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SPEISING Open

10.02.13 @ 15:50

Gestapelt statt aufgelegt

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Irgendwann in den tiefen Achtzigern hat es begonnen. Am Judenplatz gab es den Da Conte, ich meine die Feinkost, nicht das Restaurant nebenan. Damals ein Paradies. Wenn man dort Prosciutto geordert hat, so wurden Blatt für Blatt hauchdünn vom Schenkel geschnitten und vorsichtig wie liebevoll mehr nebeneinander denn übereinander gelegt. Und jede neue Schicht wurde mit einem neuen Blatt Butterpapier oder Folie von der Schicht darunter säuberlich getrennt. Das war ein erstklassiger Service, kleben transparentdünne Prosciuttoblätter doch recht gut aneinander und zerreissen beim Versuch, sie einzeln abzuziehen. Dem wurde auf diese Weise vorgebeugt. Man ging mit einer Art Backblech voll feinster Ware aus Parma nach Hause.

Da Conte, Innenstadt, einkaufende Pelzmäntel und herrenwitzelnde Parvenues - das ist Geschichte. Aber nicht ganz. Denn die heimischen Supermarktketten wollen ein wenig dieser luxuriösen Anmutung in ihren Service am Kunden integrieren. Und sie machen es leider ausgesprochen patschert. Denn was beim Prosciutto tatsächlich sinnvoll ist, kann bei anderen Schinken und Würsten zum Ärgernis werden. Mittlerweile wird sogar die Kantwurst dünn wie Prosciutto geschnitten und großflächig aufgelegt. Und nichts, gar nichts ist so ärgerlich, wie der Versuch, das oberste Wurstblatt zu identifizieren, um es folglich auf seine Butterstulle legen zu können. Es geht einfach nicht. Auch Krakauer, Honigkrustenschinken und Cervelat werden erst so dünn wie nur irgendwie denkbar geschnitten, dann 16:9 aufgelegt, Zwischenblatt, nächste Schicht, Zwischenblatt, ... und dann nehmen die Damen und Herren vom Verkauf dieses Wurstildefonso und falten es auf eine brauchbare Größe zusammen, biegen die Ecken um und drücken einem das Pakerl mit einem freundlichen "Darfs noch was sein" in die Hand. Zu Hause dann das Malheur. Durch das Zusammenfalten kleben die papierdünnen Fleischderivate erst recht zusammen und lassen sich nur mühevoll auseinanderzupfen. Ich gehe seither über, mir einfach mit dem Messer Klumpen aus den Schichten rauszuschneiden. Geht schneller, ist weniger ärgerlich, schmeckt auch gut. Für den Sager "Bitte stapeln" bin ich leider zu blöd oder zu vergesslich.
Das Schicksal meint es nicht gut mit mir.

Gregor Fauma

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