von der Hälfte der Juroren 19/20 Punkten bekam, und von der anderen Hälfte als schadhaft (12 - 9/20) eingestuft wurde. Am Schluss kamen knappe 16 Punkte für diesen Wein heraus, ein Kompromiss, der über das Wesen und die Kontroversität dieses großartigen, aber leider schwer verständlichen Champagners überhaupt nichts aussagte.

16 Punkte für ein Fingerfood-Lokal sind ebenso eine Irreführung wie 16 Punkte für Jörg Wörther. Das eine wäre mit 13 oder 14 Punkten bestens bedient, für den anderen ist allles, was unter 18 Punkten liegt, ein krasses Fehlurteil, und was den Grad von Wörthers Kochkunst (so er dieselbe nicht gerade in Stanitzel investiert) betrifft, müsste er eigentlich 19 oder gar 20/20 Punkten haben.

Fazit: Vor Wörthers „Carpe Diem" versagt die Punktezählkunst von uns Restaurantkritikern.

Andererseits habe ich unlängst einmal eine inoffizielle Initiative unternommen, die Speising-Sterne endich abzuschaffen und durch verbale Beurteilungen zu ersetzen. Schon ein kleines Umfrage-Sample im innersten Kreis der SpeisingerInnen zeigte: keine Chance. Alle, selbst jene, die Hauben, Sternen und Punkten kritisch gegenüber stehen, meinten, die Menschheit dürsteten nun einmal nach Bewertungen und Noten — auch auf Speising.

Also seien auch Wörthers „Carpe Diem" seine 16 Punkte von Herzen vergönnt. So falsch sie sind.

25 Kommentare | Kommentar abgeben

Minimalist, 15.11.05 @ 11:59

@andreasbigler
richtig, ein paar km nördlich von Sestri Levante.
Das ist auch die Gegend, wo wunderbare Sardinen manchmal auf Packpapier serviert werden (das traut sich die "Italienische Riviera" wahrscheinlich nicht?).

andreasbigler, 14.11.05 @ 22:21

@ minimalist
Wenn mich nicht alles täuscht, ist das nicht mehr in der "Imperia - Provinz", daher kann ich da auch nicht mehr mitreden, aber was soll's, die Ligurische Küste ist sowieso nicht windgesegnet und daher nix für Surfer .........

Minimalist, 14.11.05 @ 17:28

der Rote in Italien
Aus einem thread in egForum (von eGullet).
"Well, Michelin never had a great reputation in Italy to start with. I've read the weirdest theories on why this is so but I'm not sure I believe any, since most are of the conspiracy-theory kind. I just find other guides are better. Slow food is certainly the no.1 choice for sampling local food, but I find Gambero Rosso and Espresso useful too, especially for high-end establishments not covered from slow food"
gez.
Alberto Chinall
Manager, eGullet Society for Culinary Arts and Letters
Host, Italy
Mein eindrucksvollstes Ligurienessen: Ca' Peo in Leivi. z.B. Novelini in Olivenöl. Das CP wurde 2004 vom Roten auf eine schwarze Liste gesetzt, weil der Chef im TV für ein "Massenprodukt" warb (wirbt?).
Man kann auch übertreiben?

ChristophWagner, 14.11.05 @ 14:03

Absolut kein Vorwurf,...
...lediglich Interesse. Von den Reifenqualitäten des französischen Guides bin ich übrigens (meine Frau fährt einen Renault) restlos überzeugt. Was die italienische Guide-Rouge-Hervorbringung betrifft, so halte ich die Sterne jedoch eher für Warnblinkleuchten. (Einige wenige Ausnahmen bestätigen die Regel. Die Bips und Ein-Besteckerl-Lokale sind indessen fast immer eine Einkehr wert.)

andreasbigler, 14.11.05 @ 13:29

... nachkohlen!
Hallo lieber CW!

Ich darf das hoffentlich nicht als Vorwurf verstehen, denn ich seh unseren BM schon lange nicht mehr als "spurrinnenlastigen" Restaurantkritiker, denn sie erlauben sich immer ein persönliches Statement abzugeben. Ohne zu schleimen sehe ich CW - Kritiken als total eigenständig, egal wo sie veröffentlicht werden.

