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Rome, yes we can!

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Ganz langsam beschleunigt der Bus zur Stazione Termini, dem Bahnhof von Rom. Irgendetwas hat sich verändert.

Nicht verändert hat sich mein Stammgastverhalten, unter dem ich an wiederholt aufgesuchten Urlaubsdestinationen leide. Ich muss zu meinem Missfallen immer dieselben Lokale aufsuchen. In Rom sind das die EntocAntica, die Antica Taverna, La Canonica in Trastevere und die Ada. Und sollte ich mehr Zeit haben, gibt es noch eine ganze Reihe Wirten auf der Ersatzbank, die dringend eingewechselt werden wollen. Für zwei durch eine Nacht verbundene, nachtzugumklammerte Tage reicht dieses Programm. Das Problem dahinter ist evident: Ich lerne keine neuen Lokale kennen und stapfe immer auf denselben Pfaden durch die Stadt. Zweiteres ist kein Wunder, habe ich doch auch schon in Rom gelebt, die Trennlinie zwischen zivilisierter und restlicher Welt gefunden (nördlich von Rom), beschlossen, lieber wieder als Tourist wieder zu kommen, und somit nahezu alle Möglichkeiten, die einem die Stadt um von A nach B zu kommen bietet, über Monate hinweg abgeschritten. Neue Wege kann ich in Rom kaum beschreiten.

Auch diesmal regnet es. In Rom regnet es von Oktober bis April, dafür ist die Meeresnähe verantwortlich und Touristen wie Zugereiste wundern sich, dass die zahlreichen Busstationen keine Dächer für ein trockenes Warten bieten. Der Regen wird ignoriert, ebenso wie die Kälte, diese widerliche feuchte Kälte, die bis tief in die Knochen kriecht. Die Römer geben sich original jedes Jahr aufs Neue überrascht, dass es im Winter kalt ist. Obelix hat nicht ganz unrecht und als Kurzzeitrömer steht mir diese Bemerkung ebenfalls zu.

Regen und Kälte sind stets willkommener Anlass, an der beeindruckenden Spanischen Treppe vorbeizugehen, in die Via della Croce zu biegen, dort die erdig und nicht von Touristen verfälschte Trattoria Otello di Concordia rechts liegen zu lassen, um den Nachmittag in der EnotecAntica zu verbringen. Diese Weinbar mit Restaurant ist ein dunkler Schlauch, der die Augen erst nach einiger Zeit der Umstellung aufs Dunkle mit seiner Schönheit verwöhnt. Die EnotecAntica ist ein prachtvolles Gewölbe, bis unter eben dieses mit den besten Weinen des Landes gefüllt, welche auch glasweise und antipastibegleitet probiert werden können. Wie leider üblich ist eines von drei Gläsern Wein kaputt, also oxidiert oder ähnliches. Das macht nichts, wird es doch kommentarlos ausgetauscht. Schnösel werden ignoriert. Der hiniche Dolcetto führt zu einem schmeichelnden Morellino, welcher direkt in einen Brunello übergeht. Fünf, sieben und zehn Euro sind die gut eingeschenkten Achtel allesamt nicht wert. Wert ist es jedoch, hier Zeit zu verbringen, ein wenig den Mund zu halten und Ruhe in Wein und Käse zu finden. Die EnotecAntica muss wieder besucht werden.

