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Das Weinlog

18.04.23 @ 15:29

INGLENOOK, KALIFORNISCHE WEINGESCHICHTE

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In Kalifornien kennen wir einerseits die reichen Quereinsteiger, die mit großem Elan tolle und auch meist teure Weine produzieren. Im letzten Jahr hat TRAUBING mehrmals darüber berichtet. Die andere Seite sind die Einwanderfamilien wie MONDAVI, die natürlich mittlerweile auch riesige Player geworden sind. Die Geschichte von GUSTAVE NIEBAUM und INGLENOOK ist da ganz spannend und vermischt auch beide kalifornischen Möglichkeiten.

NIEBAUM wurde 1842 in Finnland geboren. Als Captain führt er ein Schiff bis nach Kalifornien und wird dort sesshaft, in San Francisco. Sein Geschäft blüht auf und der Traum ein Weingut zu gründen entseht. Also schon damals gab es reiche Quereinsteiger. 1879 kauft er INGLENOOK mit einer angrenzenden Farm. Dieses Gut selbst wurde von einem der ersten weißen Siedler im NAPA VALLEY angelegt und heißt soviel wie „Gemütliche Ecke“, aus dem Schottischem. Niebaum fängt an ein kleines Schloß zu bauen, er will mit den CHATEAUX in Franreich konkurrieren. 1887 ist dieses fertig und Weine können nun erstmals in der neuen, recht modernen Anlage produziert werden. Weltweites Lob für die Flaschen um die Jahrhundertwende. Nach der Prohibition nimmt der Weinbau wieder Fahrt auf und diverse Kellermeister kommen und gehen. 1941 Cabernet Sauvignon gilt als einer der besten der Welt. 1990 erringt erstmals ein Wein die 100 Punkte. 1964 musste die Familie Weingärten und die Rechte des Namens an einen Konzern verkaufen. Insgesamt bleibt die Produktion und die Qualität erhalten, auch wenn die Besitzer wechseln.

1975 ist FRANCIS FORD COPPOLA auf der Suche nach einem Ferienhaus im NAPA VALLEY. Sie kaufen einen Teil des INGLENOOK Geländes, erfahren mehr über die Geschichte und wollen Reputation und Weingut wiederherstellen. Bald gibt es NIEBAUM – COPPOLA ESTATE Weine. Coppola wurde übrigens ein großer Player im Weingeschäft, eine Zeit hatte er noch eine andere Winery in GEYSERVILLE mit einem Museum seiner Filme. 1978 ist der erste Jahrgang des RUBICON, dem Flaggschiff des Hauses, einer Bordeauxcuvee. 1979 feiert man 100 Jahre NIEBAUM Weine. Erst 1995 gelingt es COPPOLA das CHATEAU zu kaufen und die alte Größe des Weinguts aufleben zu lassen. Heute ist es eine Pflichtadresse für Besucher der Gegend. Ein letzter wichtiger Punkt der Geschichte ist die Verpflichtung von PHILIPPE BASCAULES als General Manager. Er hat vorher für CHATEAU MARGAUX gearbeitet und ist nach 5 Jahren auch dorthin zurückgekehrt. Heute sind die Weine mit feiner europäischer Klinge versehen.

WINE and DINE by FINE WINE SHOP im REZNICEK war eine gute Möglichkeit die letzten Jahrgänge zu verkosten.

BLANCANEAUX 2017
Weiße Wasser auf Französisch. Der Weißwein des Hauses hat mit den Rhonesorten VIOGNIER, ROUSSANE und MARSANNE eine ungewöhnliche Zusammensetzung für die Region. Unterschiedlich jedes Jahr die genauen Anteile, meist jeweils ca ein Drittel. Und er zeigt sich sehr schön und typisch. Dicht und nicht aufdringlich. Honigmelone, Pfirsich, Lemon Curd. Heu und Trockenfrüchte. Später Orangen und ein langes, cremiges Finale. Gute Struktur. Gefällt mir.

