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Das Gastlog

18.04.06 @ 16:12

das Sitzen

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Folgt man einschlägigen Publikationen, so ist das Sitzen eine Modeerscheinung. Je nach Dekade nehmen wir auf Plastik, Holz oder Leder Platz, schwingen uns auf ganz Natürliches aus Skandivien, schrille Farben aus Spanien oder organische Formen aus New York. Kein Möbel macht so viele Veränderungen durch, wie der Sessel.

Im selben Ausmaß (deswegen auch die Frage beim ersten Eintrag) existieren die verschiedensten "Sitzer": Es gibt die Fensterplatzer, die Winkerlknotzer, die Aussichtsmenschen, die Lungerer, die mühlviertler Höhlensitzer, die Bankerlliebhaber, die Schanigartenmenschen, die Barhocker,...

All das wissen wir doch irgendwie.

Aber eines der wichtigsten Sitzmöbel findet kaum Beachtung: Jenes im Gastrobetrieb. Der falsche Sitz beim Essen kann mich furchtbar nerven und nur in den seltensten Faellen passt s wirklich.

So nervt mich die Bank im Dreihauber, wenn ich das Tischgespraech ploetzlich durch die Achselhöhle des Obers (ich meine den Kellner) führen muss. So ist fuer mich ein Lokal in dem Moment ungemütlich, wenn die Bestuhlung bereits beim Hinschauen davonfliegt. Ein leichtes Sesserl gehört in die Aida (die ich sehr schätze) oder an andere Plätze mit kurzer Verweildauer, aber nicht in s Restaurant. Flexible Räume verlangen leichte, stapelbare Stühle, nicht aber das Restaurant oder oder das Gasthaus.

Im Gasthaus sitze ich gerne auf der Bank. Dort darf der Ober ueber den Tisch greifen, so viel er will. Im Gasthaus will ich auch rumwetzen dürfen, aufeinander zu- und voneinander wegrutschen,..

Im Restaurant will ich sitzen - immerhin muss ich für Stunden zwei Neunziggradwinkel in meinen Körper bringen und das Gewicht von den Sohlen auf den Hintern verlagern. Ich will ab 2 Stunden Sitzdauer Armlehnen, um das Gesichte nicht unabsichtlich in die Hände zu legen oder die Achsel über die Rückenlehne zu lungern.

Ich will einen schweren Sessel und er soll pro Stunde, die ich darin gefangen bin, schwerer werden - nicht gediegen oder so - sondern schwer. Der Sessel soll mich aufnehmen und mir den Rücken freihalten. Er soll mir für Stunden Sicherheit bieten.

Am Extremsten wird es dann in der Bar. Gehört der Whisky nicht in den tonnenschweren Lederpolster? Ich gebe mich dem Alk hin - also will ich auch meinen Körper hingeben.

Keine Fragen.

Im Übrigen bitte ich darum, allfällige Beistrichfehler zu entschuldigen.

10 Kommentare | Kommentar abgeben

PICCOLO, 19.04.06 @ 13:48

@minimalist
..stimmt genau. Leder und Postermöbel haben etwas grausliches an sich, wenn sie öffentlich herumstehen. Holzmöbel oder Möbel mit wechselbaren Polstern sind ideal. Man muß ja nicht an Inkontinenz denken... was so alles in das Mobilar abgelassen wird. Holz, Rattan oder Kunststoff ist ideal.
Gute Restaurants brauchen nicht unbedingt ein gutes Mobilar. Tische die nicht wackeln und Sessel die einen guten Sitz haben reichen ..

Minimalist, 19.04.06 @ 10:53

Essen, Sitzen, Schauen?
Beim 4Häuber sitze ich gerne "gerade". Ohne Armlehne. Nase 45-50cm über dem Teller, die Düfte aufnehmend. Die Armlehne stört beim schwungvollen vorbeiziehen einzelner "Bissen" an der Nase (und beim schwenken und heranführen des des Weinglases).
Kein Leder (riecht meist). Keine Staubfänger (Polster). Kein Plastik (pickt meist). Also Holz. Der einfache gerade-lehnige, vierhaxige Esstisch-Holzsessel von Jean Michel Franck.
Schauen? Beim entdeckenden, konstruktivistischen Essen ist man/frau mit sich und seinem Sessel alleine.
Sonst? Alles was mir gefällt.

faithless, 19.04.06 @ 09:23

symbiose aus design & material
wir sitzen so (ungemütlich), weil wir eben so sitzen MÜSSEN, ob wir wollen oder nicht. diese dekadensitzerei nervt in der tat unheimlich. ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich deshalb schon architekten oder innenausstatter verflucht habe. "was denken die sich dabei" oder "die sollte man selbst mal einen halben abend an diesem sessel anbinden" ging mir dabei durch den kopf.

ist grad mal wieder kunststoff in, schrumpfe ich den ganzen abend über ständig in sekundenabständen langsam aber sicher 3 dezimeter talwärts; rutsche und sacke und falle in mir zusammen. ist metall in, schramme ich bei längerer verweildauer und einigen gängen zur toilette regelmäßig haarscharf am blasenkatarrh vorbei
;-) ist holz pur in, wünsche ich mir zwangsläufig spontan einen waschbrettpopo herbei, um die qualen des sitzens ertragen zu können.

ich denke, die kombination aus design und gemütlichkeit beim sitzen kommt meistens zu kurz.that´s it! :-)

PICCOLO, 18.04.06 @ 18:17

Ende der 70er Jahre...
..war ich in einem Entwicklungsdteam einer weltweit operierenden Hotelkette. Ich hatte mit F&B zu tun, aber ich wurde Zeuge eines "Bestuhlungsgesprächs" zwischen Hotelleitung und Architekten.
Gourmet Restaurant
Bequemlichkeit pur, hohe Lehnen, nur tische mit Stühlen darum herum, keine Bänke.

Casual Restaurant:

Bequeme Sitze, aber keine Armlehnen. Tische sehr variabel zum zusammenstellen und Bänke. Bei Bedarf hochklappbar.

Coffe Shop:
Absichtlich unbequeme Stühle. Unpassende Kniepositionen, unbequeme Sitzfläche. die Gäste sollen den Platz bald wieder räumen! Man rechnete mit vier Personen auf einen Stuhl pro Geschäftsgang..

tastatour, 18.04.06 @ 17:12

die vier Buchstaben
am liebsten sitze ich im Schneidersitz (dem sogenannten halben Lotus-Sitz).
Das wird mir beispielsweise durch das Vorhandensein von Tatami-Zimmern bei meinem Lieblingsjapaner ermöglicht.
Im Schneidersitz sitze ich auch am Computer und - wenn mich mal eine notentextresidente Diva nervt - auch am Instrument (da sind dann die vier Buchstaben nicht B-A-C-H, sondern P-O-P-O).

Der vom Threadinator erwähnte doppelte rechte Winkel könnte eigentlich auch eine Erfindung des ostfriesischen Blondschopfclowns sein und ist an geometrischer Befremdlichkeit nicht zu überbieten.

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