Christoph Wagner's Weblog

28.01.04 @ 19:06

Lob des Herrn Fadinger

Keine Angst, ich werde meinen OÖ-Komplex nicht auf die Spitze treiben und hier Stefan Fadinger, den oberdennsischen Andreas Hofer besingen.

Ich möchte eure Aufmerksamkeit, liebe Speisinger, vielmehr auf Josef Fadinger lenken, der einer der wirklich Großen seiner Branche ist und aufgrund seines sympathischen, unaufdringlichen und bescheidenen Wesens stets ein wenig im Medienschatten steht. Völlig zu Unrecht, übrigens.

Zu Mittag bekommt man hier beispielsweise eine Kürbiscremesuppe, ein Zanderfilet (von sensationellerQualität) in der Petersilkruste auf Pfefferschoten-Linsenvinaigrette mit Butterkartoffeln sowie eine Topfen-Orangenmousse auf Beerenröster um sensationelle 18 €. Wer fleischlos wählt (heute gab´s Schwammergulasch mit Serviettenknödel), zahlt 16 €.

Alles weitere siehe Restaurants (Feine Küche)

Das ist in dieser Kategorie wirklich konkurrenzlos (zumal auch noch die Weinpreise wirklich vernünftig geblieben sind).

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28.01.04 @ 01:25

Eine Wurst namens Kafka

Der von mir sehr geschätzte Schriftsteller und Gastrosoph Kurt Bracharz (wer „Esaus Sehnsucht" nicht gelesen hat, weiß nicht, was Gstrosophie und auch nicht, was ein Tagebuch ist) — also, dieser verdienstvolle Mann hat sich mit einer Bitte um Auskunft an mich gewandt.

Unglücklicher Weise vermochte ich sie ihm nicht zu geben.

Im Zuge einer Großrecherche über Würstelstände ist er auf eine Wurst namens Kafka gestoßen und ortet dieselbe entweder im Raum Salzburg oder Linz (letzteres hält er für wahrscheinlicher).

Nun bin ich, selbst Linzer, und noch dazu überzeugter, beschämt. Ich kenne den Käfer Gregor aus der „Verwandlung", ich kenne die Fährnisse der Straflolonie, den Heizer aus „Amerika", den Herrn K. mitsamt all seinen Obsessionen, und ich kenne sogar das Kafka-Project, in dem es heißt:

„Karl, der aufstand, sah nun zu, wie Robinson, ohne aufzustehn, sich auf den Bauch herüberwälzte und mit ausgestreckten Händen unter dem Sessel eine versilberte Schale hervorzog, wie sie etwa zum Aufbewahren von Visitkarten dient. Auf dieser Schale lag aber eine halbe ganz schwarze Wurst, einige dünne Cigaretten, eine geöffnete aber noch gut gefüllte und von Öl überfließende Sardinenbüchse und eine Menge meist zerdrückter und zu einem Ballen gewordener Bonbons."

Was ich immer noch nicht weiß, ist: „Wo gibt es die Wurst namens Kafka?"

Ich weiß nicht, ob es eine Fährte ist, die zu verfolgen es sich lohnt; aber vielleicht kann folgende Stelle aus dem 18. Kapitel aus Kafkas „Schloss" Licht ins Dunkel bringen:

„Sie brachte bald einen Teller mit Aufschnitt und eine Flasche Wein, aber es waren wohl nur schon die Reste einer Mahlzeit: Flüchtig waren die einzelnen Stücke neu ausgebreitet, um es unkenntlich zu machen, sogar Wurstschalen waren dort vergessen und die Flasche war zu drei Vierteln geleert. "

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