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Das Weinlog

19.06.05 @ 02:09

Kraft durch Säure

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Nach einer Verkostung von rund 300 niederösterreichischen Weinen (Details dazu gibt´s im nächsten „Wo isst Österreich?"-Weinführer, der Mitte August erscheint) muss ich feststellen: Niederösterreichs Weißweinwelt ist nicht mehr, was sie einmal war, aber sie ist dafür, was sie immer schon gewesen ist.

Die Auflösung des Paradoxons ist einfach: Dank schlechter Wetterverhältnisse ist der 04er Jahrgang ein „typisch österreichischer" geworden. Wer sich gar nicht mehr erinnern kann, was man einmal unter einem „Pfefferl " verstanden hat, der findet es jetzt sogar in Wachauer Smaragden wieder, die noch vor Jahresfrist eher gegen die Bourgogne als gegen das nördliche Weinviertel antreten wollten.

Manche — vor allem etliche ganz große — Winzer haben gezeigt, dass man auch aus einem kleinen Jahrgang Großes machen kann. Die meisten (u.a. auch viele große) Winzer sind jedoch mit der Herausforderung von markanter Säure, wenig Extrakt und geringen Zuckergraden bzw. Alkoholgehalten schwer zurecht gekommen. Sie sind zwar nicht überfordert gewesen, aber sie haben sich allesamt ins Reich der „Magna Mater Austriae" gerettet. Ganz recht: So nannte man früher die Doppelliterflasche, die man noch Ende der 80er um 20 oder 30 Schilling erwerben konnte, heute sind es, für denselben Inhalt, ebensoviele Euro.

Lauter Staatsvertragsweine, Flohhaxen und Loibner Räuscheln — so lautet ein erstes Verkostungs-Resümmé. Vieles erinnert auch an das 84er Jahr, in dem (aus der Not eines dünnen Jahrgangs heraus) in der Wachau die berühmte „Steinfeder" geboren wurde.

Was lernen wir daraus? Ist der 04er-Jahrgang, von ein paar positiven Ausreißern abgesehen, nun verpfuscht?

Ganz im Gegenteil, er säuft— pardon: trinkt — sich wie ein Lercherl. In Wahrheit ist nur nach vielen eher untypischen Jahrgängen endlich wieder einmal urösterreichische Weißweinrealität eingetreten, wie wir sie immer schon kannten. Realitätsfremd sind lediglich die Preise., die man dafür berappen muss.

So ein echter, süffig-saurer Wachauer, Langenloiser oder Zöbinger Veltliner- (oder gar Riesling-)rausch ist jedenfalls mittlerweile zum Luxus geworden. Und das war er zu Beginn der 80er, bei annähernd gleicher Qualität, mit Sicherheit noch nicht.

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