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SPEISING Open

09.08.07 @ 08:18

Allein unter Männern und vielen Parker-Punkten

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Ich erlaube mir eine Zwischendurchbelebung des sanft ruhenden Traubing; seit dem Uptdate können ja zum Glück Mehrfachdiskussionen geführt werden.


Mein seit einigen Jahren schon virulenter Hang zu Osttirol brachte mir nicht nur eine erfrischende kulinarische Bekanntschaft (siehe tinyurl.com/2c8349), sondern im Zuge dieser auch eine Einladung zu einer sehr gewichtigen Verkostung ein. 12 Weine mit insgesamt 1187 Parker-Punkten, dazu noch 3 Piraten, das hat auch mein sonst nicht so bewertungshöriges Weinherz gereizt.

Die Runde war höchst kompetent, Weinhändler und leidenschaftliche Weinliebhaber, deren Keller offenbar so voll der guten Stücke sind, dass sie diese gerne mit Freunden teilen. Das Prozedere war einfach: es gab zwar eine Liste, doch die Weine wurden in Dreierflights verdeckt verkostet, wobei niemals zwei aus demselben Land waren. Man wusste, es würde spannend werden, weil Weine dieser Kategorie blind kaum mehr zuordenbar sind.

Und so war erwartbar, dass innerhalb dieser zum Teil mit professionellem Zugang (Weinakademie), zum Teil mit sehr emotional zum Ausdruck gebrachtem Enthusiasmus gelebten Verkostung das Irreführungspotential auch für absolute Profis ein relativ hohes ist. So resultierte etwa der Le Landon 1999 von Guigal zwar als bester Wein des Abends, aber die Beschreibungen waren von Rhône weit entfernt (fast alle tippten auf Margaux – der aber leider, im letzten Flight verborgen, mit massivem Kork ausfiel.) Und der Grange 1998 war fast einhellig nach Europa getan worden …

Interessant auch die Position des einzigen Österreichers im Reigen: Kollwentz Privat 2000. Er war immer wieder zwischendurch vermutet worden, teilweise ganz forsch mit überschwänglichen Worten (und Punkten) bedacht, und konnte dann doch nur mehr im letzten Flight sein. Durch den Ausfall von Margaux, der durch einen schon sehr feinen Spottswoode CS aus Napa ersetzt wurde, blieb das Duell Österreich gegen Spanien (Contador 2004). Da traten dann ganz deutlich die bei aller Heimatliebe doch vorherrschenden Zweifel über das im internationalen Reigen mögliche Mithalten zutage - was wiederum die Runde ehrt, die sich vom hierzulande beliebten Puschen heimischer Größe nicht beirren lässt im Abwägen von Möglichkeiten. Und so fiel dem Kollwentz im Duell „Mann gegen Mann“ die weniger gut bewertete Position zu - es war aber genau umgekehrt! Was für Österreich gehalten worden war, war Spanien, und der Privat somit als absolut tauglicher Konkurrent in diesem überwältigenden Weinreigen rehabilitiert.


Was mir blieb von dem Abend: die Bekanntschaft mit noch nie zuvor berührten Weinen, denen ich objektive Größe zugestehen muss, die Gewissheit, auch in der Runde von Männern mit Erfahrung nicht über den schlechtesten Gaumen zu verfügen, und die beruhigende Feststellung, dass mir sehr gereifte Bordeaux, die schon etwas morbiden Charme versprühen, mehr Trinkfreude bereiten als noch so perfekte Weine mit Zukunftspotential. (Allerdings habe ich im Versuch einer objektiven Bewertung dem Clos Erasmus und dem Grange meine höchsten Noten gegeben.)

Angelika Deutsch

Hier noch die Auflistung der Weine; wer Genaueres wissen will, möge sich an mich persönlich wenden:

  • Contador 2004 Benjamin Romeo Rioja
  • Termanthia 2004 Bodegas Numanthia Thermes Toro
  • Clos Erasmus 2004 Daphne Glorian Priorat
  • Costers de Vinyes Velles 2004 Mas Doix Priorat
  • Redigaffi 2000 Tua Rita Toskana
  • Hillside Select 2002 John Shafer Kalifornien
  • Just For The Love Of It 2002 Sine Qua Non Kalifornien
  • La Landonne 1999 Guigal Rhône
  • Grange 1998 Penfolds Australien
  • Chateau Margaux 1986 Margaux Kork, ersetzt durch Spottswoode CS 2002 Napa Valley
  • Chateau Léoville-Las Cases 1986 St.Julien
  • Chateau Talbot 1986 St.Julien
  • Terre di Lavoro 2003 Galardi Kampanien
  • Amon Ra 2005 Ben Glaetzer Barossa
  • Privat 2000 Kollwentz Neusiedlersee

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