Hinaus in das Chaos, rauf auf die Via del Corso, runter bis zur Piazza Venezia und zur Schreibmaschine, die von den Römern seltsamer Weise anders, nämlich Monumento Vittorio Emanuele II genannt wird. Dieser Platz bleibt in seiner Wirkung unerreicht. Egal, welche Blickachse ich durch die Gebäude und Freiflächen setze, diese Kulisse, dieses Panorama, diese Eindrücke stehen für Rom, stehen für Epochen, Chaos, Aufstieg und Niedergang:
Da ist die manieristische Kuppel von Santa Maria di Loreto, gleich daneben die Trajanssäule und einen Blick dahinter die Kirche Santissimo Nome di Maria al Foro Traiano - nichts ist gleich, das Ensemble wirkt gewürfelt, verspielt, zufällig, konzeptfrei. Dahinter erheben sich sechs Stockwerke des antiken Trajanmarkgebäudes, bei Nacht ein beleuchteter Traum, die wiederum vom Kolloseum überragt werden. Dazwischen liegt das Forum Romanum, das im Hügel des Kapitol seinen Ausgang findet. Dieser kleinste der sieben römischen Hügel ist leicht über die von Michelangelo entworfene Treppe zu erklimmen, eine der schönsten Freitreppen weltweit.
Abends, wenn es dämmert, präsentiert sich das gesamte Areal der Piazza Venezia von seiner schönsten Seite. Jedes Gebäude hat ein durchdacht wirkendes Beleuchtungskonzept, das in Summe ein Lichttheater atemberaubender Impressionen bietet.

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Wer den Fehler macht, sich in der Mittagshitze eines Sommermonats dorthin zu begeben, kann diesen wieder im angrenzenden Ghetto wieder gut machen. Das jüdische Viertel Roms besticht durch engste Gasserl, kleinste Plätze, krumme Straßen und eine Ruhe, wie sie sonst kaum wo in der Ewigen Stadt zu finden ist. Verliert Euch, aber seht zu, dass Ihr die Piazza Margana nicht verfehlt. Sucht die Piazza Mattei und freut Euch über den entzückenden Schildkrötenbrunnen in deren Mitte. Durchstreift die Via Sant´Angelo in Pescheria, speziell abends, und lasst dieses uralte Rom auf Euch wirken. Esst dann in der Via del Portico d´Ottavia einen warmen Mandelkuchen bei Boccioni, gefüllt mit Ricotta und Kirschen, und sendet einen dankenden Gedanken an Pia de Simony, von der ich diesen Tipp habe. Für den Caffe gehen wir in die Bar von Vincenzo Rocco in der Via dei Funari 23, schnörkellos die Bar, herzlich der Chef, fantastisch der Caffe.

Raus aus dem Ghetto, rüber in die Via dei Giubbonari, die uns langsam zum Campo dei Fiori bringt. Die Giubbonari beherbergt Fetzengeschäfte ohne Ende, deckt das gesamte Spektrum von untragbar bis tres chic ab und birgt auf halbem Wege das wohl kitschigste Kirchenplätzchen Roms: Die Piazzetta vor der Kapelle Santa Barbara. Die Kapelle ist entzückend, und sollte wer einen kreativen Input zu einer Hochzeitslocation brauchen: Bitteschön, besser geht´s nicht. Der Kirchenwirt, gleich rechts, wird mein nächstes Stammlokal in Rom werden. Mein altes gibt es nicht mehr, also darf ich mir wohl nach dem Trauerjahr ein Nachfolgelokal aussuchen.

Endlich am Campo dei Fiori!
Auch wenn die Lackier- und Anhiaslphase in Vorbereitung auf das christliche Jubileum 2000 nicht spurlos am Campo dei Fiori vorübergegangen ist, so hat er sich doch wieder ein wenig seiner Würde in Patina erarbeiten können. Gegenüber das Gebäude La Carbonara, links die Tschocherln, im Rücken das wasserfallartig abfallende Kinogebäude, in der Mitte Giordano Bruno und rechts die Norceria und ein paar Lokale - nichts hat sich verändert. Jeder Mensch, dem ein wenig Herzensbildung widerfahren ist und der Rückgrad von Rückschritt unterscheiden kann, weiß, dass eine Norceria das Sal de Fleur unter den Salinen der Wurstfabrikanten und Fleischhauer dieser Welt ist. Nachdem Goethe, Tennis "Si" Williams und auch der Handke-Peter an der Beschreibung dieser Norceria gescheitert sind (oder kennt wer die Texte?), möchte selbst ich in meiner sonst maßlosen Überschätzung die Finger davon lassen, und eben diese lieber zum Verzehr der dort geboteten Kostproben der fleischlichen Wunderwaren einsetzen. Unfassbar, bezahlbar, verzehrend. Gegenüber holen wir uns das Glas Wein dazu, der Brunello hat eine unangenehme Alterungsnote, wird wortlos ausgetauscht und so sollen die 10 Euronen für das Glas gut investiert sein. Am Markt erstehe ich ein Ölkännchen, wie es in ca. 20 Jahren zu Hauf am Obkircher Flohmarkt in Döbling zu kaufen sein wird.
Rund um den Campo ist kein Schritt zu wenig, aber seht Euch das selber an.

