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Das Gastlog

17.07.06 @ 19:34

das ultimative Retrogefühl

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Aus irgendeinem Grund befiel mich vergangenen Samstag das Beduerfnis, den Schweizer Flüelapass zu überqueren. Zugegeben - kurz davor hatte der Zauberberg, also Davos meine romantischen Fantasien nicht im Geringsten befriedigt. Also befuhren wir in Sonjas kleinen, roten Honda (kurz Ferrari) die abenteuerliche Bergstrasse und ich machte eine emotionale Feststellung: Das Befahren einer Passstrasse ist das ultimative Retrogefühl. Zwar erst 1974 geboren erlebte ich Kindheitstage mit stolzen Autofahrern, strahlenden Eltern oder einem erzählwütigem Opa. Der Paß, so meine Erinnerung, war das Resultat des gemeinsamen Fortschrittsglaubens, der Ort wo Autofahren das Freizeitvergnügen war,... Und das Paßwirtshaus, wo man seine Schartner Bombe bekam, war das Ziel schlechthin.

Nun verblueffte mich vergangenen Samstag der Eindruck, dass sich im Schutzhaus am Flüela Paß dieses alte Gefühl nicht verändert hat seit damals. Nur die Autos sind anders und neuerdings stehen auch Rennräder und Mountainbikes am Parkplatz. Und nun zum Kulinarischen, denn weiters verblüffte mich, dass die Buntgekleideten Radfahrer tatsächlich Radler trinken. Und also frage ich mich, warum gibt s eigentlich kein Passhöhenwirtshausgericht? Warum gibt s kein kulinarisches Resultat des Gemeinsamkeitsstolzes der Sechziger? Oder weiss ich s einfach nicht? Oder ist das auch einfach gut so? Und falls doch - erwartet Deutschland nun der Kliensmannteller? Was kommt noch?

Fragen über Fragen - alles nur wegen einer Passstrasse.

5 Kommentare | Kommentar abgeben

katiza, 20.07.06 @ 10:38

Passstraßengefühle
Einfühlsamer sonjaaa,
das kann ich schon nachvollziehen, das Passstraßengefühl - unsere Fmailie hat dort oben aber nie gegessen oder getrunken. Oben am Pass angekommen - Brennerpass, Reschenpass, Pass Thurn - angekommen, sind wir alle ausgestiegen und haben die Landschaft bewundert. Dann sind wir wieder eingestiegen und dem Ziel entgegen gefahren. dort warteten meiste Köstlichkeiten wie Spuma, in Sackerl verpacktes italienisches Luftgebäck (Panettoneartig) mit Zuckerkruste und Spaghetti in allen Variationen. Meist ging es über den Brennerpass nach Südtirol.
Der Brenner war in meiner Tiroler Kindheit und Jugend so etwas wie die Schwelle zum gelobten Land. Oben am Brennermarkt kaufte man billig Spirituosen, Wein und stangenweise MS. Außerdem gab es Salami, Fetzen, Obst und Puppen mit weiten Häckelkleidern. Meine Eltern sind dort fast nie stehen geblieben. Wir sind zum Hofer in Sterzing gefahren und haben dort itlaienische Köstlichkeiten, Nudeln, wein und Batida di Coca für meine ersten parties gekauft.

membaer, 20.07.06 @ 09:37

so lasst uns rolling stones knödel und peter alexander suppen kreieren
... und in der schartner bombe steckte ein bunter dünner strohhalm, der stets ins fläschchen hinab rutschte, wenn man die hälfte des saftes gesogen hatte - das musste so sein - genauso wie karlheinz´ kracherl-fetisch und historische bescheidenheit.

meines vaters vorliebe galt "damals" allem, was als retroverdächtiger plombenzieher eingestuft werden kann; egal ob maoam, stollwerk oder karamel. einst, an einem heißen sommertage so wie dieser tage, tat er sich einen schelm an, als wir auf einem familienausflug mit dem rade an einer pferdeweide vorbeikamen, einem pferde mit den worten "wüllst a karamel ...?" selbiges kauvergnügen anzubieten und dem armen nichts ahnenden vieh einen beiß-spagat der besonderen art verpasste.

... es war halt eine andere zeit ... und so werden wir uns ein viertel jahrhundert später an, ja woran denn erinnern?

karlheinz, 19.07.06 @ 15:29

@und
es ist nicht das haschen nach idealen, sagt mir meine l.f. gerade, es ist das hoffen nach
GEBORGENHEIT (wir sind BORG ???)

karlheinz, 19.07.06 @ 14:46

Schartner Bombe
am einstieg zum aufstieg der bärenschützklamm bei mixnitz in der steiermark nennen wir es "mautstatt": bis vor wenigem noch war dort zu lesen: "trinkt die gute bruckerperle!"
- das schild gab es noch dezenien länger als gleichnamiges getränk (ein rotes kracherl).
damals: dazu ein brot (2 scheiben, trocken, aber "stanzer brot"), eine scheibe schweinsbraten (mit gummikrustel), ein speck (damals allerdings noch gereifter und daher fester als heute), geselchtes, das ueber den fleischhauer nie hinaus gekommen war, geheimratskäse und ein gurkerl in nahezuher personalunion mit glaselpaprika: geschmeckt hat's!

ich weiß schon, unsere lingualen papillen leiden mit der zeit, früher hat's immer besser geschmeckt...
aber ich glaube, wir waren aufgrund materieller einfachheit bloß schneller zufrieden.
ich bestell sowas dorten heute gar nimmer, es ist mir einfach leid ums geld;
nihilo trotzquam dürstet es mich nach der "brucker perle"!

PICCOLO, 19.07.06 @ 09:20

Almhütten und Schutzhütten
Der Massentourismus hat die Bodenständigkeit der Almhütten und Schutzhäuser richtig versaut. Für mich wäre dort ein "Notdurfts - Essen" das Richtige. Aber der verwöhnte Gegenwartsmensch erwartet auch dort achon wie selbstverständlich das Sortiment aus dem Eurospar. Dabei würden Almprodukte völlig ausreichend sein. Der Senner muß jetzt schon fast mit dem LKW seine Produkte ins Tal schaffen und der LKW muß dann die Güter aus dem Tal auf die Hütten bringen. Dabei redet man ja soviel vom Energiesparen. Eine Brettljause und einen Käseteller samt Milchprodukten, gutes Wasser würde reichen. Kein Bier, keinen Wein, kein Fleisch, außer Speck.
Wem das nicht passt, das sollte auf einer großen Tafel stehen, soll sich schleichen und im Tal bleiben.

Derweil habe ich auf einer Hütte im Gesteinertal, auf über 2000m Seehöhe ohne Zufahrt, in der Schareckgruppe den Hubschrauber aus Zell am See gesehen wie der das C&C Sortiment gelandet hat. Große Dosen mit Gurkerln und Sauerkraut,Folienkäse und Vaccumspeck, Tiefkühlwaren in Styroporboxen nebst Fertigsuppen und weiß Gott noch was, für das arge Bergegeile Klientel das ohnehin schon fast alles aus dem heimischen Kühlschrank mitgeschlecppt hat. Ja sogar aus deutschen Supermärkten mitgebrachte Wurst und Fleisch war an den Tischen zu sehen... Neben dem weltweit verbreiteten Franziskaner Weissbier gabs selbstverständlich RedBull und so weiter.. Eine Buttermilch? Nein, haben wir nicht!

So ein "Retro Essen" wie ich es mir wünsche, für die Notdurft der Nahrungsaufnahme, Stärkung, Erbauung usw.. würden die Leute gar nicht annehmen.

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