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Das Weinlog

13.10.19 @ 14:08

BORDEAUX ... 100 Points

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Nun, ich bin ja bekennender Frankreichfan... Immer gerne mal etwas aus Italien oder Kalifornien, oder sonst wo her, solange es gut ist. Aber Burgund, Bordeaux, Champagne, Rhône und Loire haben bei mir schon oft die Nase vorne. Und es gibt so viel weiteres zu entdecken, Jura, Savoyen, ganz Südfrankreich. Burgunder sind die Königinnen des Weines. Bordeaux der König. In den letzten Monaten hatte ich dankenswerterweise, des öfteren die Möglichkeit dieser These nachzugehen.

BORDEAUX, also die Stadt, war schon immer ein wichtiger Verkehrsknoten an der Garonne. Die Römer brachten die ersten Reben. Recht bald wurde der Wein ein Handelsgut. Biturca hieß die erste Rebsorte von Bedeutung. Die hatte einen großen Vorteil, sie war frostbeständig. Eleonore von Aquitanien heiratete 1152 Henry Plantagenet, den zukünftigen König von England. Somit hatte Bordeaux ein Monopol für den Verkauf von Wein ins Königreich. Durch einige Kriege im Laufe der Jahrhunderte, gab es natürlich ein auf und ab im Handel. Holländer sind ab dem 17. Jahrhundert einflussreich und innovativ. Sauberere Fässer und die Verwendung von Schwefel sind Neuerungen. Sie beeinflussen auch die Produktion der Weine, z.b. auf "Ho-Bryan" , später bekannt als "Haut Brion".

1787 kommt Thomas Jefferson nach Bordeaux und erwähnt eine Klassifizierung, welche von Maklern und Händlern erstellt wurde. Erstmals werden Flaschen verkorkt und versiegelt. Sie ersetzen langsam den Fasshandel. 1855 erfolgt die berühmte Einteilung der Chateaux. Reblaus und andere Krankheiten bringen dann große Probleme. Nachdem zweiten Weltkrieg geht es mehr oder weniger weiter bergauf. Bei der Qualität und bei den Preisen. Man produziert viel Rotwein, etwas Süßwein und ein wenig trockenen Weißen. Cabernet Sauvignon links des Flußes, Merlot mehr rechts.

Seit Robert Parker seine Bewertungen macht, gehören die Top Weine der Region zu den höchstbewertesten. Wie bereits oben erwähnt, betrachten wir heute eine paar der Highlights.
Es handelt sich bei allen Weinen um den Jahrgang 1989, der als wirklich toll gilt. Und er steht immer in Konkurrenz mit 1990. 1989 rules, sag ich mal.

CHATEAU CHEVAL BLANC RP 96 Decanter 98 MK 100
St. Emilion, und somit ist nicht der Cabernet Sauvignon der Star. Über 50% Merlot und der Rest Cabernet Franc, ein Schuss Cabernet Sauvignon vielleicht. Seit 1832 wird hier Wein gemacht, heute im Besitz von LVMH. Die haben eine Menge Geld in die Hand genommen um einen neuen Keller zu bauen. 13 Millionen Euro. Neue Technologien findet man schon, aber der Wein wird sehr traditionell gemacht. Beton Tanks wurden bereits lange verwendet, heute sind sie halt eiförmig. Mit 1947 und 1982 hat man mindestens 2 legendäre Weine gemacht.
Schon beim ersten Eindruck ist der Cabernet Franc da. Paprikapulver, Kräuter und grüne Paprika. Minze, Zedernholz. Geschmeidig ist er und lang am Gaumen. Ziemlich am Punkt die Flasche. Sehr elegant und filigran. Wie eine alternde Ballerina. Vielleicht könnte man den einen oder anderen Punkt abziehen, weil er nicht ewig halten wird. Ich bin aber in diesem Fall für gut gelaunte 100 Punkte. Durch den Anteil des Cabernet Franc, wirkt CHEVAL BLANC immer fein und elegant, voller Struktur und Harmonie, wie diese Flasche.

