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Das Weinlog

18.05.05 @ 00:00

Gedenkjahr zum bösen Wein

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in diesem Jahr und in diesen Tagen scheint sich dich Wiederkehr einer Vielzahl von Ereignissen zu häufen, deren man und frau angesichts runder Jahrestage gedenken kann: Nicht nur ist es zweitausend Jahre her, dass ein gewisser Saulus ("Gebrauche ein wenig Wein um deines Magen willen!" 1. Tim. 5:23) im kleinasiatischen Tarsos geboren wurde, und halb so lange, dass Macbeth („Des Lebens Wein ist abgezogen, Und nur die Hefe blieb der Welt zurück.”) das Licht der Welt erblickte und damit in der weiteren Folge Generationen von Schauspielern ermöglichte bei Castings einen Shakespeareschen Monolog vorzusprechen, oder noch einmal halb so lange, dass Götz von Berlichingen („Bis das Essen fertig wird, wollen wir eins trinken.”) einen kunstfertigen Handwerker mit der Herstellungen einer eisernen Handprothese beauftragte, vielmehr wurde auch vor abermals der halben Zahl an Jahren (somit 250) in Preußen die Hektarzahl einer Hufe geändert, eine Entscheidung deren Relevanz für die darauffolgenden Jahrhunderte noch der Aufdeckung durch Generationen engagierter Historiker harrt. (Habe ich einen wichtigen Jahrestag vergessen?)
Doch zurück zum Wein; genauer zum bösen Wein, bevor ich mich verzettle.

Hierzu können wir in Österreich der Machenschaften einiger Weinindustrieller gedenken, deren Tun vor zwanzig Jahren unter allgemeiner Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit aufgedeckt wurde, obwohl sie doch nichts weiter taten, als die Überlegungen Jean Antoine Chaptals zu Ende zu denken. Dieser hatte genau 170 Jahre zuvor seiner Methode, den Alkoholgehalt von Wein durch Mostzuckerung zu erhöhen, zum bis heute andauernden Durchbruch und damit seinem Namen zur Verewigung in allen Handbüchern der Kellerwirtschaft verhelfen können.

Doch wie unser Herr BM stets betont kennt das wahre Böse des bösen Weins subtilere Methoden uns WeinfreundInnen in den Abgrund zu reißen. Und hier müssen wir zweifelsohne Napoléon des III gedenken, der am 15.5.1855 die Pariser Weltausstellung eröffnete.

Napoléon III hatte wenige Jahre zuvor als gewählter Präsident (im dritten Versuch doch noch) erfolgreich geputscht und sich zum Kaiser krönen lassen. Danach wollte er es den Engländern so richtig zeigen und deren international höchst beachtete Weltausstellung des Jahres 1851 toppen.

Alle Départments wurden aufgefordert, die wirtschaftlich erfolgreichsten Produkte zur Ausstellung zu senden und so wurde auch beschlossen Burgunder und Champagner auszustellen. In Bordeaux hatte man dem zunächst wenig Bedeutung beigemessen. Erst ein Brief der Dijoner Handelkammer an ihre Schwesterorganisation in Bordeaux brachte dort die Steine ins Rollen und man entschied sich, dass es wohl doch von Nachteil für das ökonomische Prosperieren der Region sein könnte, falls die versammelte Weltöffentlichkeit zwar Champagner und Burgunder, nicht aber die unvergleichlichen Bordeaux bewundern könnte.

Auf der Weltausstellung sollten auch Medaillen für die erfolgreichsten Beiträge vergeben werden aber hier kniffen die Kämmerer und erklärten, ihre Produkte nur abseits des Wettbewerbs präsentieren zu wollen. Genaugenommen wollten sie die Weine in zwei Kategorien präsentieren: einerseits die „unklassifizierten” Weine nach Gemeinden sortiert und von deren Bürgermeister (sic!) ausgewählt. Aber ohne irgendeine Angabe des Produzenten. Andererseits die „klassifizierten” Weine: hier sollten zwar die Namen der Châteaux angeführt werden, aber auf neutralen Etiketten und ohne irgendeine Angabe des Eigentümers. Es war das erklärte Ziel der Handelskammer jedwede Konkurrenz zwischen den Produzenten oder irgendeine Störung der auf „langjähriger Erfahrung basierenden bestehenden Klassifikation” zu vermeiden. Aber es kam doch etwas anders.

[Fortsetzung folgt]

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