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Das Gastlog

05.08.06 @ 15:01

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Noch immer weile ich im Muehlviertel, wenngleich nicht mehr lange und deswegen beschreibe ich eine weitere Beobachtung von kulinarischen Unterschieden zwischen Wien und Freistadt:

Als Alsergrunder, noch dazu Naehe Alserstraße leide ich seit Jahren unter Fleischhauermangel. Mindestens 15 flotte Gehminuten in die Josefstädter sind notwendig, damit ich an Frischfleisch rankomme. Hier in Freistadt gehen mir die Augen ueber. Das Dorf besteht foermlich aus Fleisch.

Doch - oh Wunder - oh Staune - hier am Land finde ich kaum gutes Gemüse, von Obst ganz zu schweigen. Der Bauernladen wird angeblich kaum beliefert, das Gemüse wirkt aelter als ich. Die hausgemachten Bauernwürste hinter der Theke strahlen und riechen - sie wirken betoerend. Die kleinen Greisler bieten frischgefangene Forellen, gute Wurstwaren aber kaum akzeptables Gemüse. Mein letzter Versuch im Supermarkt war wieder eine Enttäuschung - eine Fleischtheke - groß wie ein Freibad, aber am Mangelgemüse rollen die Wagerl vorbei.

Wird hier wirklich kein Gemüse gegessen? Sind tatsächlich noch immer Schwein und Bier das Maß aller Dinge?

In Wien finde ich mittlerweile meine geliebten türkischen Gemüsehändler an allen Ecken der Stadt. Dort werde ich saisongerecht und schmackhaft versorgt. Dort weiß ich, dass mir die beiden Großkonzerne mit ihrem miesen Gemüseangebot gestohlen bleiben koennen. Das ist sogar ein Bisserl Integration.

Aber bin ich mit meiner Lust auf frisches Gemüse, mit meinem Verlangen auf eine schmackhafte Gurke, eine wirklich reife Tomate oder eine gute heimische Marille wirklich so allein in Oberoesterreich, dass es kein Angebot zu geben braucht?

Pastinake, Alma, Profiler, Minimalist, Karlheinz, Piccolo - ihr Speisinger, die ihr nicht in Wien lebt - sagt mir, ob Fleisch und Bier das Maß aller Dinge sind.

10 Kommentare | Kommentar abgeben

sonjaaa, 07.08.06 @ 11:47

MV
Aehem - ich wollte nicht allein das (wenig fruchtbare) Muehlviertel ansprechen, sondern die laendliche Region und Oesterreich (inkl Wien) im Allgemeinen. Es faellt ja auch nicht ganz so leicht beim Wirten Fleischloses zu bekommen.

Oder wie der liebenswerte Kuechenchef Lajos Szabo vom Schloss Nagycenk anlaesslich des Speiseplans unserer dortigen Hochzeit vor exakt einem Jahr koestlich formulierte: "Vegetarisch - davon habe ich in London schon gehoert!"

pastinake, 07.08.06 @ 09:17

Die Fleischtiger
Na ja, die Mühlviertler (MV) essen wirklich viel Fleisch, vor allem Schwein. An einem Sommersonntag kann man sich beim Radfahren von einem rauchenden Grill zum nächsten durchhusten. Gemüse, Salat und Obst dazu holt man sich im eigenen Garten oder beim Nachbarn. Dieses Jahr sind sogar Tomaten und Auberginen ausgereift. Im Winter? Da gibts zum Bratl Kartoffeln und Kraut (eingelagert) und Vogerlsalat (vom verschneiten Beet). Natürlich gibt es in den Geschäften auch spanische Erdbeeren im März und Zitrusfrüchte im Winter. Aber ein Obsthändler würde im MV wahrscheinlich schnell in Konkurs gehen....

PICCOLO, 06.08.06 @ 00:22

Best of Sow....
Ja, das Schwein ist eine Größe. Mich wundert bei meinem verehrten Blogkollegen "minimalista", dass er das "Atterschwein" nicht nannte... Eine "Designerrasse" dessen Fleisch gut schmeckt und sehr dekadent, sogar mit Macadamian Nuts aus dem fernen "Downunder" gemästet wird. So weit liegen jetzt die Schweinewelten auseinander. Dort das Grilly Milchferkerl das als gefüllter Toskanaleberkäse sogar in Haubenrestaurants an dies und das liegen darf, dort der verschnittene Saubär der seine eigene Odl trinkt und ein nervenkranker Haufen Schundfleisch zum Schweinsbratl in der Industriekantine für den Hackler wird...

M.T.Cicero schreibt in seinem Werk "Vom Wesen der Götter" etwas recht messbares über das Schwein:
"Nichts ist von den Götters derartig signiert, ein gutes und sinnvolles Essen zu sein, als das Schwein. Es gibt kein Haustier das fruchtbarer ist und schneller heranwächst. Es nährt sich redlich von jedem Futter und sein Fleisch ist schnell gegart und wohlschmeckend."

