Berger & Lohn (Wien) geschlossen

Das war ein mutiger Schritt, den vergammelten Bürgerhof zu übernehmen. Horst Scheuer scheute diesen nicht und investierte jeglichen Aufwand, um aus dem Schandfleck ein Prunkstück zu machen.
Spiegel, Marmor, bunte Glasziegel, weiches Licht, falbe Farben, Kellner in weißen Kellner-Sakkos ... hier taucht man in eine andere Welt ein. Irgendwo müsste Rick Blaine stehen und traurig in seinen Whiskey blicken ... wichtiger Hinweis ergibt sich daraus: Das Berger & Lohn hat eine Bar! Und dort lässt es sich sehr vergnüglich im Stehen trinken, während rundherum im Sitzen gespeist wird. Erinnerte mich sehr an Stein´s Diner. #daswarenzeiten

Bezüglich Ausgestaltung des Lokals möchte ich hier auf Severin Cortis Recherchen verweisen und aus dem Standard zitieren: "Befreundete Künstler haben sich, wie schon im Skopik, auch im neuen "Berger & Lohn" eingebracht. Tobias Pils gestaltete die Fliesen der Schank, Lukas Lederer steuerte vegetale Reliefs an der Wand bei, Claudia Cavallar hat Souterrain und Toiletten samt Beauty-Room mit Alt-Marmor (von Scheuer gehortet) als luxuriöse Katakomben interpretiert. Glaskunst in Blau und Orange wurde auch verbaut, die fiel beim Ausbeinen eines deutschen Schwimmbads aus den späten 1960ern ab und darf nun die Wand hinter der Schank in sakrales Licht tauchen." Aus: www.derstandard.at/story/2000113572902/vorstadtrestaurant-berger-lohn-das-reiten-des-ponys

Es wurlt, es geht zu, es ist seit der Eröffnung ausgebucht, die Kellner schwitzen in ihren Jacken und die Küche liefert ohne Unterlass. Entsprechend die Lautstärke - ich mag das - leider auch entsprechend die Hitze - das brauche ich weniger.

Zum Essen:
Ich war im Soft-Opening dabei (Zufall) und dann noch zweimal, wollte aber warten, bis der Anfangswahnsinn abebbt - tut er aber nicht. Ich aß jedesmal ganz hervorragend.

Steak Tartare, Dijon, Melanzani und herrlich konfiertem/eingesalzenem Dotter (13), oder mit Kefir-Vinaigrette angerichteter Karfiol samt Brunnenkresse (9) knackig frisch und leicht, eine helle Paradeiscremesuppe mit Gin verfeinert (7) macht richtig Freude. Ebenso köstlich der gebeizte Saibling mit Limettencreme (11.5). Gebraten ist die Brust vom Schwarzfederhuhn (17), mit Selleriecreme und eingelegten Zwetschken serviert - top. Das Wiener Schnitzel (22) ist perfekt herausgebacken, die Panier braun-gold und mit großen, schönen Blasen - und fast krackend knusprig. Es ist das einzige dünne Schnitzel, das mir bislang so geschmeckt hat, Hochachtung! Bezüglich Schweinswangerln mit Süßkartoffeln und Buchenpilzen (17) kann ich nur sagen, dass die Esserin vor Glück gejubelt hat. Der Zander mit Spitzkraut, einer Erdäpfel-Grammelschnitte und Kümmelschaum (21) war tadellos. Der Sauerrahmschmarren (9.5) zum Abschluss gewaltig und gewaltig flaumig - herrlich!

Zu trinken gibt es alles und davon reichlich - den von mir so gehassten Eiskübel holt man sich am besten zum Tisch, sollte man einen ähnlichen Zug wie ich haben.

Tolle Eröffnung, eine echte Bereicherung!

Gregor Fauma

PS: Wer wie wir oft keinen Tisch bekommt, geht einfach gegenüber Zum Gemütlichen Weinhauser. Ein sehr geerdetes, altes Wirtshaus mit hervorragender Küche (Fasanschnitzerl, Bio-Beuscherl, ...), das ich wirklich allen ans Herz legen kann!

Für eine Großansicht das jeweilige Bild anklicken!

6 Kritiken | Kritik verfassen

OberkllnerPatzig, 06.10.23 @ 12:30

Geschlossen - sucht Käufer

OberkllnerPatzig, 20.04.23 @ 23:11

Neuer Koch Tomaz Fink
... es war ganz ausgezeichnet. Die Berglinsen mit bunten Rüben und feinen Cremen schmeckten vorzüglich: Gute Säure gegen das Erdige der Linsen, schöne Süße von den Rüben ... großes Vergnügen.
Gebratene Leber- und Blutwurst mit Erdäpfelpürree fein, die Kalbsbutterschnitzerl mir viel zu fein faschiert, aber aromatisch supergut, schöne, leichte Limettennote drin, dazu Erdäpfelpürree. Das Wiener vom Bio-Kalb maximal souffliert, zwei schöne Schnitzel von feinstem Aroma, herrlich buttrig ... und Gurkensalat dazu perfekt, die Erdäpfelsalat recht senflastig.
Feines Abendessen, ganz gut besucht, sehr freundliches Service - top.

