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Tischgespräche

28.04.07 @ 16:13

Männer essen Mittags

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Irgendwann, High Noon in einem eleganten Restaurant nahe einer Landeshauptstadt. An den Tischen ausschließlich Anzugträger, die sich nach einem kurzen „Des isch a guet” gleich wieder dem Wesentlichen des Lebens zuwenden, Finanztransaktionen, grenzüberschreitend; wenn ich wollte, könnte ich alles mithören, aber ich bin viel lieber den Hechtbällchen auf filigranem Radieschen-Gurken-Karottensalat zugewandt, der leichtesten Erbsensuppe meines Lebens, dem Andelsbuchener Kalb unter Pinienbröselkruste. Ich wundere mich über die Offenheit, wie da delikate Geldgeschäfte in durchaus verständlicher Zimmerlautstärke verhandelt werden, der Elton-John-Verschnitt und der joviale Bankbeamte mit Zahlen jonglieren, immer wieder ein vertrauensvolles „Ach, Sie machen das schon” durchblitzt.

Ich frage mich: sind Restaurants ab einer bestimmten Kategorie mittags vor allem den Business-Gesprächen vorbehalten, die ihrerseits mehrheitlich von Männern geführt werden, was wiederum zu Männerüberschuss bis –ausschließlichkeit in diesen gastlichen Stätten führt? Und ist meine Erwartung, man ginge essen, um zu essen und dabei dem Essen den Respekt zu erweisen – vielleicht n a c h den Gesprächen – eine so naive?

(Zu „Essen gehen und Respekt” wird es, so es der speising-relaunch-Gott will, noch einen Eintrag geben).

11 Kommentare | Kommentar abgeben

-ad-, 30.04.07 @ 08:19

Schöne Gschichten.
Aus London ;-)
Ausm Café ;-)
Und vom Klo ;-)

katiza, 30.04.07 @ 07:30

Manchmal
besprechen wir Frauen das, was so manche Männchen beim Bussiness-Lunch tatasächlich besprechen wahrscheinlich beim gemeinsamen Klo-Gang.

dfw, 30.04.07 @ 00:53

Lunch-London-England
Lunch in London ist heilig. Echt. Kein Schmäh.
Das spielt sich dann so ab.
Entweder gehen die Oberbosse in die eigene "Kantine". Die schaut dann ungefähr so aus, wie das Steirereck. Mit allem Drum und Dran. So ungefähr 6 bis 10 Leute haben dort Platz. Aber nur für den Chairman, und auserlesene Überdrüberbosse. Und der Koch und das Servicepersonal ist vom feinsten. Besser als im Steirereck. Kein Schmäh. Auch das Essen und die Weine.

Oder sie fahren in den Club, mit Chauffeur, eh klar. Im Bentley oder Royce. Dort sind sie um genau 13 Uhr. Keine Sekunde später.

Ins Büro kommt so ein Chairman so gegen 9:30 Uhr. Da liest er erst die Times. Dann kriegt er die Memos, aus der ganzen Welt. Dann kommen die wichtigsten Leute zu ihm, zum Rapport, der ihn eigentlich gar nicht interessiert. Dann ruft die Sekretärin den Chauffeur, da ist es so etwa 12:30 Uhr. Dann geht's ab in den Club, siehe oben.
Im Club sind nur Männer. Eh klar.
Dort trifft er einen anderen Chairman, zum Essen. Was die dort reden ist geheim. Streng geheim. Manchmal lesen wir das dann in der Zeitung, was das Ergebnis der Besprechung war.
Im Club selbst ist es totenstill. Es wird nur geflüstert. Auch verständlich, weil so ein Chairman nach dem vielen Essen müd ist, und einschläft, in so einem großen Armchair.
Das Ganze dauert, inklusive Nickerchen, so bis 4pm, also nach MEZ bis 16 Uhr.
Der Chauffeur bringt sie wieder ins Büro, wo sie nix anderes tun, als die Post unterschreiben. Ich schwör's. Dann bringt die Sekretärin den Regenschirm, und dann geht's zum Golfplatz. Dort treffen sie sich, alle Chairmen, beim 6. Loch und reden weiter. Diesmal nicht mit vollem Mund.

Ungefähr so ist das in London. Von Lunch zu Lunch.

mazi, 29.04.07 @ 22:39

HERRlich!
Da ich mittags in äußerst seltenen Fällen außwärts esse, sondern brav hinter meinem Herd stehe (so ich rechtzeitig aus der Arbeit heimhetze, um den Buben was Feines zu kochen), kann ich die Pinguinesser (na gut, im Frack sitzen sie ja wohl nicht dort...) nicht beobachten.
Wohl aber die Thirtysomethings beim Geschäftsfrühstück im Café Dommayer, wenn ich mir eigentlich ein genussreiches, alleiniges Erwachen erlauben will:

Anzug braun, Sonnenbrille: Na servus, entschuldige, hab vööllig verspätet die U-Bahn erwischt. Aber fein, dass es sich ausgegangen ist. Was macht die Familie?

Anzug dunkel, gegeltes Haupthaar: Du, danke, lieb, es geht jetzt wieder. Die Kleine ist wieder gesund und seit gestern schmeck ich auch wieder was.

Sonnenbrille: Und, wie ist das so?

Haupthaar: Überraschend.(lacht) Ja, Du, ich sitz auf der Terrasse, weil's gar so schön war.

Sonnenbrille: Kein Problem, wirklich, gute Idee in Wirklichkeit. Du hast nix bestellt noch, gell? Na, eigentlich auch nicht wichtig, jetzt reden wir mal Tacheles. (wird ernst)Hast Du gestern den Herrn Dr. XY noch erreicht, wird er den Kredit bekommen? Du weißt ja, der Mag. YZ hat keine Resewrven bieten können, aber...

Ab da hab ICH meine Ohren (mühsam) verschlossen. Aber der Rest der ob des schönen Wetters dicht besetzten Terrasse war gezwungen sich das anzuhören.
Ich hab das Frühstück dennoch genossen. Hab das ja selten. Ich Hausfrau, ich!

PICCOLO, 29.04.07 @ 16:27

Manager die einen Schnelllkurs wie esse ich mit Messer und Gabel.....
..ohne gleich meinen Geschäftspartner abzustecken findet man in solchen Lokalen...

....den Hechtbällchen auf
filigranem Radieschen-Gurken-Karottensalat zugewandt, der leichtesten Erbsensuppe meines Lebens, dem Andelsbuchener Kalb unter Pinienbröselkruste.

Bis auf das Andelsbuchner Kalb aus Holland stammt das alles aus der letzen Quintessenz Brochüre vom C&C Pfeiffer.

Hechtbällchen sind ein Lieblingsessen in Managerkreisen. Alles was halt aus der Maschine kommt ist geil...

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