Landgasthaus Reim (Pottendorf)

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»Es macht Spaß dort zu essen«, unterstrich Landesrätin Petra Bohuslav die Wahl der Jury

Diesen Spaß wollte ich auch haben-nun war ich also im „weltbekannten“- so die Dame im Service mit Augenzwinkern- (weil das Lokal in den letzten Tagen gute PR durch die Auszeichnung Einsteiger des Jahres 2011 der Wirtshauskultur Niederöstereich /©Homepage/ hatte) Landgasthaus Reim.

Von außen eher unscheinbar springt einem beim Betreten des Lokales sofort eine alte, urig-originelle Schanke ins Auge. Links davon ein heimelig- rustikal eingerichteter Raum; links die Abteilung für Raucher- und Innen. Vier kleine Tische für je zwei Personen und ein etwas größerer Tisch, nett eingedeckt, frische Blumen und Kerzen- nur halt alles sehr beengt. Popo streift Tisch ist angesagt wenn jemand vom Nebentisch aufsteht.
Falco, Netrebko, Minelli und Monroe als Gemälde an den Wänden, dazu ein Regionalradiosender (der den Geräuschpegel nochmals in die Höhe drückte)- Stilmix ist angesagt- genauso wie bei der Speisenauswahl.

Als Hommage an die Wirtshauskultur wird Schweinsbraten, Gulasch und Beuschel mündlich angeboten, in der Karte sind Frittatensuppe, Cordon Bleu, Grillteller und Schweinefilets in Currysauce ebenso zu finden wie Gebratene Gansleber, Lachstartare, Hirschragout und Lammstelze.- und davon gibt es mehrere Gerichte auch in kleinerer Ausführung; erfreulich.

Die offerierte Vorspeise: Gambas mit Jakobsmuscheln: Zwei Stück glasige gebratene Muscheln mit crosser Kruste, 1 1/2 Gambas mit reichlich Knoblauch und mitgebratenen Kräutern; das ganze auf einem Salatmix serviert - und augenfreundlich präsentiert. Schmackhaft, hohe Garkunst. Einzig die Unmenge heißes Öl in denen die Tierchen gebratenen wurden ergoss sich über den Teller- Heißes Öl und kalter Salat- geht nicht gut miteinander. Der Preis dafür: 19,90- zu hoch, viel zu hoch für die Portionsgröße

Schlichtweg sensationell+ perfekt dann die Curry Cremesuppe mit gebratenen Scampi € 4,20.Perfekte Balance zwischen Aromatik, Schärfe und Süße durch Kokosmilch(?). Tolle Konsistenz, bissfestes Gemüse und Sprossen, frische Kokosraspeln und Safran- echt großartig.

Nach dem mit Abstand schlechteste Beuscherl meines Lebens im Valley Rose in Wien wollte ich es wieder einmal wissen: Kalbsrahmbeuscherl mit Semmelknödl € 6,20. Eines der Kategorie sehr gut; dazu ein Knödel – locker-luftig. Ja, so macht ´s Freude.

Das Dessert: Ein nahezu idealtypisches- sowohl Geschmack und Konsistenz betreffend- Zimtparfait mit Tiramisu um € 5,70; frische Ananas, Kumquats und Kokosraspeln waren zwar ein netter optischer Aufputz- zur Speise passte es nicht.

Service: Die beiden Damen im Service sehr, sehr bemüht, freundlich und herzlich betreuend. Da wurden sogar nach der Vorspeise mit einem antiquierten Tischbeserl die Brösel (von einem echt minderwertigen Gebäck) abgekehrt; Aschenbecher gewechselt und Wein nachgeschenkt. Allerdings mit zunehmender Gästeanzahl auch merklich unkoordiniert; durch die vielen Gäste überfordert. So gab es für drei Gänge eine Papierserviette, Essen wurde vermehrt zu den „falschen“ Gästen gebracht, kein Zucker zum Kaffee, kein Aschenbecher, mehrmaliges verlangen nach der Rechnung, vergessenes Getränk. Auch beim Wein- leider nirgends zu ersehen was es glasweise gibt zeigte man sich nicht recht sattelfest, so wurde aus empfohlenem Chardonnay dann doch Weißburgunder der letztlich ein sehr guter Rotgipfler vom Hartl aus Oberwaltersdorf war.

Trotzdem- nicht nur auf Grund der wirklich sehr guten Küche empfehlenswert. Ob das Speisenangebot dem was man sich von einem von der Wirtshauskultur ausgezeichneten Betrieb erwartet- das mögen andere beurteilen- am Besten die vom Wirtshausführer!

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