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Christoph Wagner's Weblog

06.11.05 @ 03:26

Essen und Tod (leicht verspätet, war zu Allerseelen leider unterwegs)

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Was sind die großen Themen der Menschheit? Die Liebe, das Glück und der Tod. Über die Liebe und das Glück sprechen wir gerne. Den Tod hingegen schieben wir hinweg. Dafür reden wir umso lieber über das kleine Glück der täglichen Mahlzeiten. Und reden damit, ohne es recht zu ahnen, erst wieder über den Tod, über abgestorbene Materie, die wir uns lustvoll einverleiben, um dem Tod ein Schnippchen zu schlagen, auch wenn wir letztlich an dem, was wir essen (oder auch an dem, was wir nicht essen), zugrunde gehen. Essen heißt daher, um Montaigne abzuwandeln, vor allem auch: Sterben lernen.

26 Kommentare | Kommentar abgeben

karlheinz, 10.11.05 @ 23:51

affenhirn
ich gehe völlig d'accord mit den geschätzten vorschreibern, stimmt alles.
in diesem zusammenhang möchte ich aber auf ein statement von "membaer" hinweisen: "Der Lebenszustand der Katze wird erst in der Konfrontation mit seinem (sic!) Verspeiser geklärt."
es ist also (ganz unquantologisch) auch eine frage des persönlichen bewussseinszustandes im moment des zubeissens.
zwar distanziere ich mich mit allen mir zu gebote stehenden mitteln vom verzehr eines affenhirnes aus seinem noch lebendenden behältnis, verspüre aber keinerlei mörderliche gefühle beim austernschlürfen (auch keine gesellschaftliche status - selbstbefriedigung!).
auch s e h e ich dieses leben nicht, wenn ich es in den mund befördere, geschweige denn schaue ich zu, wie es unter dem einfluss der zitronensäure (die ich allerdings schon aus rein geschmacklichen gründen nicht zuführe) zu zucken beginnt. vielleicht gestehe ich nicht - wirbeltieren auch instinktiv keine bewusste schmerzwahrnehmung zu, ich weiß es nicht...

einen affen allerdings würde ich genauso wenig auslöffeln wie ein schwein oder anderes lebendes getier, es ist also nicht nur eine hemmung artverwandten gegenüber, genausowenig wie die tatsache, dass affen nicht in die menschliche nahrungskette gehören (zumindest in großen teilen der welt).
das gefühl, ein lebewesen bewusst und langsam zu t ö t e n hält mich davon ab.
vor jahren "erlegte" ich im rahmen eines schnorchelganges eine auster dierekt von ihrem felsen herunter, ganz atavistisch, mit einem stein, öffnete sie auch mit demselben (kein schöner vorgang...) und verleibte sie mir ein.
bevor ich jetzt geächtet werde:
da hat's mir gegraust!!!

dazu passend vielleicht ein zitat aus dem neuesten, soeben bei mir eingelangten newsletter von gegenbauer:
"...Unser Essen zerstört nach und nach unsere Gehirne."

den letzten satz könnte man sich glatt auf der zunge zergehen lassen...

Minimalist, 10.11.05 @ 17:31

@wuestelwaermer
ich glaube man/frau erfährt etwas über das "Feinschmecken", wenn man auch über das "Nicht-Feinschmecken" redet (oder das was "Verirrte" für "Feinschmecken" halten).
jamiesolive's Beispiel ist beispielgebend für diesen Konflikt.
Schreiben ist nicht tun.

jamiesolive, 10.11.05 @ 17:14

wärmen sie ruhig weiter ihre würstel
...kein mensch hier hat gesagt, dass er lebendes affenhirn gegessen hat oder auch nur essen würde. ich habe lediglich auf den kleinen widerspruch aufmerksam gemacht, der darin liegt, affenhirnesser zu verabscheuen und austernschlürferzu tolerieren,da sie beide lebendiges fleisch essen. das war´s auch schon, wuerstelwaermer.

wuerstelwaermer, 10.11.05 @ 16:53

Grasusliche Gesellschaft, sowas solen Feinschmecker sein...
...das sind ja arge Perverslinge, pfui Teufel! Affenhirn usw...Dass es solche Leute gibt ist alleine von der Idee her grauslich, dass man so etwas in Feinschmeckerzirkeln diskutiert lässt mich die Gänsehaut spüren... Nocheinmal - Ihr seid pervers

profiler, 10.11.05 @ 11:59

zwischendurch ein wenig literatur.....
leben und tod noch in einem anderen zusammenhang:
als buch neu erschienen ist von rudolph chelminski

loiseau - the perfectionist
life and death in haute cuisine

gruss

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