Zurzeit pflege ich ganz freiwillig "schmalzubroten", denn nach dreifacher, siebengängiger Fischvergewaltigung innerhalb von vier Tagen in westligurischen Gourmettempeln, brauch ich das einfach und bin mir jetzt absolut sicher, dass Micheline ein guter Reifenhersteller ist.

Ich hatte zuvor noch nie das "Vergnügen", im 100 bis 170 Eurobereich so grausame, olivenölgetränkte, tranige Fischküche "genießen" zu dürfen, die auch noch hohes Fachlob erhalten hatte, aber immerhin hatten wir vier Tage lang tolles Wetter und ich muss fairer Weise auch gestehen, dass es sich um eine bezahlte Bildungsreise handelte und genau deshalb gibt es keine Details zu den Örtlichkeiten!

ChristophWagner, 14.11.05 @ 13:03

@bigler
Wo pflegen zurzeit zu senfen? Ich kohle Ihnen gerne nach.

andreasbigler, 14.11.05 @ 12:38

Fast zu jedem Beitrag könnte ich meinen Senf geben,
aber ich mach es nicht, obwohl ich eigentlich sollte, um die Meinung über mein Auftreten und meine Umgangsformen aufrecht zu erhalten. Da es dafür aber keine Kohle gibt, "senfe" ich eigenständig zu diesem Thema.

Gut, ich hab keine Ahnung vom Kochen, bin aber ein begnadeter "Essengeher" - manche dieser Zeitgenossen haben aufgrund dieser Tätigkeit sogar ein Lokal eröffnet - und gerade deshalb nehme ich mir das Recht, Kritiker und Kritikensammler (Verlage) zu kritisieren - positiv und negativ - da ich einer jener Leut' bin, die sich nach dieser "Objektivität" und dieser "fachkundigen" Beurteilung richten könnten (sollten), aber als "Essengeher" und Privatzahler beurteile ich nur nach einem Kriterium "hat mir geschmeckt, oder eben nicht" und ein Ambiente zum Beispiel, hat mit guter Küche nix zu tun.

Aus beruflichen Gründen werden mir diese Führer immer wieder auf den Tisch gelegt und ich schau dann auch mal rein und heuer hab ich sogar etwas gelernt, nämlich dass ich nix dazu gelernt hab: Ich schau rein, ärgere mich und komme drauf, dass ich eben nicht gescheiter geworden bin, weil ich wieder reingeschaut hab, obwohl ich weiß, dass es eh für A ist!

PICCOLO, 14.11.05 @ 10:55

Zeitungsmeldung...
Salzburger Nachrichten von heute.Beilage Lokal- Life. Ein großer junger Haubenkoch aus Tirol wird von einer großen pivaten Brauerei aus Salzburg angestellt ein Kochbuch zu machen welches den Bierumsatz bei Wirten steigern soll. Essen und Bier.
Im Artikel behauptetet der Mensch, er hätte 10!!Lammrücken "weggeschmissen" bis er die richtige Bockbier - Note in der Soße hatte. Da wird so mancher Wirt 50 Lammrücken "wegschmeissen" müssen? Eine Spalte weiter bejammert man den Umstand, dass die Salzburger Armenauskocherei kein Subventionsgeld mehr bekommt.. usw..

Was will er uns damit sagen, liebe Speisinger? Etwa, dass er vom Kochen so gut wie gar nix versteht? Oder dass er so eine neue Tiroler Adrià Ferran Mutation ist? Oder dass er einfach nur ein "Schurli" ist??

Von C:W.gab es einmal ein Buch Küche und Bier, das besitze ich, in Zusamenarbeit mit M. R. das deckt für mich dieses Thema immer noch sehr gut ab. Vielleicht gibts eine Neuauflage???

Grüße!