Ich frage in benachbarten Geschäften in der Via dei Banchi Nuovi nach ihr und erfahre die über viele Jahre hinweg gefürchtete Wahrheit. Ada ist verstorben. Ada. Lange noch hat sie ihren Mann Alfredo überlebt und ihre Osteria weitergeführt, doch das sprengte hier den Rahmen.

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Die Banchi Nuovi und in Folge die Via del Governo Vecchio bieten Ruhe, Antiquitäten und ein kleines Gasserl, der Vicolo dell´Avila, welches in die Via di Monte Giordano bei Nummer 12 mündet. Exakt dort ist die Antica Taverna von Monica und ihrem Mann Paulo. Die Antica Taverna ist mein Wohnzimmer und mein Balkon in Rom. Die Taverna offeriert Gästen eine sehr straighte römische Küche und versorgt Touristen mit Futterklischees. Beide kommen voll auf ihre Rechnung, die unglaublich gering ausfällt. Die Antipasti sind überbordend, Büffelmozzarella fehlt nie und die Zucchine sind der oft überbleibende Geheimtipp für Feinspitze. Die Pasta ist schnörkellos, mit Ochsenschleppsugho, all´Amatriciana oder mit Meeresfrüchten. Auch Salsiccie, Zucchiniblüten und Ricotta begleiten die Teigwaren talvolta. Die Secondi, wer dann noch kann, sind römisch derb: Ein extrem lammelndes Milchlamm, ein Innereienkoch (Coratella), Kutteln, in Milch aufgeweikter Stockfisch (Baccala), Ochsenschlepp und die Pajata, das ist der mit gestockter Mutterkuhmilch gefüllte, in Ringen abgebundene, in einer Romagnola geschmorte Zwölffingerdarm eines Kalbes. Beim Aufschneiden quillt der "Frischkäse" aus dem Gekröse und vereint seine dezente Bitterkeit mit der süßlichen Romagnola zu einem neuen Geschmackserlebnis. Wer das mag, dem schmeckt es auch. Es gibt weiters butterweiches Kaninchen, Ente und Steak, man muss nicht automatisch in den Garstigkeiten der Arme-Leute-Küche Roms herumstierdeln.
Mein Empfehlung: Kommt gegen Mittag, esst und trinkt, bleibt über den Nachmittag sitzen, trinkt, erwartet einen neuen Hunger, esst zu Abend und bleibt bis nach Mitternacht hocken. Ihr erlebt Rom, ihr erlebt die Zeit in Rom und ihr erlebt die Römer, wie sie mit ihrer Zeit umgehen und wie viel Platz für Herzlichkeit sie dieser Zeit einräumen.

Am Heimweg schaut bei Jonathan´s Angel vorbei, eine Tschochette ums Eck mit dröhnend lauter Musik, die das 8. Weltwunder in Form einer Toilette beherbergt. Deswegen geht dort aufs Klo, Ihr werdet es nicht bereuen.

