Das Weinlog

09.05.05 @ 22:27

Vom mysteriösen Verschwinden der 3 J

Jene Supermarktkette, die sich grün gefärbt zu Markte und den Götterboten im Namen trägt, bewarb unlängst ihre 1+1 Gratis-Wein-Kampagne mit einer unmissverständlichen Abbildung: einem schlanken Flaschenhals, den drei ineinander verschlungene J auf der Kapsel zieren. Flächendeckend mittels Prospekt in alle Haushalte und großflächig an den Plakatwänden.

Hei, denkt sich da der kürzelkundige Weinfreund, just Jochinger Jausenbegleiter* oder andere köstliche Kreszenzen, zumal zum halben Preis, täten mir wohl gefallen – und muss bei genauerem Hinschauen entdecken, dass sich hinter dem gnadenlos mit gutgläubigem Konsumentengaumen spielenden Angebot mehrheitlich fieser Fusel, platter Plunder, trauriger Traubenextrakt am Rande der Genießbarkeit verbirgt – und kein heimisches Hochgewächs.

Dies scheint an entscheidender Stelle doch nicht so einfach goutiert worden zu sein – über Nacht waren die drei J von den Plakatwänden verschwunden, die Flaschenhälse ragen nunmehr karg und ungeschmückt in den Himmel.

Dass Caducifer, wie der Schutzgott der Kaufleute in seiner Funktion als Botenstabträger auch genannt wurde, ebenso für Überführungen von der Ober- in die Unterwelt zur Diensten stand, verleitet zu bösen Assoziationen, doch war er, der auch von Dieben um Beistand angerufen wurde, bei der Bevölkerung recht beliebt.

(* Der Begriff „Jause” ist hier selbstverständlich sehr weit und in höheren kulinarischen Sphären schwebend zu verstehen)

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