Minimalist, 14.11.05 @ 09:45

grosse Romane und grosse SchriftstellerInnen
Es gibt auch grosse Literaturkritiker. z. B. M R-Ranitzky. Allerdings, mit zunehmendem Alter scheint bei MRR das Kriterium der "Erotik" in der Vordergrund zu rücken.
Thomas Mann lässt MRR sich aber keinesfalls vermiesen. Wie würde er Juli Zeh im Vergleich zu ThM beurteilen?
Zugegeben, Juli Zeh hat noch nicht viele grosse Romane geschrieben (überhaupt erst 3; ich beurteile "Spieltrieb" als sehr gross....)
Damit es ganz komliziert wird: die Kritik an dieser Gewichtsverschiebung (zur Erotik) hat den Löffler-MRR Konflikt ausgelöst.
Um eine Kritik zu verstehen, muss man/frau die Kritik an dem Kritiker hernehmen? Dann ist nur noch zu beurteilen, wie der Kritiker-Kritiker zu beurteilen ist und .....?????
Das ist mir zu kompliziert. Als Leser kürze ich deshalb manchmal ab. Juli Zeh (Hinweis vom Buchhändler).
Als Esser auch.
Aber es gibt auch bei meinen LieblingsköchInnen Gerichte, die ich nicht 2mal esse.
Wie in der Literatur. "Spieltrieb", werde ich mindestens 2mal lesen. Bei "Adler und Engel", dem Erstling, reicht mir einmal. Warum? JZ wollte , das was sie kann, AUF EINMAL ZEIGEN.

Deshalb ebenso: "Einkehr" statt "Verdi"!

Aber ich bin auch als Esser leicht durchschaubar. Minimalist.

pastinake, 14.11.05 @ 09:03

@Verdi
Ich fand die 3 Hauben für Herrn Lukas immer übertrieben. Ich hatte bei meinen Besuchen zwar nur einmal ein schlecht gekochtes Gericht am Teller, aber mit fehlte immer die eigene Handschrift, ohne die ich das Essen einfach fad finde. Der von CW als "weitläufiger Modernität" beschriebene Stil ist mir eher als Beliebigkeit aufgefallen mit dem Motto: "nur kein Risiko eingehen". Jede internationale Kochmode wird daher mitgemacht: von frittierten Basilikumblättern bis zum Wasabe-Schaum ist alles zu finden.
Da ist mir die gradlinige "Einkehr" im gleichen Haus wesentlich lieber.

Minimalist, 14.11.05 @ 09:02

@jamiesolive
Sie haben vollkommen recht. Nur in diesem, wie in vielen anderern Fällen (z.B. Investition in einem Unternehmen), sind die Auftraggeber der Beurteilung auch die Geldgeber.
heikel ist es einfach bei "the Best of" Beurteilungen (z.B. "Mäuse"; da wierden aber meist die Kriterien offen gelegt und niemand wüde sich trauen zu schreiben "...Steve Jobs ist so ein sympatischer, innovativer,... und der iMac G5 ist so liebevoll designt und der Applestore in der Regent Street ist so beiendruckend und der Börsewert steigt,..., deshalb 5 Mäuse für den iPod Photo)

Übrigens, ich muss mich für die vollkomemn vertrottelte Nummerierung in meinem Beitrag entschuldigen. Das zeigt mir, dass meine alterenden Neuronen (nach einer aussergewöhnlich intensiven Woche) schon ganz schön ins Keuchen kommen. Terribly sorry.

alma, 14.11.05 @ 08:44

lücken
Schon vorausgesehene Lücken sind bei Durchsicht bestätigt: Uderns kommt nicht vor. Dafür wird unser BM zitiert! (Siehe Tiroler Hof, Niederndorf - fast als wär niemand selbst dortgewesen ....)

Mit den Hauben und Punkten ist es doch wie mit den Schulnoten: unzureichend, ungerecht, nicht aussagekräftig - aber keiner mag ohne sie sein.

PICCOLO, 13.11.05 @ 21:08

Kriterien Katalog...
Die Konkurrenz belebt. Dass es mehrere "Gut - Essen Führer" gibt wird die Information für den Nutzer immer besser werden lassen. Denn jeder Herausgeber muß nachdenken wo er benutzerfreundlicher werden kann. Jahrbücher sind schnell überholt, ab und zu Lokale schon wieder zu..

