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Tischgespräche

13.12.06 @ 09:19

Geschenkt!

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Ob er denn seine alte Prato weglegen müsse, stellte Meister Piccolo als Befürchtung unlängst in den Raum, angesichts der kommentierten Neuedition. Aber nein, kann ich ihn beruhigen, zum einen, weil seine Ausgabe glaub ich jene dieser Edition zugrundeliegende ist, zum anderen, weil er sich ja aufs Lesen dieses Werkes versteht.

Da aber die Zeit der fieberhaften Geschenkesuche angebrochen ist, kann die "neue" Prato durchaus anempfohlen werden. Nicht weil unser im Hintergrund schwebender Bürgermeister die Edition besorgt hat (oder freilich auch deswegen), aber:

Es ist das Kochbuch einer Frau, einer Köchin, die kein Star war, wie heute aus Köchinnen Stars gemacht werden. Die Köche sind's sowieso, das muss angeboren sein ;-)
Nein, es ist das Kompendium einer, die sich umgeschaut hat in den Küchen des (damals noch umfassenderen) Landes. Und gesammelt hat, was tatsächlich gekocht wurde. In den Wirtshäusern, Beisln, wo immer man zum E s s e n einzukehren pflegte.

Insofern stellt sich der Verlag mit einem solchen Buch mutig gegen die Usancen einer von klingenden Namen geprägten Kochbuchherausgeberei, die nicht einmal immer auch durch ästhetischen Wert (das wär ja wenigsten was!) bestechen. Und, ich muss es anmerken: es ist ein männerdominiertes Geschäft: Gestern, Megabuchhandlung am Münchner Marienplatz. 66 Titel mit ausgewiesenem Namen (ein paar hab ich sicher übersehen). Davon 26 Männer, die meisten davon mit ganzen Buchreihen. Ich fand 7 Frauen.

Nicht dass ich Ihnen jetzt die Prato aufs Aug drücken möchte - obwohl allein das Wort "Einschiebspeisen" die Lektüre rechtfertigt, andererseits niemandem mit heutigen Lebensgewohnheiten ein Rostbraten im Schlafrock zuzumuten ist - aber angesichts voller Büchertische kommt man da schon ins Grübeln.


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PICCOLO, 14.12.06 @ 00:37

„Humble pie” … Im Einfachen ist das Wahre.
Frau Katharina Pratobevera ist, ohne dass sich dies der ganz große Haufe der Köche bewusst ist, unser Aller intimste Begleiterin. Ihr Werk hat wie keines die Küchengeschichte Österreichs, Süddeutschlands und Norditaliens beeinflusst. Ohne ihr Werk wären in unserem Kulturkreis nur ´Köche der Adeligen gewesen, die sich aber nie um das Essen des Volks bemüht gemacht haben. Mit wenigen Ausnahmen. Bekanntester österreichischer Prato Verwerter ist Franz Ruhm, dessen Küche die Lehrpläne der Fachschulen der 50er bis 70er Jahre beeinflusst hat.

In Ihrer Zeit sozial engagiert zu sein, noch dazu als „Frauenzimmer” war Ausdruck einer schier übermenschlichen Tugend. Der Küche des Hochmuts stets eine erklärte Feindin, zieht sie ihre Fäden zwischen einfachen Feuerstellen und herrschaftlichen Herden. Ihre Chance war die Bedeutungslosigkeit der Volksernährung für die herrschenden Schichten. Der Adel mit seinen Vasallen wurde satt und wenn sich in der Untersteiermark der einfach Bauer übers Jahr mit Haidensterz und Rübensuppe fortbrachte, dann reichte das dem Kaiserhaus. Ihr magenkranker erster Ehemann brachte sie dazu über gesunde Ernährung nach zu denken. Sie heiratete als alte Jungfer (40 jährig) , im Kloster hat man sie nicht mehr genommen. Nach einem Jahr war ihr erster Mann tot, böse Zungen meinten sie wäre an seinem Tod schuld. Dessen Jugendfreund erlöste sie aber von dem Gerücht, indem er die resolute hoch gewachsene Frau heiratete. Er, auch ein gut besoldeter Beamter - sie erhielt den Titel "Edle" von Scheiger. Auf den ausgedehnten Reisen durch die Steiermark und nach Kärnten sowie Wien und Aufenthalten in den Kurorten Ischl, Badgastein, Südtirol, Krain und Ungarn lernte sie viele Speisen kennen und begann die Rezepturen dieser Speisen in Gasthäusern zu notieren. Ihre Sammlung wurde sehr groß und aus ihrem Bekanntenkreis kam die Anregung ein Kochbuch zusammen zu stellen.
Reizvoll fand ich aber auch ihre Haushaltungs Anweisungen, beispielsweise diese wie man sich für eine im Kindbett liegende oder kranke Ehefrau eine Stellvertreterin sucht.

Ich besitze die 25. Auflage der Süddeutschen Küche 1899. In dieser Auflage befand sich das 200.000. Exemplar das das der kaiserlich königlichen Hoheit, der durchlauchten Frau Erzherzogin Maria Josepha gewidmet ist. In vierter Auflage 1899 ist auf italienisch Il manuale di cucina per principiantge e per cuoche già practiche di Caterina Prato. Riveduta ed accresciuta da Ottillia Aparnik, Maestra di cucina al corso di economia domestica presso il civico liceo femminile die Trieste….. erschienen.

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