Home | Blogs | Das Weinlog | 08.07.04

Das Weinlog

08.07.04 @ 21:01

Genuß und / oder Lebensfreude

Kommentar abgeben

ausblendenSie müssen eingeloggt sein um diese Option zu nutzen. Falls Sie noch nicht Mitglied von SPEISING.NET sind, können Sie sich hier registrieren.

ich erlaube mir einen CWschen Vergleich aufzugreifen und Parallelen, die mir zwischen Musikrezeption und Weinkonsum zu existieren scheinen ein wenig (hoffentlich nicht zu breit - und auch nicht zu ernst) auszuwalzen.

Wie CW bezugnehmend auf seinen Altvorderen (ist das zu despektierlich?) Wagner bzw. Bruckner Ernst dargelegt hat gibt es – wie auch von mir nie bestritten - höchst unterschiedliche Arten durch Wein Vergnügen, Genuss und Lebensfreude zu gewinnen.
Manche Weine und ihr Konsum wirken auf mich der im Musikantenstadel produ- und konsumierten Musik vergleichbar: Sie finden offensichtlich ihre durchaus zahlreichen und hochzufriedenen Abnehmer, werden von Anderen jedoch ob ihrer (vermeintlich?) inferioren Qualität verdammt. In diese Kategorie fällt für mich nicht nur die klassische Supermarkt Doppler- und Tetrapackware sondern auch der Großteil der bei Wiener Heurigen ausgeschenkten Vierteln und vielfach zwar professionell hergestellte aber banale und austauschbare Massenweine aus aller Welt.
Andere Weine könnten durchaus dem Wiener Neujahrskonzert entsprechen, über das – trotz unbestrittener Qualität – von „echten Kennern” doch auch gelegentlich geschmäcklerisch die Nase gerümpft wird. Ob das jetzt Rosés, gschmackige Österreicher, Italiener, Spanier, Franzosen oder Überseeler sind, die unkomplizierten Zugang erlauben scheint mir hier weniger relevant.
Und dann gibt es wieder Weine die unter diesem Aspekt eher einem Philip Glass spielenden Kronos Quartett gleichzukommen scheinen. Hier denke ich an (nach Mourvèdre?) stinkende Châteauneuf-Du-Papes, (zu?) gereifte filigrane alte Bordeaux und Burgunder oder auch brutale Baroli traditionellerer Machart.
Die Vergleiche ließen sich noch fortführen.

Doch so unterschiedlich diese Weine (respektive die Musikstile) sind, so gibt es doch zu jedem von Ihnen Menschen, denen das dargebotene Göttertrank (respektive Ohrenschmaus) ist und die sich daran erfreuen und ergötzen.
Und so wie bei der Musik gibt es ganz klar auch beim Wein Konsumenten, die zu irgendeinem Zeitpunkt ihr Produktspektrum gefunden haben, und ab dann befriedigt dabei bleiben. Es gibt aber auch andere (und ich will hier keineswegs werten) die irgendwann zu suchen beginnen und nicht mehr damit aufhören und deren Geschmack sich dahingehend ändert, dass manches das früher Vergnügen bereitet hat nun nichts sagend scheint. Bei Anderem eröffnen sich dafür Qualitäten, die zuvor verschlossen waren. Ein verlustloser Zugewinn an Genießbarem scheint hier wie dort nicht möglich.
(Dass es daneben wie es in der Musik Wagnerianer, Jazzfans oder Apologeten der historischen Aufführungspraxis gibt, sich ebensolche Gruppierungen sich bei den WeinfreundInnen festmachen lassen, möchte ich hier einmal beiseite lassen) (*)

Mich würde interessieren, wie es den Traubingern und –innen diesbezüglich ergeht bzw. ergangen ist. Mischt sich bei Euch in die Freude über die Subtilität eines Musigny auch ein wenig Betrübnis, dass der mit 16 Jahren getrunkene Doppler nie wieder die damalige Befriedigung bereiten wird können oder sehe ich das zu sentimental? Zahlt es sich aus, sich intensiver und (zumindest gelegentlich) auch ein wenig intellektuell mit dem Objekt der Begierde zu beschäftigen auch auf die Gefahr hin, dass dadurch der eine oder andere Genuss zumindest erschwert wird?
Oder ist das alles unnötige Hirnwichserei, die dem wahren dionysischen Erlebnis nur im Wege steht?

Es würde mich freuen, auf diesem Weg noch ein wenig über die önophilen Biographien der Traubinger in Erfahrung bringen zu können, bevor ich mich für zwei Wochen verabschieden darf.

-hs.


(*) Ich muss gestehen, dass ich in meinem (klassischen) Musikzugang irgendwann um die vorletzte Jahrhundertwende stehen geblieben bin und ich bin mir dieses Defizits durchaus bewusst, habe aber noch Hoffnung.

13 Kommentare | Kommentar abgeben

Neue Kommentare

--- 04.09.18 @ 20:56
Über eine Monokultur aus Klonen künstlich geschaffener Lebewesen – über den Weinbau / PICCOLO: Aus einem alten "Spiegel" Artikel 30.10.1978 - Deutsche Winzer ziehen der Biene wegen den Zorn des Waldgängers Wellenstein auf... [mehr]

--- 04.11.17 @ 09:30
Über würdige, reife Weine / schischi: Mein persönliches Highlight - Uns hatte einmal ein Winzer, das muss so um 2010 gewesen sein, einen Weißwein... [mehr]

--- 09.10.17 @ 20:27
Was Chemtrail-Glaube und Biodynamischer Weinbau eint / OberkllnerPatzig: Feuer - Was man womöglich noch hinzufügen kann ist, dass manche Winzer, die sich rühmen,... [mehr]

--- 18.04.17 @ 12:49
Rauf die Preise! / PICCOLO: Schnell kommt man ans Bildermalen... - Doch schwer an Leute die es bezahlen. So salopp sagen, die Preise sollen rauf,... [mehr]

--- 13.10.16 @ 13:42
Rauf die Preise! / Meidlinger12: Beisl - z.b. das Quell kann noch immer das große Gulasch um 6,90 anbieten. Muß aber... [mehr]

Blogs Archiv

Peter Gnaiger's Sternen-Logbuch --- 04.08.07 @ 20:16
Tischgespräche --- 11.05.07 @ 11:48
Das Gastlog --- 04.09.06 @ 16:45
Das Weinlog --- 14.09. @ 17:01
Christoph Wagner's Weblog --- 04.02.06 @ 13:33

SPEISING Suche
suchen!
Gesamtkarte
Lokal finden
suchen!
?ber uns | Sales | Kontakt | Impressum | Presse | Partner
JPETo™ Content Management System
design by
DMC

Diese Website verwendet Cookies, um die angebotenen Services zu verbessern. Die weitere Nutzung der Website wird als Zustimmung zur Verwendung von Cookies betrachtet. Einverstanden | Mehr erfahren