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Das Weinlog

15.03.05 @ 20:43

Deutsch trinkt deutsch

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Bei meinem Parforce-Ritt durch die ProWein in Düsseldorf habe ich es mir unter anderem auch zur Aufgabe gemacht, mich einer Annäherung an den deutschen Wein zu unterziehen.

Auf dem Weg zum VDP-Stand stolperte ich gleich über eine Gruppe engagierter junger Winzer aus Rheinhessen, flottes Auftreten (”message in a bottle”) und laut Auskunft eines Mitgliedes mit Österreich als Vorbild. In punkto Etikettengestaltung? Frisurenstyling?
Scherz beiseite, die dargebotenen Weine waren alle im € 5-Bereich, von Riesling über Silvaner bis zu den weißen Burgunder-Sorten, trocken mit moderatem Restzucker, von teilweise markanter Mineralik, meist recht extraktreich, mit einer ordentlichen Portion Schmelz ausgestattet und durchaus einem österreichgewohnten Gaumen verträglich. Hier kam ich auch zum ersten Dornfelder meines Lebens, der wie ein intensiver Zweigelt in die Nase stieg, von dunklem Violett und recht kraftvoll.

Infos über info@weingut-gysler.de

Dann also VDP: Zusammenschluss der Prädikatsweingüter, Inbegriff für deutsche Winzerkunst offenbar nicht nur in den eigenen Reihen, wie sich aus dem Andrang ablesen ließ. Um 17 Uhr noch ein Schlückchen Riesling beim Knipser abzuknipsen war ob breiter Hünenfront und um sich gegriffen habender Fröhlichkeit von wenig Aussicht auf Weine und Erfolg bestimmt.

Aber es gab ja auch Vormittage und Hinweise, ganz tolle Rieslinge im Spätlesebereich fand ich bei Josef Leitz , Rüdesheim (Rheingau); die Grand Cru-Lagen stehen auf Schiefer, das Spiel zwischen Fruchtfülle und Mineralik ist hinreißend.

Künstler, Weil – weitere markante Namen aus dem Rheingau, und da war auch die Begegnung mit Peter Jakob Kühn mit einer Serie an Weinen, die tatsächlich mit dem Begriff Terroir in Verbindung gebracht werden können. Das Weingut befindet sich im ersten Umstellungsjahr auf Bioanbau und verschließt seine Flaschen bereits seit vier Jahren durchwegs mit Kronkorken!
Die trockenen Rieslinge zeigen unbestechliche Eleganz und Mineralität, eine in Österreich unübliche Strenge geradezu; im „fruchtsüßen” Bereich (welch reizende Umschreibung für die süßen Varianten) kommt neben der geschmeidigen Fruchtigkeit und Süße auch der bittere Hauch des Bodens zum Tragen.

www.vdp.de
www.leitz-wein.de
www.weingutpjkuehn.de

Eine weniger im Bewusstsein des Österreichers verankerte Weinregion Deutschlands ist die Nahe, mit Namen wie Diel, Emrich-Schönleber, Schäfer-Fröhlich. Den auffälligsten Auftritt aber hat Dr. Martin Tesch, nicht nur Winzer, sondern auch Mikrobiologe und Biochemiker sowie Liebhaber von Farben und Zitaten, was sich im Styling der Etiketten – je nach Boden eine andere Farbe – und geradliniger wie fröhlicher Gestaltung der Broschüre manifestiert.

Der Auftritt gegen den klassischen Strom beginnt mit einem Riesling unplugged, die Trauben aus dem zweiten Lesedurchgang, aus alten Reben, sehr mineralisch und staubtrocken – „nix dran gefummelt”. Die Lagenrieslinge wandern von hellem grün mit frischer Frucht über sonnengelb, türkisblau (muscheldurchsetzter Boden, Eleganz) über rotbraun (Sandstein) bis zu rot: vulkanischer Boden, unaufdringliche Frucht, mineralisch, finessenreich.
Kein Riesling ist Deep Blue, eine Name, der an das Urmeer im Mainzer Becken erinnern soll, wie es die im Boden vorkommenden Haifischzähne auch noch tun, sondern ein heller Spätburgunder, zartgoldrosa, mit enormem Schmelz als Speisenbegleiter prädestiniert.

www.weingut-tesch.com

Wer in Österreich nach deutschem Wein sucht, dem sei unter anderem das Magazin in Salzburg empfohlen, nicht nur vorzügliche Ausschank und Eintischrestaurant im Fels des Mönchsberges, sondern auch dezidiert interessante Weinhandlung:

www.magazin.co.at

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