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03.04.13 @ 22:04

Nietzsche und die Pferdewurst (III)

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Friedrich Nietzsche beschimpft in einem Aphorismus die Köche, Wirte und Feinschmecker sehr zutreffend:
Zuerst kritisiert er das Grundübel unserer Kochkunst:

„Pfui über die Mahlzeiten, welche jetzt die Menschen machen, in den Gasthäusern sowohl als auch überall wo die wohlbestellte Klasse der Gesellschaft lebt! Selbst wenn hoch ansehnliche Gelehrte zusammenkommen ist es dieselbe Sitte, welche ihren Tisch, wie den des Bankiers füllt: Nach dem Gesetz des "Viel zu Viel" und des "Vielerlei", woraus folgt, dass die Speisen auf den Effekt und nicht auf die Wirkung hin zubereitet werden, und aufregende Getränke helfen müssen, die Schwere in Gehirn und Magen zu vertreiben. Welche Rohheiten und Über- Empfindlichkeiten müssen die Folgen sein? Welche Träume müssen sie plagen? Welche Künste und Bücher werden der Nachtisch solcher Mahlzeiten sein?“

Und weiter:

„Was wollen also diese Mahlzeiten? Sie repräsentieren! Was in aller Heiligen Namen? Den Stand? Nein das Geld: Man hat keinen Stand mehr. Man ist Individuum! Aber Geld ist Macht und Ruhm und Würde, ist Vorrang und Einfluss; Geld macht jetzt das große und kleine Vorurteil für einen Menschen, je nach dem er davon hat! Niemand will es unter dem Scheffel, niemand auf den Tisch stellen! Folglich muss das Geld einen Repräsentanten haben, den man auf den Tisch stellen kann: Die Mahlzeiten!“

Nietzsche hat damit die Küche der letzten 200 Jahre zutreffend beschrieben. Um das Lustige daran nicht zu kurz kommen zu lassen, bemerke ich, ohne jegliche Schadenfreude, dass es gerade jene Menschen am Schlimmsten trifft, die sich bemühen besonders gut zu essen, sich nach den Gütesiegeln und dem angelesenem Wissen orientieren, dabei sehr viel Geld dafür ausgeben und sich auf die „Einschmeichler und Einspeichler“ aus der gastronomischen Modeszene verlassen, und sich zuletzt nach den Qualitätsnormen eines Gesellschaftsteils als Ausgebeutete derer wiederfinden, die ihren Profit unterm Scheffel stellen und deren letztes Anliegen das Wohl der Menschen sein kann.

Burning Börnie

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