Jagdhof (Guntramsdorf)

Wenig Neues, aber viel Gutes aus dem Schlemmertempel vor den Toren Wiens: Franz Fakler sen., früher verviger Mittelpunkt der Jagdhofgastronomie, ist mittlerweile emeritiert und hält sich, wenngleich nicht wirklich dezent, im Hintergrund. Aber auch Franz Fakler jun. ist eine starke Persönlichkeit, was man spätestens dann merkt, wenn jemand am Tisch einen Wein aus dem Burgenland oder der Steiermark bestellt und dann wortreich (und korrekterweise) darüber aufgeklärt wird, dass man sich hier in der Thermenregion befinde, die für Rot und Weiß gleichermaßen Großes zu bieten habe. Was das Essen im gepflegt-eleganten, aber auch sehr gemütlichen Wintergarten betrifft, vertraut man sich der Küche am besten mit dem Hinweis an, man möchte gern „etwas Österreichisches” essen — das dann in Form von Wildschweinsbratwürstln, geschmorten Kutteln mit Knoblauch und Paprika, Butterschnitzel mit Erdäpfelpüree, gespickten Kalbsvögerln oder Biskottennockerln mit Eierlikör auch so nach und nach — auf Wunsch auch in überschaubaren Portionen — aufgetragen wird.

Und wenn man sich dann erst einmal
durch die ganze Palette von Neuburger, Zierfandler, Rotgipfler und Thermen-Pinots gekostet hat, gestattet einem der junge Wirt auch allmählich die eine oder andere Abschweifung ins Bordelais oder die Bourgogne, deren Bestes er mit spürbarer Begeisterung zu präsentieren weiß. Ja, Begeisterung lautet das Schlüsselwort, das vielleicht auch erklärt, warum der Jagdhof meistens voll und andere Top-Restaurants so häufig leer sind. Mich hat diese Begeisterung jedenfalls so angesteckt, dass ich meine eigenen guten Ratschläge vergaß und zuletzt doch draußen übernachten musste. Was nicht weiter schlimm war, denn sie haben ja schöne Zimmer.

5 Kritiken | Kritik verfassen