Home | Blogs | SPEISING Open | 22.03.13
SPEISING Open
22.03.13 @ 11:14
Über den Verzehr noch Lebendens
Kommentar abgeben
Sie müssen eingeloggt sein um diese Option zu nutzen. Falls Sie noch nicht Mitglied von SPEISING.NET sind, können Sie sich hier registrieren.
_col1.jpg)
Christian Seiler hat hier www.christianseiler.com/in-der-zwickmuhle.html beschrieben, wie er in den für Ihn hinterfragenswerten Genuss kam, lebenden Scampis einfach den Kopf abzureißen, den Schwanz zu schälen und zu verzehren. Er schreibt von einem Flirt mit dem Tabu.
Severin Corti beschreibt hier bit.ly/Yz5pNk sehr lesenswert, wie Heinz Reitbauer mittels der japanischen Technik Ike jime einem zuckenden Fisch, dem zuvor ins Gehirn gestochen wurde, das Rückenmark aussticht, auf dass die Muskulatur, das Fleisch entspannt bleibt bzw. entspanne.
Und im Kurier bit.ly/13hGnYI kommt die Schreckensmeldung, dass im Unkai der vom Schwanz getrennte Kopf des servierten Hummers am Teller noch Bewegungen gezeigt hätte.
Ist das alles schlimm?
Meine persönliche Erfahrung mit noch lebendem, tierischem Gewebe stammt aus Rom, Lido di Ostia, ca. 1992. Da durfte man sich seinen lebenden Kaisergranat in der Kühlvitrine aussuchen, der Kellner hat das Tier auf ein Brett gelegt und mit exakt zwei Schnitten geöffnet. Der erste Schnitt verlief quer hinter dem "Gehirn" des Tiers und durchtrennte den "Zentralnervenstrang", der zweite Schnitt verlief längs der Körperachse dem Rücken entlang und öffnete quasi gleichsam das Tier, das sofort verzehrt wurde. Dass das Gewebe noch lebte, war klar. Gut war es, by the way, gut und süßlich, saftig ... lebendig.
Sterben wird der Zeitraum genannt, der vom Leben zum Tod führt. In der öffentlichen Wahrnehmung scheint das ein sehr kurzer Moment zu sein, in der akademischen Wahrnehmung ist das anders. Dass Teile eines Toten noch weiterleben, kennen die Menschen eventuell noch am ehesten von den Haaren und Nägeln. Denn die wachsen auch noch lange nach dem offiziellen Tod. Die Zellen leben noch. Und so ist es auch beim Verzehr frisch getöteter Lebewesen, die meisten Zellen leben noch, haben Stoffwechsel, "pulsieren", betreiben Biosynthese und so weiter und so fort. So wie etwas wirklich tot ist, fängt es auch schon zu verfaulen, zu verwesen an und stinkt höllisch. Dann feiern Pilze und Bakterien ihr Festmahl.
Dass das Ausstechen der Wirbelsäule die europäischen Küchen erreicht, ist erfreulich. Denn dadurch wird verhindert, dass durch Nervenaktivität "nach" dem Töten des Tieres die Muskulatur kontrahiert wird/bleibt und erst durch enzymgesteuerten Abbau die Muskelfasern langsam, mitunter erst nach Tagen, entspannen können. Diesen Prozess nennen die Fleischmacher Abliegen lassen und ist eh grad sehr in Mode. Ich bin schon gespannt, wann das erste Mal vor laufenden Kameras einem gerade getöteten Rind die Wirbelsäule ausgestochen wird. Das würde viele Betrachter zu Vegetariern werden lassen, denn dabei setzt das große Zucken ein. Obacht!
Die Vegetarier sind da aber in Wahrheit gar nicht so pinkelig. Es sei denn, sie unterliegen dem Irrtum, dass Pflanzen keine lebenden Wesen sind. Pflanzen, zum Mitschreiben, sind lebende Wesen, sind lebendig. Nur weil sie keine Augen und keinen Pelz haben, heißt das nicht, dass sie nicht auch danach trachten, ihr Überleben zu sichern, sich zu ernähren und sich fortzupflanzen. Und kommt mir nicht mit dem Zentralnervensystem! Auch Pflanzen nehmen Sinneseindrücke wahr und leiten Reize in sich weiter. Sie brauchen nur das extrem aufwendige, hochenergetische, tierische Nervensystem dazu nicht, sie machen das smarter mittels gekoppelter Ionenkanäle in den Zellmembranen. Also, wer Rohkost isst, isst Lebendes - dessen sollte man sich bewusst sein und nicht so ein Wasser machen, wenn frisch Getötetes am Teller landet.
Gregor Fauma
Bild: www.pudong.ds-shanghai.de/index.php?id=2230

--- 04.09.18 @ 20:56
Über eine Monokultur aus Klonen künstlich geschaffener Lebewesen – über den Weinbau / PICCOLO: Aus einem alten "Spiegel" Artikel 30.10.1978 - Deutsche Winzer ziehen der Biene wegen den Zorn des Waldgängers Wellenstein auf... [mehr]
--- 04.11.17 @ 09:30
Über würdige, reife Weine / schischi: Mein persönliches Highlight - Uns hatte einmal ein Winzer, das muss so um 2010 gewesen sein, einen Weißwein... [mehr]
--- 09.10.17 @ 20:27
Was Chemtrail-Glaube und Biodynamischer Weinbau eint / OberkllnerPatzig: Feuer - Was man womöglich noch hinzufügen kann ist, dass manche Winzer, die sich rühmen,... [mehr]
--- 18.04.17 @ 12:49
Rauf die Preise! / PICCOLO: Schnell kommt man ans Bildermalen... - Doch schwer an Leute die es bezahlen. So salopp sagen, die Preise sollen rauf,... [mehr]
--- 13.10.16 @ 13:42
Rauf die Preise! / Meidlinger12: Beisl - z.b. das Quell kann noch immer das große Gulasch um 6,90 anbieten. Muß aber... [mehr]

Peter Gnaiger's Sternen-Logbuch --- 04.08.07 @ 20:16
Tischgespräche --- 11.05.07 @ 11:48
Das Gastlog --- 04.09.06 @ 16:45
Das Weinlog --- 01.06. @ 21:16
Christoph Wagner's Weblog --- 04.02.06 @ 13:33
