Das Weinlog

16.12.04 @ 10:37

Carpet Tasting - Vini grossi, vini grandi

Spiegelgasse, Teppichhaus. Luis Kracher lädt zur Verkostung in wohligem, elegantem Ambiente, in von Teppichbergen geprägter gedämpfter Atmosphäre. Zwischen Nain, Täbriz und Isfahan warten Riesling, Pinot und Barolo.
Die Freunde finden sich vor aber vor allem hinter den Tischen: Dr. Loosen trägt Stecktuch und preist seine restzuckerlastigen Moselrieslinge, wo der blaue Schiefer nur ganz zart hinter der 03-Jahrgangsüppigkeit zu erspüren ist. Der Name Gantenbein weist von Pisa unberührte auch Nichtweinkenner schnurstracks in die Schweiz: ein Chardonnay, der seine Vielschichtigkeit aus der Assemblage von Reben aus Schieferlagen und fetteren Böden bezieht, und der Pinot (für den der leutselige Winzer bekannt ist), der sich 2003, nach über einem Jahr Fasslagerung, ungleich tieffruchtiger und ausladender präsentiert als vorhergehende klassischere Jahrgänge.

Zwei eifrige junge Damen belagern Elio Altare, einen der großen Könner des Piemont, mit Fragen. Auf das unvermeidliche „klassisch oder modern?” gerät der sonst so ruhige Mann fast in Rage. Gut müsse er sein, der Wein, ruft er aus, was sollen da solche Zuordnungen, und dann versinkt er in ein Philosophieren über Vini grossi und Vini grandi. Viel zu viele seien grossi: dick auftragend also, estenti: ausladend, um sich greifend. Ein vino grande jedoch, ein großer Wein also, beziehe seine Größe, die immer eine diskrete sein muss, und seine Komplexität aus der semplicità, der Einfachheit. Die Verführung finde leise statt, Plakativität habe hier keinen Platz.
Signor Altares Weine sind geprägt von extremer Selektionsarbeit in Weingarten und Keller, daraus beziehen sie ihre Intensität, es macht sie aber auch nachgerade zu Raritäten.
Mitgebracht hat er neben den Barolos von 99 und 01, beide von köstlicher Fruchtfülle und würzigen Röstaromen, auch La Villa, eine Cuvée aus Barbera und Nebbiolo, ein dichter, extraktreicher Wein, von überraschend weichen Tanninen, der sich mit all seinen Schokoladen- und Sauerkirscharomen an den Gaumen schmeichelt, balanciert und voll Potential ist.

Den Verkostungsrundgang beendeten schließlich ein paar Proben aus Kracherschen TBAs, wobei mir die N. 5 2002 von der Scheurebe mit ihrer eigenwilligen Würzigkeit an diesem Nachmittag besonders zusagte.

Location: Teppichaus Rahimi & Rahimi, 1010 Wien, Spiegelgasse
Cast: Ernst Loosen www.drloosen.de
Daniel Gantenbein CH-7306 Fläsch Platz 34 gantenbeinwein@bluewin.ch
Elio Altare Cascina Nuova I-12064 La Morra (CN) elioaltare@libero.it
Weingut Kracher www.kracher.at

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