Ein Taschenbuchformat mit allen empfohlenen Adressen reicht.Der Rest steht abrufbereit online. Ich erlebe immer wieder dass Personen mit 10 Jahre altem GM zu uns kommen, und in der Tat die wirklich guten Betriebe sind immer noch drin. Ob der 1, 2, oder 3 Hauben hat ist für den größten Anteil nicht so wichtig. Jeder bestätigt , diese Bücher gerne zu nutzen weil man in weniger bekannten Gebieten immer was Nettes findet.

Online hat es den Vorteil, dass die Informnation richtig brutal und aus mehreren Quellen genau ankommen kann. Siehe New York wo man sogar den Sauberkeitszustand von jeder Pizzeria herausfindet.

http://www.nyc.gov/html/doh/html/rii/index.shtml

Karlheinz - Danke. Ich kann nicht Latein, bin Büchersammler, lese nur die rechte Seite.

karlheinz, 13.11.05 @ 20:34

pardon, ...
...ich vergaß, die übersetzung mitzuliefern:
"Was nämlich durch einfältige Roheit aufwallt, hat keine Wirkung außer einer zufälligen.
Aber die Werke der Weißheit werden nach sicherem Gesetz verwahrt und zu gebührendem Ende wirksam ausgerichtet."
in diesem sinne ...

karlheinz, 13.11.05 @ 17:11

@ P I C C O L O
Quod enim laicali ruditate turgescit non habet effectum nisi fortuito.
Sed opera sapientiae certa lege vallantur et in finem debitum efficaciter diriguntur.

als hätte es der ecco geahnt in seinem "namen der rose", das apicische "nomina mutantur"!
ein bisschen bewegung kann nie schaden - also, wellcome back again!

ChristophWagner, 13.11.05 @ 16:11

@profiler wg. Verdi
Hatte bei Erich Lukas während der letzten fünfzehn Jahre etliche wirklich denkwürdige, absolut perfekte Menüs zwischen Mühlviertler Bodenständigkeit und weltläufiger Modernität. Ähnliches kann ich nur über wenige heimische Köche sagen. Und das war´s dann eigentlich auch schon.

Mag sein, dass Lukas zurzeit nicht mt der optimalen BE
esetzung arbeitet (kann ich nicht beurteilen, das Kochen hat er sicher nicht verlernt). Aber da halte ich mich an Marcel Reich-Ranickis Äußerung: „Wer einmal einen großen Roman geschrieben hat, verdient, ein großer Schriftsteller genannt zu werden, unabhängig davon, was er als nächstes schreibt."

PICCOLO, 13.11.05 @ 15:22

@profiler
..bei allem was ich schreibe, rede usw..: Ich habe höchsten Respekt vor jedermann´s Arbeit! Tiefe Ehrfurcht vor Menschen die sich im Speziellen auch um diese hier angesprochenen Dinge kümmern. Sie mögen dadurch auch ein klein wenig in Bewegung bleiben, wie die Bäume die der Wind belebt.

profiler, 13.11.05 @ 11:55

zorro reitet wieder.......
es war mir von anfang an klar, dass jemand wie der piccoloapicius, gefangen in seiner robin hood mentalität, sich spätestens zu dem zeitpunkt wieder melden wird, wenn die threads wieder in richtung gault millauwertung, jörg wörther, gastrosponsoring etc. gehen werden. nun, recht lange hat es nicht gedauert und ich freue mich über fast nichts mehr, wie über den umstand, recht zu haben (wie eben jeder egoist).
zu den gault millau wertungen selbst wird mir kein muckser auskommen, ausser, dass mich des bürgermeisters regung, über verdi`s verlust der dritten haube, sehr interessieren würde.

gruss

ChristophWagner, 13.11.05 @ 02:47

Aufklärung für Nichtlateiner
Ich ortete wieder einen kleinen Apicius vor den Toren Speisings und schrieb ihm in Anspielung auf unsere kleine Auseinandersetzung im vorletzten Thread das Cicero-Wort ins Stammbuch, dass es im Wesen des Menschen liege, sich zu irren, in jenem des Narren jedoch, zu beharren. Außerdem meinte ich, der neue Piccolo möge sich vor der Generalgouverneurin Andrea hüten, die es liebe, törichte Beiträge wieder zu löschen.

