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Das Weinlog
05.08.04 @ 22:01
Christa Wolf bäckt Nüsse
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Eine unumgängliche Adresse im Kamptal für neugierige Weinnasen ist das Ursin-Haus in Langenlois: sowohl für jene, die sich mit der Sicherheit großer Namen zufrieden geben als auch für jene, die sich unerschrocken auf unbekanntes Terrain begeben, oder für jene, die von überall ein Zipfelchen mitnehmen wollen. Friedlich nebeneinander vereint sind hier Weine um € 5 und solche um das Vierfache; die einen begnügen sich mit einem vorsichtigen, unbeholfenen Kostschluck (ja, jeder hier ausgestellte Wein kann auch – gegen moderates Entgelt – verkostet werden), die anderen brillieren, geschniegelt und gelackt, mit ihrem szenelokaltauglichen Wissen und lassen dabei den kostbaren Tropfen gekonnt im Glase schaukeln.
Ich spaziere jedes Mal, wenn ich vorbeikomme, gerne durch die Regale, studiere die stilistische Mannigfaltigkeit der Etiketten, die Namensähnlichkeiten, beobachte die Anwesenden - und bleibe plötzlich bei einem Namen hängen: Christa Wolf steht da, tatsächlich Christa Wolf, der Wein heißt aber nicht Kassandra, sondern St. Laurent barriquegereift, letzteres ist schräg wie ein Stempel übers Etikett gedruckt, Jahrgang 2000, 9 € hab ich dafür bezahlt, denn dass ich ihn mitnehmen musste, war ja klar, als bekäme ich dadurch wieder Kontakt zu meiner frauenbewegten Studienzeit.
Und jetzt sitze ich da und studiere seit Tagen diesen Wein, für die Bücher hab ich damals auch recht lang gebraucht. Der Ersteindruck war: Nüsse. Frische Nüsse, alle möglichen Arten von Nüssen, auch Nussgebäck, ganz frisches, Nusskuchen, noch fast weiche Nüsse in der Schale. Ich war so erfüllt von Nüssen, dass es mir nicht gelang, auch etwas vom Wein wahrzunehmen. Neuer Versuch am nächsten Tag: Nüsse. Dann kamen andere Dinge und andere Weine dazwischen, und heute wollte ich nachsehen, ob er noch lebt, der St. Laurent: und siehe da, die Nüsse sind immer noch da, nicht mehr ganz so frisch und intensiv, aber unverkennbar. Jemand anders wird sicher anderes herausriechen und –schmecken, aber ich bin außerstande, die Erstwahrnehmung zu verändern. Na ja, nach einiger Zeit im Glas, ein bisserl Klebstoff vielleicht. Er bleibt übrigens auch am Gaumen oben kleben, für die hinteren Regionen ist nichts mehr übrig, ein ganz kurzer Wein.
Aber wo hat Christa Wolf nur die ganzen Nüsse her?
Ursin-Haus, Kornplatz 5 / Kamptalstr. 3 3550 Langenlois tägl. 10-18 Uhr
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