Ein neuer Tag, ein kurzer Caffe mit einem Cornetto und ab nach Trastevere. Hier, mitten in der brüllend lauten, hektischen Stadt, hat sich ein kleiner Ort eingenistet. Nur wenige Autos, in erster Linie Smarts, wagen den Weg durch die engen Gassen. Die Gassen sind so verwinkelt, dass der in Rom stets präsente Wind nicht hineinfindet, was wiederum die Temperatur steigen und die Pflanzen gedeihen lässt. Selbst im Winter blühen hier die Bougainvilleen und die Anrainer stellen ihre Topfpflanzen an die sonnigsten Plätze. Ohne in ein Vergnügungsviertel auszuarten, reihen sich hier Osteria an Osteria und Bar an Bar und mit ein wenig Glück sitzt man in der Via del Politeama neben Vasco Rossi, schnorrt ihm einen Tschick und summt vergnügt seine Lieder. Wer unter einer gewissen Entscheidungsschwäche leidet, wird hier bei der Lokalwahl verzweifeln. Nur eines vorweg: Es ist überall gut. Lasst keine Gasse zwischen Via Garibaldi und Via di San Gallicano aus, Ihr würdet es bereuen.

Der Platz Santa Maria in Trastevere ist groß, schön und atmosphärisch dicht. Die umgebenden Häuser sind niedrig, der Himmel ist nahe. Der mittige Brunnen bietet Stufen als Sitzgelegenheiten, ebenso wie die zahlreichen Bars mit ihren Gastgärten. Kinder tollen herum, Bettler rasten sich aus, AgitantInnen bitten um Unterschriften, doch über allem ragt die Kirche. Nirgendwo ist ein Kirchenbesuch so zwingend wie in Santa Maria in Trastevere. Ich kenne keine Kirche, welche auch nur annähernd diese Stimmung schafft, dieses Licht bietet und eine solche spürbare Spiritualität in sich ruhen hat. Das muss man gesehen und gespürt haben.

Back on Earth: Weil Hunger in Rom quasi unmöglich ist, gehe ich aus Gewohnheit essen und schaffe es tatsächlich, das älteste aller Stammlokale, La Canonica, unbesucht zu lassen und wähle tolldreist ein neues Lokal aus, das Da Otello in Trastevere. Ein fein herausgeputztes Restaurant, Damast am Tisch und am Schoß, eine Kühlvitrine mit wunderschön marmorierten Fleischpaketen und ein abundantes Vorspeisenbuffet ergeben die ersten Eindrücke. Ein Artischoke wird zur schlichten, speziellen Vorspeise, die Fettucine alla Crema di Scampi öffnen den Magen für das Controfiletto mit Rucola und Grana als Hauptgang. Das Fleisch mürbe, das Aroma intensiv, der Rote aus Latium schmeichelnd - Gaumen, Herz, was wollt Ihr mehr? Limoncello? Bitteschön, wenn es sein muss und der Herr Ober es so nett anbietet, meinetwegen. Runter die Plörre!

Zurück in Rom.
Noch einen Caffe? Where else als im Tazza d´Oro oder in der Bar Sant´Eustachio. Die beiden rittern seit Ewig um den Titel des besten Caffes der Urbs und der Gewinner steht immer noch nicht fest. Das Tazza d´Oro besticht durch den Blick aufs Pantheon und die einsehbare Rösterei. Die Bar Sant´Eustachio hingegen liegt ein wenig abseits, schräg hinter dem Pantheon und ist damit natürlich deutlich cooler weil geheimer. Der Caffe vom Tazza d´Oro ist dunkelschwarz, stark und hui kräftig im Geschmack. Der von der Sant´Eustachio hingegen kommt schaumig kremisch aus den Maschinen und schmeckt mollig wohlig. Dem Gedränge nach gewinnt die Bar Sant´Eustachio, man muss aber schon einiges gewöhnt sein, um sich das dort anzutun, zum Beispiel Busfahrten in die Vororte der Stadt, die Casilina hinaus, wo nur die Zahl der Schlaglöcher die Anzahl der Drücker, Drängler und Taschelzieher im hoffnungslos überfüllten Bus übertrifft.

