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Das Weinlog

29.04.05 @ 01:38

Ich will ja nicht insistieren...

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... und schon gar niemand daran hindern, auf Angelika Deutschs wunderbaren Beitrag zum Kamptal zu replizieren. Allein: Eine einzige (wiewohl außerordentlich qualifizierte) Reaktion zum Thema biodynamischer Weinbau ist mir in meiner Funktion als „Bürgermeister" von Traubing zu wenig. Oder interessiert dieses Thema wirklich gar niemanden? Oder habe ich ganz einfach zuviel darüber gequasselt? (Auch kurze und kürzeste Statements werden, ebenso wie lange, angenommen.)

9 Kommentare | Kommentar abgeben

Minimalist, 04.05.05 @ 09:12

Gilt der Markt?
Der beste Wein ist der verkaufte Wein?
wenn ja, dann gilt es zu positionieren, Märkte zu segmentieren und jene zu wählen in welchen man eine Topposition erreichen kann.
Was ist ER nun?
- Kulturgut?
- Luxusprodukt?
- Genussmittel?
- Lifestyle Element?
- Ausdruck einer ökologieschen Ideologie?
Wenn wir Oberkapitalisten auch noch den Preis als Qualitätsmerkmal zulassen, dann....
Ich glaube, wie pastinake, die "schonende Bio-Behandlung" bringt nix, wenn ich vor lauter Liebe zum Ergebnis alle Trauben am Stock lasse und ihn nicht brutal beschneide. Ich erinnere mich da an die Story des Barolo-Starwinzers Altare: angeblich hätte ihn sein Vater (ein glühender Traditionalis) beinahe enterbt, weil er den Ertrag drastisch reduziert hat und damit die Existenz scheinbar gefährdet hat.
Ich bittet noch um Gnade: ich möchte weiter in Speising leben dürfen. Als Kapitalist und Atheist.

pastinake, 03.05.05 @ 11:59

dank
an den lieben bürgermeister, weil er insistriert hat - es ist wirklich anregend in speising zu diskutieren.

steppenwolf, 01.05.05 @ 13:11

Glaubensfrage?
Ich versteh ja nichts von Wein.

Aber wenn hier Reich, Steiner, Quantenphysik, Pauli, Empirie im Zusammenhang mit "bio" angesprochen werden, dann halte ich das für eine ziemliche Schaumschlägerei. Schaumschlagen kann ich auch und tue es auch begeistert.
Ad Empirie: als Naturwissenschaftler glaubt man an keine Theorie, die man nicht im Experiment beweisen kann. Das hat im "sogenannten" Einsteinjahr wohl schon jeder - sogar in der Kronenzeitung - lesen können. Leider versagen auch bewiesene Theorien durch Auftreten neuer Phänomene, die nicht in die alte Theorie passen. Dann muss eine neue Theorie her.
Interessant ist aber in dem Zusammenhang, dass sich sogar ein so seriöser Wissenschafter wie Anton Zeilinger in seinem Buch "Einsteins Schleier" weigert, die Superstringtheorie überhaupt zu erwähnen, nicht einmal in dem Ausmaß, dass er sie vielleicht als inakzeptabel hinzustellt. Das tut er mit anderen Theorien in dem Buch sehr wohl. (Zur Erläuterung: die Superstringtheorie bzw. M-Theorie versucht die Unstetigkeiten, die sich zwischen Relativitätstheorie und Quantenmechanik ergeben, über eine komplexere Theorie zu beseitigen.)
Das bedeutet für mich, dass auch der Übergang von These zur Empirie und anschließender Theorie sehr stark subjektiv von den handelnden Personen gefärbt ist. (Auf den Zusammenhang von theoretisierender Schaumschlägerei und Subjektivität gehe ich jetzt nicht näher ein.)

Ad Einflussfaktoren: wie schon oben gesagt, ich versteh ja nichts davon. (vom Wein nicht und auch von Einflussfaktoren nicht) Der Umstand, dass das Schlägern von Holz eine große Auswirkung auf seine Eigenschaften hat, ist mir bisher nur als Erfahrungswert zur Kenntnis gebracht worden. Allerdings passierte das gleichermaßen in Österreich wie in Russland wie in Japan. Die Mär vom unbrennbaren Holz, welches in der richtigen Nacht geschlägert sein muss, scheint ebenfalls nicht in Vergessenheit zu geraten.
Selbst in meiner professionellen Umgebung seinerzeit, als Holz für mich ein wesentlicher Bestandteil meines Verkaufsguts war, wurde diese Geschichte bereits kolportiert. Von den gleichen seriösen Personen, die darauf hinwiesen, dass die Mär vom Silberhämmerchen wirklich eine Ente sei. Silberhämmerchen?
Nun gut, in den alten Zeiten der Bösendorferschen Klavierbaukunst gab es immer einen, meistens bereits älteren Mitarbeiter, welcher mit einem kleinen Silberhämmerchen durch die Thermenregionwälder wanderte und besonders vielversprechende Bäume mit seinem Hämmerchen abklopfte. Manchmal ging beim Anhören des Klopfklanges ein verklärtes Lächeln über seine Züge. „Das wird einmal ein echter Bösendorfer!” konnte man ihn dann murmeln hören, worauf er mit einem kleinen Schnitzmesser ein Fraktur-B in die Rinde schnitzte, um den Herrschaftsanspruch der Bösendorfer über diesen besonders wohlklingenden Stamm zu verewigen. (Auf den Zusammenhang von Weinanbau und Einflussfaktoren gehe ich jetzt nicht näher ein.)