CHATEAU PETRUS RP 100 MK 100
Petrus hat man ja nicht so oft im Glas. Die Produktion ist mit ca 35 000 Flaschen überschaubar und der Preis ist oft nicht überschaubar. 100 % Merlot machen diese Chateau schon besonders, angeblich sind ein paar Stöcke Cabernet Sauvignon dabei. Dem Pomerol wurde die Anerkennung erst spät zu Teil. Seit dem Ende des 18 Jahrhunderts existiert das Gut. 1925 fing Madame Marie Louise LOUBAT an, Teile der Weingärten zu kaufen. 1945 war sie alleinige Besitzerin und brachte gleich einen Jahrhundertwein auf den Markt. Jetzt wurde Petrus zu einem der größten Weine der Welt. Madame verstarb 1961 und die Erben verkauften an Christian MOUEIX. Der Weinberg liegt auf einer kleinen Anhöhe und statt Kies findet man hier mehr Lehm und Sand, gut für Wassehaushalt und Mineralienzufuhr an die Reben.
Wenn dieser Wein ins Glas kommt, es war eine Blindprobe, beeindruckt zuerst die Ruhe. Er wirkt gar nicht so toll, erst Minuten später zeigt sich Frucht und dann doch einiges an Kraft. Aromen von Tee, über Orangen und Lorbeer, Kirsche und Graphit. Im Abgang sehr frisch und fast minzig. Unglaubliche Länge, die Struktur der Tannine und Säure zeigt sich langsam. Der Wein wirkt jung und hat jede Menge Zukunft. Voller Würde und Würze. Ein Erlebnis. Ein drahtiger Solotänzer.

CHATEAU LA MISSION HAUT BRION RP 100 MK 100
Klassisch, seit 1540 gibt es hier Reben. Verschiedene Besitzer, auch die Kirche war dabei. 1919 ging es an die Familie Woltner, welche recht innovativ war. 1983 wurde alles an Clarence Dillon verkauft. Dieser ist auch der Eigentümer von CHATEAU HAUT BRION, in dessen Schatten LA MISSION immer steht. Dabei produzierten sie durchwegs tolle Weine, zu günstigeren Preisen. Natürlich gibt es hier auch keine Schnäppchen. Normalerweise hat man 48% Cabernet Sauvignon, 45% Merlot und 7% Cabernet Franc im Glas. Rund 7000 Kisten kommen in den Verkauf. 1989 ist ein legendärer Wein. Durch recht viel neue Holz, welches hier verwendet wird, hat die Nase sofort etwas Mokka und Nuß. Teer und Tabak. Dunkel. Später gesellen sich Beeren dazu. Eine irre Struktur und Säure prägen diesen monumentalen Wein. Wunderbares Tannin und endlos lang im Abgang. Zitruszesten und eine minzige Frische. Gerne in 10 oder 20 Jahren wieder. Er trinkt sich natürlich schon sehr fein, aber diese Flasche ist erst am Beginn des Trinkfensters. Extrem verwoben und dicht am Gaumen. Blockbuster Flasche.

CHATEAU HAUT BRION RP 100 MK 100
Der unmittelbare Nachbar von LA MISSION und somit immer ein spannender Vergleich.
Im 15. Jahrhundert heiratet Jean de Pontac seine Verlobte Jeanne de Bellon, diese besitzt einige schöne Weingärten in Graves. 1550 baut man ein Gutsgebäude und das Weingut ist gegründet. Es bleibt lange in der Familie. Der Wein war in England immer recht beliebt. Im 17 Jahrhundert war einer der Pontacs viel in London. Ein Gast und Schriftsteller, berichtet er habe in der Royal Oak Tavern einen vorzüglichen Ho Bryan getrunken (10. April 1663) Die Familie eröffnet eine eigene Schenke in London. 1801 kaufte der bekannte Staatsmann Talleyrand das Chateau, gab es aber ein paar Jahre später wieder ab. In den 30er Jahren ging es eben an Clarence Dillon, einen amerikanischen Bankier. 1989 und 1990 sind beides Weinlegenden. Die Rebflächen sind mit 45 % Cabernet, 40 % Merlot und Cabernet Franc bestockt. Es gibt auch einen herausragenden Weißwein.
Der Wein ist ein großes Vergnügen, weil er momentan perfekt zu trinken ist. Klasse von Anfang bis zum Ende. Seidig, dicht, eine betörende Fruchtsüße. Johannisbeeren und Steinpilze, Kräuter und Herbstlaub. Erdig, etwas Fleisch. Tannin ist am Punkt. Endlose Länge, und nichts stört den präzisen Auftritt. Er hat natürlich noch Zukunft, bzw. wird er noch eine Zeit auf diesem wunderbaren Niveau bleiben. Beim Potenzial hat der LA MISSION die Nase vorne und auch der PETRUS. Eine Legende im Glas. Danke.
Sollte jemand nun Interesse an gereiften Bordeaux bekommen, es gibt auch günstigere Varianten als die oben genannten...

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