Vor dem Pantheon denken wir kurz an Audrey & Gregory und deren Rom zu deren Zeit. Wer dieses Rom von damals erleben möchte, möge nach Palermo fliegen und die Wahrnehmung auf Schwarz-Weiß schalten - den Rest erledigt das Wunder Vucciria. Da mein Maß aller italienischen Einflüsse aber Herr Celentano ist, mit dessen Nichte Alessandra ich in der Antica Taverna einst mächtig trinken durfte (ha!), schalte ich wieder um auf Kodacolor, drücke am Weg zum Trevibrunnen ein Suppli runter (frittiertes, mit Mozzarella gefülltes Risottoknöderl), schnappe meine Koffer im Hotel und fahre mit dem Bus zurück zum Bahnhof. Am Weg zur Busstation wird mir das erste Mal bewusst, dass die Stadt viel sauberer ist als früher, bemerke die vielen kleinen Putz- und Kehrfahrzeuge und stelle auch den deutlich abgenommenen Innenstadtverkehr fest. Der Busfahrer trägt keine Prunk- und Protzuniform, sondern ein modisches Wollkäppi, Skater-Mode und hat iPod-Stöpsel im Ohr. Während früher die Fahrer gerne die abundanten PS ihrer Iveco-Busse beim Losfahren zum Umkegeln der Passagiere eingesetzt haben, gleitet dieser Bus so sachte los, als wollte er sagen: "Du kannst gerne wieder bei uns leben, wir haben uns verändert ..."

Gregor Fauma


Otello Alla Concordia
Via della Croce, 81
I-00187 Roma, Rom (Lazio)
www.otello-alla-concordia.com

Ristorante Antica Taverna
Via di Monte Giordano, 12
I-00186 Roma, Rom (Lazio)
www.anticatavernamangiabene.it

L´EnotecAntica
Via della Croce, 76
I-00187 Roma, Rom (Lazio)
www.anticaenoteca.com

Da Otello In Trastevere
Via della Pelliccia, 47
I-00153 Roma, Rom (Lazio)

Ristorante La Canonica
Via della Paglia, 6
I-00153 Roma, Rom (Lazio)

La Casa Del Caffe Tazza D´Oro Di Natalia Fiocchetto - Torrefazione E Bar
Via degli Orfani, 84
I-00186 Roma, Rom (Lazio)
www.tazzadorocoffeeshop.com

Sant Eustachio Il Caffe
Piazza di Sant'Eustachio
I-00186 Roma, Rom (Lazio)
www.santeustachioilcaffe.it

2 Kritiken | Kritik verfassen

walterkunz, 02.06.10 @ 16:15

PERSÖNLICHE EINDRÜCKE....
Ich war jetzt zwei Wochen in Rom, um mir die unglaublich vielen Kunstschätze ein bisschen zu Gemüte zu führen, auch die Enogastronomie wollte ich nicht vernachlässigen, und so bin ich auf den Spuren des Oberkllners gewandelt.

Im Dezember ist es in Rom sicherlich ruhiger als im Mai, wenn die Stadt von Unmengen an Touristen aus aller Herren Länder aufgesucht wird, die sich durch die engen Gassen ohne Gehsteige drücken oder über die engen Gehsteige der Boulevards schieben. Bei der Stadtplanung in vergangenen Jahrhunderten wurde halt nicht an den Massenverkehr und –tourismus unserer Tage gedacht.

In die Antica Enoteca bin ich leider nicht gekommen, weil meine bessere Hälfte beschlossen hat, den nur wenige Schritte entfernt liegenden Otello Alla Concordia zu unserem Stammlokal für die Gegend unweit der Spanischen Treppe zu machen. Ich wollte ihr (in diesem Fall) nicht widersprechen, in der Antica Enoteca sitzt man drinnen oder an einem Tisch auf der Straße, beim Otello kann man im hübschen Innenhof sitzen, in einer offenen Glasveranda geschützt oder unter Bäumen, dort ist es wirklich angenehm ruhig, weder Autos noch Touristenströme. Auf der Karte (ohne Menù turistico, Gott sei Dank) gibt es nicht nur den Querschnitt durch die italienische 08/15-Küche, sondern gar nicht so wenige ortstypische Gerichte zu recht günstigen Preisen, ausgezeichnet gekocht und flott serviert.

In der Antica Taverna war ich nur ein Mal, weil sie mich am späten Nachmittag, als ich bei keineswegs kühlen Temperaturen im Freien saß, mittels in den Gartenschirmen montierten Heizstrahlern rösten wollten, und das empfand ich als unangenehm. Schade eigentlich, weil ich dort römisch und sehr gut gegessen habe.