Ad Logik: wie schon gesagt, von Wein versteh ich nichts, aber mit Ableitungen und logischen Folgerungen hatte ich schon öfters zu tun. Wenn ein Winzer ohne Spezialmaßnahmen keinen guten Wein erzeugen kann, wird er auch durch Mystifikationen nicht bessere Qualität erzeugen können. Wenn aber das Terroir den Wein beeinflussen kann, dann muss es Chemie wohl auch können. Die Frage ist also nicht die Beeinflussbarkeit sondern die Qualität der Beinflussung.
(Auf den Unterschied zwischen Beeinflussung und der Bewertung einer Beeinflussung gehe ich jetzt nicht näher ein.)

Ad personam: alles, was von Menschengeist spekuliert wird, ist auch in solchen mystifizierenden Behandlungen von sehr zweifelhafter Aussagekraft. Das wird man jetzt wohl nicht – oder höchstens als Beleidigung – verstehen. Daher nehme ich mich jetzt selbst als Beispiel. Wie gesagt, ich verstehe nichts von Wein. Und ich mag keinen Zweigelt. Doch letzte Woche habe ich einen Zweigelt vom Matthias Hager aus dem Kamptal getrunken: „2003 „alte Reben”. Die mitgenommenen sechs Flaschen sind bis auf eine weg. Und gestern habe ich mir selbst zum Trotz in einem Lokal einen Zweigelt bestellt, um mir zu beweisen, dass ich in Wirklichkeit doch keinen Zweigelt mag. Doch der hat mir auch geschmeckt. (Schaflerhof Traiskirchen: Achkogel Zweigelt Privat 2003). Ich schließe daher unerlaubterweise von mir auf andere: die Urteilskraft der Menschen ist unzureichend, subjektiv verfärbt und größtenteils wissenschaftlich nicht belegbar.
(Auf den Unterschied zwischen meinem eigenen Vermögen an Urteilsfähigkeit und dem anderer Personen möchte ich jetzt lieber nicht eingehen.)

Was für eine nette Stammtischdiskussion!

ChristophWagner, 30.04.05 @ 18:04

Rasiermesser
Als überzeugter Nassrasierer bin ich natürlich auch ein Freund der feinen Ockham´schen Klinge. Aber muss man sie tatsächlich dazu verwenden, um ausgerechnet dem alten Plato den Bart abzuschneiden? In dieser Hinsicht hege ich tatsächlich auch franziskanisch-minoritische Sympathien.

Unsympathisch finde ich selbstredend alle Winzer, die schlechten Wein machen. Und wenn sie die Bezeichnung biodynamisch dafür verwenden, um das zu kaschieren, sind sie mir gleich noch unsympathischer.

Noch unsympathischer sind mir eigentlich nur die Reinzuchthefenhändler, Fraktionierer und Umkehrosmotiker, auch wenn ihr Wein da oder dort gar nicht so übel oder sogar von der Schönheit des Milton´schen Satans sein mag.

Womit wir wieder bei unserer alten Diskussion über die Frage angelangt wären, ob es nur schlechte oder auch böse Weine gibt. Nur so als Denkanstoß: Ein vom Winzer aus Überzeugung biodynamisch produzierter Wein kann sehr wohl grottenschlecht, aber kaum jemals abgrundtief böse sein. (Und ich sage das, obwohl ich von der bekannten Demeter-Jüngerin Christine Saahs schon mehrfach als Feind des österreichischen Bioweins, ja des österreichischen Weinbaus überhaupt beschimpft worden bin.)

noapino, 30.04.05 @ 14:00

Rasiermesser & und zwei Thesen
Die Jungsche Theorie strahlt auch in ihrer Konnotation zur Quantentheorie durchaus Faszination aus. (Dies ungeachtet des Umstandes, dass Jung und Pauli mehr über die Analogie des Verhältnisses zwischen Welle und Teilchen bzw. zwischen Unbewusstem und Bewusstem diskutiert haben sollen.)

Aber ein wenig klingt mir das schon nach Walter of Chatton, und das wo meine Sympathien doch weit mehr bei William of Ockham und seiner Rasierklinge liegen. Aber wer weiß?

Doch genug mit Namedropping und zurück zur Berechtigung des biodynamischen Weinbaus.
Zwei Thesen:
- kein Winzer, der nicht auch imstande ist, mit mehr oder minder konventionellen Mitteln herausragenden Wein zu produzieren, wird in der Lage sein, dies mit biodynamischen Methoden zu tun.
- jeder Winzer, der sich streng an die Vorschriften der Biodynamik hält, erhöht das Risiko eines mehr oder minder Totalausfalls bei ungünstigen Verhältnissen (Witterung, Schädlingsbefall) enorm. Dazu bereit zu sein, sei ihm unbenommen. Aber genauso unbenommen sei es mir, diese dann leider miserablen Weine dann auch nicht zu kaufen.

Keineswegs will ich damit dem Raubbau an der Natur das Wort reden und ich bin überzeigt, dass keiner der Produzenten, die konstant sehr guten bis großen Wein erzeugen, so arbeiten. Aber wo das Dogma über alle anderen Prinzipien gestellt wird, verlassen wir den Bereich des Wissens und gelangen in den des Glaubens.

Womit wir doch wieder beim obigen Franziskaner gelandet wären.

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