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Angerer Alm (St. Johann)

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Wann ist eine Almwirtschaft eine Almwirtschaft? Wenn sie Almlage hat. Ausblick. Eine resche Wirtin. Zünftige Küche, bodenbezogen. Sich dem Einkehrschwung im Winter darbietet, im Sommer den Wanderwegen nah ist.

Also ist die Angerer Alm eine Almwirtschaft (nur am Rande: seit 1925 Gasthaus und Skihütte), zudem von der feinsten Sorte: Der Ausblick von den Abhängen des Kitzbühler Horns übersteigt die 180 Grad Schwenkbreite. Die Wirtin verfügt über ausgesprochen angenehme Attribute, die die optischen hervorragend ergänzen. Die Hausmannskost bei Tag erfüllt mehr als Grundbedürfnisse. Die Ski tragen einen direkt auf die große Sonnenterrasse.

Diese Hütte aber kann mehr, das zeigt sich dem aufmerksamen Blick ganz unverhohlen: inmitten fröhlicher Dekoration ohne Scheu vor Kitsch leere Weinflaschen mit ehrfurchtgebietenden Etiketten, neben der Schank ein Weinklimaschrank, im großen Gastraum ein Zigarrenhumidor, ein eigene Schnaps- und Zigarrenkarte mit allerlei lehrhaftem Inhalt. Der Blick in Richtung Küche macht schließlich endgültig klar: Hier wird mehr geboten als Gröstl und Kaiserschmarrn, hier findet Heimat, wer den Leidenschaften des Essens und Trinkens in unprätentiöser Atmosphäre frönen will.

Das täglich neu definierte Überraschungsmenü gibt es nur auf Vorbestellung, nur abends: dafür auch schon für traute Zwei. (Lauschige Zimmerchen in putzigem Karolook, Himmel- oder Stockbetten je nach Bedarf geben der anschließenden Nachtruhe den geeigneten Platz). Küchenchef Steffen Aßmann, jung, experimentierfreudig, mit Lust auf Einflüsse jenseits der Sieben Berge, setzt die Ideen der Wirtin eigenständig um: und dass Spielereien gegenwärtiger Gastrotrends wie der Dreisprung als Gruß aus der Küche, auf einer alten Fliese serviert - Zucchini-Ingwermarmelade im Minischüsserl, eingelegtes saures Gemüse (auch ingwerbestückt und mit Gänseblümchen versetzt) im Marmeladeglas, Brennesselsuppe im Puppengeschirr (die exotische Süße verdankt sie der Verwendung von Hollersirup) - auch in luftiger Höhe vorzufinden sind, ist in diesem stilistischen Sammelsurium höchstens für Extrempuristen Dorn im Auge (die Tischblumen übrigens: ein dicker Almblumenstrauss).

Die Küchenlinie bewegt sich unerschrocken zwischen regionalen Bezügen und gegenwärtig gastronomischen Musts, lässt heitere mediterrane Zitate aufblitzen und schwingt sich zu äußerst gelungenen Kombinationen auf; die Lust am Würzen äußert sich in der Verwendung vieler Kräuter und im sorgsamem Umgang mit exotischeren Zutaten. Aus den Möglichkeiten: Salat mit Pulpo, feinen Scheibchen von grünen Bohnen, roten Linsen, Minze, dazu seerosengleich auf einem Kapuzinerkresseblatt drapiert ein süßlich-scharfer gefüllter Kirschpfefferoni: trotz vielfältiger Zutaten kommt jedes Element zu seinem Recht und behält die notwendigen Eigenheiten.

Selleriecremesuppe mit Topfennocke: von rauchig-speckigem Grundton, die Nocke fest und flaumig zugleich. Tafelspitzravioli: fester, "bodenständiger" Nudelteig mit würziger Fülle, auf Kaiserschotenschäumchen (ja , auch aufs Schäumen versteht man sich hier) und Kren. Saftiges rosa Rindsfilet mit dichtem Zwiebelconfit und überraschender Orangenpolenta, deren zarte Aromatik ein in Leichtigkeit enthebender Zugewinn ist. Zum Dessert eine Bananenmousse, die die Erinnerung an Schokobananen mit Flaumigkeit belegt, Tiramisucreme mit Kirschen, Safranparfait als Kontrastkick.

Das Drumherum: Melissenblätter im Wasserkrug, zum Hausbrot Rosenblütenbutter; Tellervielfalt, dafür einfaches Besteck. Und beste Glaskultur. Denn: Über den Wein herrscht Hausherrin Annemarie Foidl, Sommelière mit zahlreichen Auszeichnungen und Titeln, die den Gast am liebsten in den (wohnlichen) Weinkeller schickt, um sich seinen Favoriten selber auszusuchen. Es sei denn, man vertraut ihr blind und hat Lust auf weinbegleitende Abenteuer ... Der Fundus birgt viele wohlgereifte Flaschen, die sonst in der landläufigen Gastronomie gerne zu kurz kommen und auch Raritäten wie Bestandteile des Zarenweinkellers Masandra. Die Freunde des Edelbrandes hingegen werden an einem umfassenden Kössler-Sortiment ihre Freude haben.

Wandern Sie almwärts!

Angelika Deutsch

5 Kritiken | Kritik verfassen

alma, 06.02.07 @ 09:53

Saisonbedingt gibt's heuer einen anderen Küchenchef, einen Salzburger: da ist es bei den Abendmenüs (nein, keine Karte, immer eine überraschung) ein wenig traditioneller als bislang. Dafür legt der Weinkeller weiter zu: eine spannende Sache ist gewiss die Sake-Sammlung, und ein Ausbau des "Deutschen Ecks" geht auch vonstatten.

alma, 22.01.06 @ 22:08

Inklusive schöner Wirtin ? ;-)
Call next time!

andreasbigler, 22.01.06 @ 20:29

@ alma:

Keine Frage, aber der ist auch im Keller unserer Kirchberger Wohnung zu finden ....

alma, 22.01.06 @ 11:51

Zu Hahnenkamm-Zeiten sollte man die ganze Gegend überhaupt meiden ... aber der Wein war doch hoffentlich gut, oder?

andreasbigler, 20.01.06 @ 18:28

Da meine Eltern seit vielen Jahren in Kirchberg eine Wohnung haben, halte ich mich ziemlich oft in dieser Gegend auf.

Die Angerer Alm gehört jener Gastrosparte an, die man nicht einfach zu jeder Zeit besuchen sollte, denn leider wissen auch die Schickis von ihrer Existenz und es ist leider auch nicht die geringste Sportlichkeit nötig, um hierher zu kommen, daher "Almcharakter für Bürowalachen und Krawattenheinis" ....

Speising sagt

empfehlenswert

ø 2.00 Punkte (4x bewertet)

empfohlen am 18.07.05 @ 20:11

Adresse

Kitzbühelerhorn 5
6380 St. Johann
Telefon: 0 53 52.627 46
Fax: 0 53 52.627 46-4
Email: office@angereralm.com

Küchenzeiten: Ende Mai bis ca. 10. Okt., Anfang Dez. bis Mitte April
Menüpreis: €€

Inhaber: Annemarie Foidl
Küchenchef: Annemarie Foidl
Kreditkarten: Visa, Mastercard
Besonderheiten: Menüs abends nur auf Bestellung Im Slow Food Führer 2012

www.angereralm.com

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