In Trastevere bin ich nicht dem Rat des Oberkllners gefolgt, es hat sich einfach so ergeben, dass ich nach dem Studium der Speisekarte in eine angenehm wirkende Osteria getreten bin, deren Namen ich mir nicht gemerkt habe. Der Kellner war dann ein Inder mit guten Englischkenntnissen, was nicht wirklich hilfreich war, da mein Englisch erheblich schlechter ist als mein Italienisch. Als ich seine Empfehlung des Menù turistico auf der Speisekarte brüsk ausschlug und um Erklärung für die mir bislang nicht geläufige pasta alla gricia (pancetta, cacio, pepe) bat, wurde es schwierig im Kampf der Kulturen, bis endlich eine einheimische Kellnerin hilfreich einsprang. Gekocht wurde dort übrigens sehr gut.

Als ich mich danach durch die Via della Lungaretta zur Kirche Santa Maria in Trastevere begab, las ich auf der Auslage einer Gaststätte den bemerkenswerten Satz: „Ich bin gegen Krieg – und gegen Menù turistico“. Der Wirt sprach mir aus der Seele, schade nur, dass ich schon vorher gegessen hatte.

Mich hat in Rom grundsätzlich genervt, dass ich als (offenbar erkennbar) nichtitalienischer Besucher der Stadt fast immer auf Englisch angesprochen wurde. Erst als ich mir das verbat und die Gesprächspartner erkannten, dass ich der Landessprache einigermaßen mächtig bin, haben sie mit mir auf Italienisch parliert.

Ich denke, trotz der Abfütterungsbetriebe für ahnungslose ausländische Touristen kann man selbst in der Nähe bedeutender Sehens-würdigkeiten gut essen, schlimm finde ich nur die Bars mit Pizze am Blech und verschiedensten gefüllten Weckerln, die in der Früh zubereitet werden und dann, langsam ausdörrend, stundenlang in der Vitrine auf hungrige Touristen warten.

Zwei persönliche Ergänzungen zur römischen Wirtshausszene: unweit der Fontana di Trevi befindet sich die Sora Lucia, ein sehr hübsches, kleines Lokal mit eng gestellten Tischen, von Einheimischen und Touristen gleichermaßen bevölkert, vorwiegend Gerichte aus der Region, ausgezeichnet gekocht, flotter und sympathischer Service, und recht preisgünstig, wenn man die Lage des Betriebes bedenkt. Für mich der römische Reinthaler.

Draußen in der Vorstadt abseits der Touristenpfade habe ich das Beisl Da Ettore ausfindig gemacht, einfach, aber ordentlich und sauber, keine große Auswahl an Speisen, aber was an regionalen Gerichten auf den Tisch kommt, das schmeckt sehr gut und kostet wenig.

Sora Lucia
Via della Panetteria, 41/A
Telefono: 06.6794078

Da Ettore
Corso Trieste, 129
Telefono: 06.8554323

OberkllnerPatzig, 10.04.10 @ 09:57

Vineria Reggio
Campo dei Fiori 15
Wein satt, Gastgarten schick, Auswahl so breit wie ein Ethylist zu Vollmond.

Speising sagt

sehr gut

empfohlen am 27.12.09 @ 15:48

Stationen

1) Sant Eustachio Il Caffe (I - Rom): Noch einen Caffe? Where else als im Tazza d´Oro oder in der Bar Sant´Eustachio.... [mehr]

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4) Da Otello In Trastevere (I - Rom): Weil Hunger in Rom quasi unmöglich ist, gehe ich aus Gewohnheit essen und... [mehr]

5) L´EnotecAntica (I - Rom): Regen und Kälte sind stets willkommener Anlass, an der beeindruckenden... [mehr]

6) Ristorante Antica Taverna (I - Rom): Die Banchi Nuovi und in Folge die Via del Governo Vecchio bieten Ruhe,... [mehr]

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