BLANCANEAUX 2016
Bei einer ähnlichen Aromatik zeigt sich das Jahr offener und fruchtiger. Mehr Grapefruit und nicht so straff im Abgang. Im Moment toll zu trinken. 2017 hat für mich mehr Struktur und wirkt straffer.

CABERNET SAUVIGNON 2017
Diese Füllungen bestehen immer zu hohem Anteil aus CABERNET SAUVIGNON und wenig CABERNET FRANC, MERLOT und PETIT VERDOT. Die Trauben sind biologisch und kommen aus Anlagen rund um das Chateau. 18 Monate im französischem Holz, mit ungefähr 50% neu davon. Und er präsentiert sich schön und klassisch. Johannisbeere, Minze, Beeren. Kräuter und feine erdige Noten. Die Tannine sind sehr schön und dicht. Gute Länge und Struktur. Recht bekömmlich im Moment, und natürlich lagerfähig.

CABERNET SAUVIGNON 2016
Offener und einen Hauch kalifornischer, sprich mehr Frucht, nicht so erdig. Steht im gut. Orangen, Cranberries. Dann kommt mehr Struktur und Länge, schöner Wein, gut sind die Jagrgangsunterschiede zu schmecken. 2017 ist mir etwas lieber.

RUBICON 2019
Der Topwein. Seit 1978 eine Bordeauxcuvee mit hohem Cabernet Sauvignon Anteil, und meist mehr Merlot als im normalem CS. Franc und Petit Verdot runden ab. Die Trauben kommen aus verschiedenen, hochwertigen Weingärten des Tales. Das hat nun eindeutig eine europäische Handschrift. Schön und dicht ist der erste Eindruck, dezente Frucht. Thymian, Himbeere, Johannisbeere. Beste Gerbstoffe und jugendlich. Toller Wein. Länge und Struktur. Maul voll Wein.

RUBICON 2018
Offener, direkter. Hagebutte zu den Beeren. Würze, Zeder. Braucht recht lang im Glas um mich zu beeeindrucken. Dann hat er auch mehr Balance und wirkt recht harmonisch. Das feine Tannin kommt langsam zur Geltung. Passt, auch für die Zukunft.

RUBICON 2017
Fleischig und dünkler. Zuerst viel Frucht, dann kommt mehr Struktur auf und Säure. Toller Stoff, der noch nicht in Balance ist. Er bewegt sich in Wellen, einmal mehr Frucht, einmal mehr Struktur. Minze, Erdtöne, Kräuter. Für mich im Schatten der beiden anderen Jahre im Flight.

RUBICON 2016
Eine kleine Bombe. Verführerisch fruchtig und erdig elegant. Toller Gerbstoff und klasssiche Aromen, Cassis, Minze, Tabak. Eine Freude, heute und in Jahren. Zeigt mit Luft nochmals auf, sehr kompletter Wein.

RUBICON 2015
Ähnlich wie 2016, mehr Schmelz und Frucht. Nicht so elegant europäisch. Doch das ist kein Nachteil. Die besten Kalifornier sind jene, die beide Welten gekonnt vereinen. Dunkler Aromen, Kaffee und ein schönes Kräuterfinale. Stimmig, aber nicht mein Favorit.

RUBICON 2014
Der Wein nahezu am Punkt. Dicht und dunkel, Cassis, Minze, Hagebutte, Tee. Fleischiger später. Zigarrenkisterl. Trinkt sehr gut im Moment. Gerbstoffe passen auch. Vielleicht fehlt ihm die letzte Eleganz.

TBA No 3 MUSKAT OTTONEL ZWISCHEN DEN SEEN KRACHER 2017
Wiederrum ein toller Abschluß, tolle Säure und Frucht. Schon mit guter Balance unterwegs, sicher noch nicht in letzter Harmonie. Muskatblüte, Lemoncurd, Honig, Lavendel. Sehr schön

Abschließend kann man feststellen, dass die Cabernets ein feines Preis- Leistungsverhältnis haben für NAPA. Rubicon, sicher ein sehr europäischer Wein mit hoher Qualität.

www.finewineshop.com
www.inglenook.com
www.herbeck.wien

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