Piccolo erwiderte unter dem aus dem Ersten Korintherbrief, Vers 3, stammenden Titel, dass die Klugheit der Welt nur Dummheit vor Gott sei, ebenfalls mit einem Cicero-Zitat aus dem Buch „Über die Pflicht”, aus dem er allerdings nicht Paragraph III,28, sondern III, 101 b zitiert hat. Darin steht, etwas frei übersetzt:

„Die Menschen vernichten die Fundamente der Natur, wenn sie das Nützliche vom Tugendhaften trennen. Wir alle streben nämlich das Nützliche an, wir lassen uns von ihm hinreißen und können gar nicht anders handeln. Denn wer flieht schon vor dem Nützlichen oder jagt ihm nicht wenigstens aufs eifrigste nach? Weil wir jedoch Nutzen nur in Ruhm, Würde und Tugend finden können, halten wir diese Eigenschaften für die vordringlichsten und höchsten, während uns der Begriff des Nützlichen weniger erhaben denn notwendig dünkt.

PICCOLO, 12.11.05 @ 22:58

Stultitia est apud Deum!
Pervertunt homines ea, qae sunt fundamenta naturae, cum utilatem ab honestate seiungunt. Omnes enim expetimus utilatem ad eamque rapimur nec facere aliter ullo modo possumus.

Nam quis est , qui utilia fugiat? Aut quis potius, qui ea non studiosissime persequatur? Sed quia nusqam possumus nisi in laude, decore, honestate utila reperire, prooptera illa prima et summa habemus, utilitatis nomen non tam splendidum qam necessarium ducimus.

De officiis - liber III – 28

Salve.

ChristophWagner, 12.11.05 @ 17:07

Apiciunculus ante portas
Hominis est errare, insipientis est perseverare. (Cicero. Philippicae orationes 12, 2)
Allerdings:
Cave Andream generalissimam governatam insipientes jucundissime amantem delere .

PICCOLO, 12.11.05 @ 14:45

Das meint piccolo:
Liebe Freunde, ich kann einfach nicht leben ohne dem Wiener Großfürsten von „Wining and Dining” ein saftiges „Verserl” ins zarte Stammbüchlein zu schreiben.

Ihr müsst zugeben mein Aufenthalt am Watschenbaum war ja lang genug, ich spür den virtuellen Ledergürtel noch auf meinem Hintern. Ich gelobte den letzten Blättern und ein paar leeren Vogelnestern mich zu bessern. Jetzt habe ich meine weiße Kochweste angezogen, fürchte mich aber schon ein bisschen, bei Spaziergängen durch den goldenen Herbst einem nüchternen Quartalsäufer, und Speising – User über den Weg zu laufen.

Ja, ich meine wer sonst als Jörg Wörther verdient sich diese „Hauben”??
Nach zwei Jahren Ankündigungszeit am 15. August eröffnet und schon können alle Leute die auf Hauben wert legen dort anstandslos hingehen. Man muss sich nicht schämen in die crossen biostyroporösen Tüten zu crashen und das Eitzerl Essen drauf zu schlecken.

Als langjähriger Kollege des Meisters, (wir kommen oft zugleich in der selben Zeitung vor, hatten auch schon ein Lokal nebeneinander) weiß ich aber dass ihm diese zwei Hauben recht peinlich sind. Schließlich muss er ja auch in Salzburg selber ab und zu wohin…. Die armen guidegläubigen „Hascherlwirte” welche nach drei Jahren „strebern” dann endlich mit einer 13 – 14 Punktehaube dabei sind, die haben ganz schön geschaut... Die Gault Millau Leute müssen jetzt noch zu den preisgünstigen Wirtshäuser einen Dönerstandlführer dazulegen. Dann kann der „Topmannager” von heute auch dort ohne Bedenken hinstehen….