Zurück zum Atterschwein, das ja ein Turopolje Schwein ist. Diese Schweine werden lange schon bevor sie Atterschweine geworden sind in Moosdorf, Innviertel von einem wackeren Bauersmann gezüchtet.

Die Idee kam von mir, der ich auf Rohstoffsuche war, als ich erfuhr, dass der Tiergartendirektor in Schönbrunn, die letzten Bestände aus dem Save Gebiet vor den Kriegswirren des Jugo Konflikts rettete. Die Organisation zum Schutz aussterbender Tierrassen suchte Zuchtplätze. Die Bauersleute haben inzwischen diese Schweine teilweise recht erfolgreich mit einer anderen aber oberösterreichischen Landrasse weiterverkreuzt, so dass ein Schweinefleisch entstanden ist, das seinesgleichen nicht so schnell findet. Nur gibts halt im Monat nur maximal drei Stück zu schlachten.
Sollte ich beim nächsten Speising Fest Zeit haben, bringe ich ein paar Kilo davon auf innviertlerisch geselcht, oder als Wurst dem hochverehrtem Gemeindevolk zur Verkostung mit.

Für einen Koch ist ein Schwein immer eine Welt für sich. Es ist handlich genug um es im Ganzen zu kaufen. Beim Zerlegen lernt man die Anatomie kennen... Es bietet 1000 Gelegenheiten etwas Feines zu bereiten weil jedes Körperteil eine Proportion aufweist, die dem "Garen" an sich, entgegenkommt. Ich kann da lange nachdenken....

Herzliche Grüße !

karlheinz, 05.08.06 @ 21:30

maß aller dinge
ich habe schon den eindruck, dass fleisch im ländlichen bereich noch einen recht hohen prestigefaktor innehat. aus eigener erfahrung wage ich auch zu behaupten, dass der anteil an vegetariern am lande nur einen bruchteil der urbanen pflanzenköstler ausmacht (3 von 73 gegenüber 3 von 7 ergaben meine letzten zählungen).
als gast auf einem bauernhof wirst du auch (so man dich ehrt) eher mit schweinsbraten, geselchtem oder speck überschüttet als mit einer ratatouille - der fleischanteil repräsentiert den status.

weiters wird auf dem lande das verlangen gemüse käuflich zu erwerben ein geringeres sein, da viele haushalte selbiges in ihren gärten ziehen.

ich habe keine probleme in unseren bezirken fleisch ab hof zu erwerben, ab hof verkauf von gemüse ist aber eher eine rarität (wenn, dann sinds "demeter" oder "ernte..." - bauern oder spezialisten, die z.b. blumauer spargel ziehen) - da erscheint es lukrativer, dieses auf bauernmärkten anzubieten.
somit ist auch der bedarf an frischem, knackigem gemüse nicht nur in graz (mit einem für eine stadt dieser größe mehr als ausreichendem marktangebot) sondern auch in zumindest allen bezirkshauptstädten gedeckt.

der glaube an rustikal - proteinreiche nahrung wird auch so schnell nicht schwinden, höre ich doch noch immer das mantra meiner kindheit:
"nimm da no a fleisch, bua, es is gnua do!"

Minimalist, 05.08.06 @ 16:22

Selekitve Wahrnehmung des kleinen Ausschnitts?
Zoom Out! Freistadt ist nicht der Marktplatz des Mühlviertels.

Unser kleiner Urfahrer (Nord-Linz) "Grünmarkt":
Das "beste" Brot (aus Eferding)
Superinterkontinenetaldeluxe Gemüse (Furth, nahe dem Preschinger See; noch bedeutend besser als jenes des besten/verehrten Türken in Linz (Schubertstrasse)).
Marillen aus Frankreich (eine unerreichte Benchmark für die Wachauer), Kirschen aud Franken, spanische Honigmelonen,....und Dutzende andere Fruchtköstlichkeiten, bekomme ich bem "Klausi".
Milchprodukte (aus Lembach).
Wohlschmeckende Hühner und Kaninchen (aus ?)
Sonstiges Fleisch? Vom Linzer "Modefleischhacker". Nicht meine Quelle.

Rind, Perlhuhn, Ente, Gans, Truthenne besorgen wir direkt bei der Bäuerin (Hagenberg).
Lamm, vom Grundlsee (ebenfalls direkt)

Schweinefleisch? Keine akzeptable Quelle, deshalb nur im Wirtshaus.

Fische? Da müssen wir zum Linzer Hauptplatz pilgern (nur Fr.). Dort gibt es wunderbare Saiblinge und Forellen aus der Erlauf (NOe).

Seeigel, Entenmuscheln, Glattbutt, Wolfsbarsch, .... besuche ich in ihrer "Heimat".

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