OberkllnerPatzig, 14.05.22 @ 18:25

Neuer Koch, fantastische Küche
Gestern wieder einmal nach langer Zeit im B&L gewesen - es war schlicht fantastisch. Mit Thomas Wohlfarter hat Horst Scheuer einen Transfer-Coup gelandet: Steirereck, Tantris, Meinl, Coburg, Dom-Beisl (1 Michelin-Stern) und zuletzt im Seidl.
Der marinierte Kalbskopf (14) mit Belugalinsen und Vanillenavetten ein perfektes Gericht als Vorspeise. So vielschicht in den Aromen, so spannend auch in den Texturen. Weltklasse.
Auch der Isländische Gewürzlachs (15) auf Erbsenhummus mit geröstetem Karfiol und knusprigen, schwarzen Sesamkeksen ein kühler Genuss an einem lauen Abend. Wunderbar.
Das geschmorte Lamm (24) mit Mangold, Taggiasca-Oliven und Artischoke tiefgründig intensiv, ebenso die confierte Entenbrust (24) mit Pak Choi, Shiitakepilzen und Sesam.
Vegetarisch die Fregola Sarda mit gegrilltem Scamorza, Melanzani, Spitzpaprika, Rucola und Pinienkernen (15). Sehr gut abgestimmt, schön runder Geschmack - und vor allem: Unglaublich viel am Teller.
Jubel auch beim Dessert: Die Erdbeer-Rhabarbertarte mit Topfeneis (11) macht aus Freunden Feinde, wenn man sie teilen wollte.

Das Berger & Lohn ist in Bestform, der erweiterte Gastgarten mehr als gelungen, und die Terrasse eine grüne, stilvolle Insel der Ruhe und des Genießens. Gehet hin und prasst, es ist ja schließlich eine Brasserie.

OberkllnerPatzig, 25.05.21 @ 09:59

Die Panna Cotta aus Wolfgangseer Schafskäse mit knusprigen Roggenstreusel und mariniertenRüben & Artischockenblättern war wie zu erwarten begeistern. Für Auge und Gaumen. Mindestens genauso gut das Tartare vom Maibock mit Haselnüssen und Blaumschimmelkäse.
Ins Berger & Lohn sind wir aber deshalb gegangen, weil wir unser erstes Schnitzel in Freiheit dort essen wollten. Das Wiener vom Kalb ist fast schon zu dünn, ich bin da heikel, aber immer noch fantastisch. Die perfekte Panier, so schön souffliert, von so wohligem Aroma ... ein Traum. Aber auch der Gurken und Erdäpfelsalat sind schlicht perfekt.

Aber, und jetzt kommt´s! Das vermeintlich einfachste Gericht am Tisch hinterließ uns sprachlos vor Glück: Der Häuptelsalat.
Recherchen haben ergeben, dass, wie eh auf der Karte angeführt, der Salat a la Grill Royal sei. Was auch immer das sein mag. Ich weiß es jetzt: Das ist eine hippe Hütte in Berlin, und der komplette Salatkopf wird "angeöffnet" vermutlich mit 6-8 Sardellenfilets, 1 kleingehackte Gewürzgurke, 1 TL Dijon Senf, 2 EL Weißweinessig, 8 EL Sonnenblumenöl, 8 EL Wasser, Salz, Pfeffer und Tabasco mariniert. Im B&L wird der Salat dann grob zerteilt ... was für ein Genuss! Unbedingt ausprobieren! Macht süchtig.

Schön, wieder ins Berger & Lohn gehen zu dürfen, danke für das Durchhalten, Horst!

OberkllnerPatzig, 11.09.20 @ 12:37

Erstmals im Gastgarten - und der ist wirklich gelungen, man wähnt sich nach Paris, vor eine hübsche Brasserie versetzt. Alles gediegen, ordentlich und präzise.
Das Gericht des Sommers: Die Artischocke, geöffnet wie eine aufgeblühte Rose, mit Safran-Mayonnaise und Zitronen-Gemüsebutter (11): Himmlisch gut! Dazu Roter Veltliner vom Fritz - mehr braucht es nicht.
Doch danach gleich das nächste Gericht des Sommers: Eine hinterfotzig scharfe, eiskalte klare Gazpacho mit einer Kugel Gurkeneis - ein echter Knaller im Suppenteller. Farblich, aromatisch und thermosensorisch geil (6).
Das Wiener Schnitzel (22) schlicht perfekt - eine Kunst, leider. Die Supreme vom Schwarzfederhuhn mit Artischocken, Maiscreme, Mangold und Chilli (17) ebenso ein ganz wunderbar stimmiges Gericht. Dazu dt. Riesling von Dr. von Bassermann-Jordan und schon ist der Abend in jeder Hinsicht perfekt.