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Das Weinlog

18.04.05 @ 20:32

Der Geruch weiblicher Lenden

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Am vergangenen Samstag fand eine kleine, feine Verkostung eines kleinen, feinen Sortiments österreichischer Rotweine statt. Die kleine, feine Runde der Teilnehmer bestand keineswegs aus geübten Wein-Zerlegern, wohl aber hingebungsvollen Weinfreunden, und so war die Beschreibung der Weine meist mit wenigen Worten getan, welche umso unverhohlener und frischer sozusagen von der Leber weg sprudelten.

Da es sich vornehmlich um den Jahrgang 2002 und größtenteils um Weine von zeitlich ausgiebigem Ausbau handelte, standen weniger das unmittelbare Trinkvergnügen als das Abwägen und Abschätzen im Vordergrund; die eher Verschlossenen hatten natürlich gegenüber den zugänglicheren Exemplaren das Nachsehen.

Zur Verkostung standen an:

Kirnbauer Zweigelt Girmer; Krutzler Blaufränkisch Reserve; Gere-Weninger Villány Cabernet Franc (als Halbpirat); Prieler Cabernet Sauvignon Ungerbergen; Fritsch Blauburgunder P; Weninger Merlot 2001; Umathum St.Laurent Vom Stein 2000; Igler Ab Ericio; Kollwentz Steinzeiler; Pöckl Admiral.

Im ersten Blinddurchgang wurde der ungarische Cabernet Franc, der mit feiner Frucht, sanften Tanninen, Geradlinigkeit und natürlicher Muskulösität brillierte, sofort mit großem Enthusiasmus angenommen; dieser ungarische Edelmann ließ die burgenländische Verwandschaft aus dem Hause Prieler eigentlich unbegründet um Pferdelängen hinter sich. Aber auch Weningers Merlot konnte mit seinem dunklen Schmeicheln und der intensiven Fruchtnase vor allem Frauenherzen für sich gewinnen; der große, elegante Burgunder von Karl Fritsch blieb auch beim Nachkosten unter den favorisierten Weinen.

Der dichte, weiche, holzrunde Girmer wurde gegenüber dem noch strengen, zurückhaltenden Krutzler Reserve favorisiert; eine heutige Nachverkostung des letzteren aber brachte ein unumwundenes „aah” zutage – die Weichseldörrobstzwetschkenkernmischung in elegantem Strukturgewand war im Charme unschlagbar!

Unter den Cuvées hatte zunächst der Steinzeiler die Nase vorn, musste aber, im weiteren Verlauf als zu rund empfunden und dem Verdacht von „modern gemacht” ausgesetzt, dem zunächst verhaltenen, aber immer mehr im Glas erblühenden und sukzessive zufriedenstellenden Ab Ericio weichen. Beim tiefdunklen, sich nicht und nicht erschließen wollenden Admiral war die Beurteilung eindeutig: „Kindsmord”.

Zu einer Spaltung der Verkostungsrunde aber trug der St.Laurent vom Stein bei, immerhin der gereifteste Wein der Auswahl, aus einem großen Jahr: für die einen war die merkwürdig dumpfe Aromatik zwischen Kraut und Stall, die undefinierbare Pferdenatur schlichtweg unerträglich, die anderen wiederum konnten der leicht animalisch anmutenden Duft- und Geschmacksentfaltung keinerlei Animosität entgegenbringen, fanden sie auch durchaus reizvoll, wenngleich gewöhnungsbedürftig, die Erklärungsversuche blieben streng wissenschaftlich bei Brettanomyces-Einfluss, die Assoziationen hingegen reichten bis hin zum Duft weiblicher Lenden (man erspare mir hier die wesentlich deftigere Formulierung) !

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