Am Ende geht’s bei Gastroguides aber auch nur darum viele Seiten für das Buch herauszukriegen um Werbefläche zu haben, und das ist deren gutes Recht. Ich würde als Koch für eine Eintragung 300 Euro pro Jahr verlangen, dann können sie mich beschreiben wie sie wollen und auf der gegenüberliegenden Seiten kann ohne weiteres der Knackfrischstullen – Biotortenonkel seine Werbung haben .

Mit Handkuss für den Bürgermeister, Gesundheit und Sonnenschein!!

gourmetino, 12.11.05 @ 14:29

Bewertungsdilemma
Unser geschätzter Bürgermeister zeigt das Problem bei der Bewertung richtig auf.

Das neue Wörther´sche Lokal ist zwar aus meiner Sicht optisch gelungen, jedoch sind diese "Stanitzeln", nunmehr "cones" genannt, vollkommen entbehrlich. Dem gegenüber ist der Inhalt der Tüten" meist ausgesprochen delikat.
Im Schnitt wird das vielleicht die jetzige GM Bewertung ergeben, obleich ich selbst unter Anwendung dieses Rechenmodells Zweifel an der Punktehöhe hege.
Ehrlicher wäre es wohl gewesen, keine Note zu vergeben und sich auf die - ohnedies nicht knapp ausgefallene - Textierung zu beschränken.

Hoffentlich sind die "Stanitzeln" nicht die Zukunft der "Haubengastronomie".

jamiesolive, 12.11.05 @ 12:18

mord und totschlag
geht´s in der gastronomie nicht auch um money, money, money...? makes bekanntlich the world go round.

Minimalist, 12.11.05 @ 12:00

Kriterien-Katalog?
Ich glaube, bei jeder Beurteilung sind zuerst ein paar Grundsatzfragen zu beantworten.

1. Beurteile ich Kochergebnisse, zwar auf einer Skala, aber

1.1 auf der Grundlage der emotionalen Wirkung?
1.1.2 absolut? (gemessen am "Himmel" der bishereige gesamten Esserfahrung)
1.1.3 relativ? (die Erfahrungen über einen bestimmten Zeitram)

1.2 auf der Grundlage eines Kriterienkataloges?
1.1.1 absolut? (dann muss ich für jedes Kriterium beschreiben, was der "Himmel"ist)
1.1.2 relativ? (im Kriterium n ist A um 20% besser als B und ...)

Und jetzt: je amateurhafter die Verkoster desto wichtiger wäre ein Kriterienkatalog UND (fast eine Folge) desto geringer sollte der "Tintenfaktor" sein (die textuelle Erklärung). GM sieht das offensichtlich anders. Keine Kriterien, dafür aber ausufernde Erklärungen von Amateuren (ich kenne manche, die 60 Zigaretten am Tag rauchen, andere beurteilen nur nach ihren Vorlieben). Nichts dagegen zu sagen. Ein "demokratischer" Führer. Aber er sollte sich dann nicht als "Fachführer" verkleiden.
Da ist der "Rote" einfach professioneller (wenn auch träger, nicht so umfassend,...)

Aber, ich kaufe den "Gelben" Jahr für Jahr. Allerdings "lese" ich fast ausschliesslich Hauben, Punkte und Telefonnummern (ich weiss, viel Geld für wenig Info).

In meinem Kriterienkatalog hätte der Kochstil grosses Gewicht. Deshalb wäre mir wahrscheinlich ein Wörthergericht auf einer alten Kronenzeitung angerichtet, lieber als ein Vigato Gericht auf Limoges.

Verstehe ich was vom Beurteilen? Beim Essen, nicht wirklich professionell.
Aber ich habe bisher ca 500 Technologieprojekte für die EU beurteilt. Ohne Kriterien, gäbe es da Mord- und Totschlag, politische Verwicklungen,.., wei da geht es um Money!!

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