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Das Weinlog
14.10.04 @ 17:52
Jahrhundertjahrgang 1613 und eine neue Raummeßmethode für Weinfässer
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ach Alma, Ihr habt ja so recht, dass wir uns (in den Beiträgen!) von Poesie und Hauptsatz und Musik (ist da überhaupt ein Unterschied?) ab und wieder mehr dem Wein als Solchem zuwenden sollten.
Aber schwer fällt es doch, wo sich immer wieder Rückbezüge auftun. So bin ich gestern über Kepler gestolpert: Johannes Kepler gilt als derjenige, der als erster seit den griechischen Mathematikern einen Beitrag zur Fortentwicklung der infinitesimalen Methoden, insbesondere zur Herausbildung der Integralrechnung geleistet hat. Insofern ist er als echter Vorläufer von Newton und Leibniz anzusehen, die einige Jahrzehnte später, das was Kepler mehr intuitiv vorwegnahm, auf eine fundierte Basis stellten.
Und wie kam Johannes K. dazu, derartige Überlegungen anzustellen?
Wenig überraschend gab Wein der Anstoß. Kepler wollte sich ausreichend des, in „Advocatus Vini” von „Robertus Magnus Parkerus junior” als sensationell beschriebenen, Jahrgangs 1613 einlagern um das liebste Eheweib (und wohl auch sich selbst) zu beglücken.
Doch lest selbst...
”Es war im vergangenen November. Ich hatte eben eine neue Gattin heimgeführt, Österreich schickte nach einem ebenso reichen wie guten Weinherbst eine Menge Lastschiffe die Donau herauf, um seinen Reichtum mit unserem Noricum zu teilen, und das ganze Linzer Ufer bot ein Bild, als wäre es zugebaut mit Weinfässern, die für einen annehmbaren Preis zu kaufen waren. Da fühlte ich mich als Gatte und guter Familienvater verpflichtet, für mein Haus nach dem nötigen Getränk Ausschau zu halten. Ich ließ mir daher etliche Fässer ins Haus bringen und einkellern.
Vier Tage danach kam der Verkäufer mit einer Messrute, einer einzigen nur, mit der er von allen Fässern samt und sonders der Reihe nach, ohne Unterschied, ohne Rücksicht auf die geometrische Gestalt, ohne weitere Überlegung oder Rechnung den Inhalt ermittelte. Er schob einfach die metallene Spitze der Rute durch das Spundloch des Fasses schräg hinein bis zur tiefsten Stelle des einen und dann des anderen kreisförmigen Holzdeckels, die in der Umgangssprache Böden heißen. Erwies sich die Länge vom höchsten Punkt des Bauches bis zum tiefsten der kreisrunden Bretter beiderseits als gleich, so gab er nach der Zahlenmarke, die der Rute am Ende der gemessenen Länge aufgeprägt war, die Zahl der Eimer an, die das Fass halten sollte. Nach dieser Zahl wurde die Höhe des Preises errechnet.
Kepler war so verwundert über diese Vorführung der Visierkunst, dass er eine neue Methode zur Ermittlung des Inhalts von Rotationskörpern (speziell Fässern) ersann und zwei Jahre später in dem auf eigene Kosten verlegten Werk "Nova stereometria doliorum vinariorum" (Neue Raummeßmethode für Weinfässer) veröffentlichte.
Er hatte wohl gehofft damit einen Bestseller bei Winzern und Weinhändler zu landen. Leider erfolglos und so musste er weiterhin (wie seit seiner Ankunft 1612) in Linz als Lehrer Dienst tun.
Und wo?
Ja genau an der Anstalt, die (nach meinen Informationen) unser Bürgermeister (und auch meine Wenigkeit) Jahrhunderte später zu ertragen hatte(n) und wo wir dann auch mit der Keplerschen Fassregel traktiert (?) wurden.....
So schließt sich der Kreis, doch da ich keine aktuellen Verkostungsnotizen des Jahrgangs 1613 bieten kann, erwarte ich demütig jedwede Schelte (und versuche, mich zu bessern).

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