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Christoph Wagner's Weblog

27.01.05 @ 03:45

Kulinarisches Oberösterreich (Schnitzelklopfer)

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Gerade ein Jahr nach dem Bratpfannenmord nun also auch die oberösterreichische Schnitzelklopfertragödie. Das schmerzt. Doch erspart mir, FreundInnen, die Details (und auch die empörten Postings, man dürfe über derlei Schicksalsschläge nichts Satirisches schreiben.) Die Faktenlage entnehmt bitte ooe.orf.at/oesterreich.orf?read=detail&channel=4&id=364150 und lasst mich schweigen.

Dennoch bleiben nach diesem grauenvollen Attentat (endet interessanter Weise gleich wie Moritat) etliche Fragen offen, die alle in eine münden, die da heißt: Warum ist soviel Gewalt in der Küche möglich, und wer lässt sie zu? (Kulinarische Theodizee)

Gerade erst gestern hat Alma („Gefährliches Krumpendorf”) in dieser Rubrik auf die gefährliche Mischung von geschlechtsspezifischer Gewaltbereitschaft im Raum Krumpendorf hingewiesen, den sie aber gewiss nur pars pro toto, als Puzzlestein von jener kleinen Welt verstand, in der die große ihre Probe hält.

In der großén Welt der Kulturgeschichte des Essens gibt es, global betrachtet, zwei große Themenkreise:

1. jenen des Kessels, des Löffels und des Breis, den ich als den weiblich-matriarchalischen bezeichnen möchte, und
2. jenen des Stechens, Hauens und Schneidens, der mit Messer, Spieß und Gabelzinken verbunden ist. Dem Brei entspricht hier das Blut, und die Machtverhältnisse sind patriarchalisch.

Die Frau, die mit Schnitzelklopfer oder Nudelwalker hinter der Eingangstür steht, um den Spätheimkehrer in frauenfeindlichen Witzen zu bestrafen, ist lediglich Produkt einer Entwicklung, die Themenkreis 1 und Themenkreis 2 zu konzentrischen Kreisen werden ließ. Brei und Blut sind ineinander geronnen (was nebstbei bemerkt, auch in der Saucenküche nicht zu unterschätzende Wirkungen gezeitigt hat.) Im friedlichen Kessel kocht spätestens seit den Spartanern auch Blutsuppe, dafür werden auf modernen (und daher moderaten) Grillparties auch Tofu-Spieße gereicht.

Die Gewalt hat die Küche spätestens seit Shakespeares Titus Andronicus nicht mehr verlassen, jenes edlen Römers, welcher der Kaiserin Tamora aus Rache ihre beiden Söhne, zu Pastete verarbeitet, servierte. Umgekehrt lehr uns nicht zuletzt das Beispiel der Knusperhexe aus Hänsel und Gretel, dass es weisen Frauen möglich ist, Knabenfleisch zu verzehren und dennoch vegetarisch zu bleiben, indem sie letzteres einfach in Lebkuchen verwandeln.

Man muss also, so oder so, auf der Hut sein.

Und damit (03:45h) genug der Schnitzelklopfer-Theorie, zumindest für heute.

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