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Tischgespräche

09.03.07 @ 13:49

Wildes Essen

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Schon seit geraumer Zeit beschäftigt mich das aus dem fernen Schreibexil zugeworfene Wort vom Wilden Essen – frei nach dem Wilden Denken des Levy-Strauss. Vorgestern Abend nun kam ich in recht heftige Berührung mit einem solchen Wilden Essen – und hatte mich doch eigentlich zuvor gesträubt! Denn wenn große Tafeln rund ums Haus von Straußenfleisch und Fingerfood und Sushi und sonst reichlich Exotik erzählen, dann hemmt’s mich bereits an der Schwelle. Der mutige Schritt ins Innere aber ward folgenreich: in 13 Gängen wurde mir gelehrt, dass alles ganz anders ist als man glaubt (11.Gebot: Du sollst dich nicht täuschen!), dass Vorverurteilungen fehlleiten und dass trotz Straußenfleisch und Mangopünktchen und Espumas nichts von irgendwelcher konstruierter Gekünsteltheit da sein muss.

Wenn – ja wenn der Koch einer ist, der gegen alle Regeln kocht, immer nur aus dem Augenblick heraus schöpft, aufs Mise en Place pfeift und sich ganz dem Gegenwärtigen hingibt. Und doch irgendwann die Regeln grundlegend erlernt hat, denn sonst würde die Verwegenheit nicht funktionieren. Und nicht schmecken. Keine Speisenkarte, keine Weinkarte, alles ad hoc entschieden mit dem, was vorrätig ist. Ideendauerbeschuss. Und da ich nicht eher Stopp! rief, wurden es derer eben dreizehn an der Zahl.

In Lindau war’s, gleich neben den Bahngeleisen, Slumatmosphäre nur 50 m von der Schönheitsklinik entfernt: dies schon eine der vielen Skurrilitäten. Mehr dazu gibt’s an anderer Stelle demnächst. Aber ich habe nun eine sehr deutliche Begrifflichkeit vom Wilden Essen.

47 Kommentare | Kommentar abgeben

TomCool, 16.03.07 @ 08:34

so kurz
bin ich erst da, und so genau kennt man mich schon in der Gemeinde.

Ja, ich hab derzeit viel zu tun, vieles, das mir sehr viel Spaß macht, vieles, mit dem ich viel bewegen kann.

Andererseits kämpfte ich ja mit meiner Lungenentzündung und habe die Warnungen der vielen lieben Mitmenschen ernst genommen und bin ganz viel mi Bett geblieben und hab dabei sogar den Weg zum PC gemieden.

Und zum dritten seh ich's auch so, wie der kubse genau erkannt, dass ich meine Küche auch als "wild" bezeichnen würde, mich aber hier nicht hervortun will. Und es hat nichts geschadet, denn das Thema ist auch ohne mich ganz gut ausgekommen, wie ich meine. ;-)

QUARK, 15.03.07 @ 15:18

@piccolina
.fein, so ist es, gut gesagt... irrsinnig aufschlussreich zu lesen, und sehr fein gestimmt!!Wie Wildern eben auch ist. Ein Fremdgehen irgendwo, warum auch nicht beim Essen...

piccolina, 15.03.07 @ 11:06

Ein gelungenes Experiment
Der ganze Blog zum Thema ist wissenschaftlich betrachtet ein "gelungenes Experiment"! Madame -ad- ist ein Genie! Zu welch abenteuerlichen Gedanken und Gefühlen sie uns durch fehlende Hinweise auf ein Ereignis "verführt" hat, zeigen die unterschiedlichen Erkenntnisse aller Beteiligten. Es zeigt aber auch wie einfach es ist, Menschen zum Nachdenken zu bewegen. Das mag positiv sein, birgt aber auch die große Gefahr der psychischen Manipulation. Mir ging es zwischendurch so, als müsste ich mir "unendlich" vorstellen. Dabei komme ich immer wieder an einen Punkt, der mich gedanklich zur Umkehr bewegt, denn wir Menschen sind so an Grenzen, Mauern und Zwänge gewöhnt, dass ein "Nie - Ende" für uns nicht vorstellbar ist und wir gerade deshalb irgendwann in der Unendlichschleife landen und damit wieder dort sind, wo wir wohnen - auf der Erde mit gutem Essen und irdischem Sein.

PICCOLO, 15.03.07 @ 10:07

Wildes Essen
..muß so sein wie wilder Sex. Am Parkplatz, am Bergsteig, im Fahrstuhl, unterm Tischtuch im Sternerestaurant... Keine Vergewaltigung - man ist ja hungrig oder gierig... nichts dabei was richtig grauslich ist, oder weh tut. Das wären die Eckpunkte. Wildes Essen aber mit geschäftlichem Kalkül, das ist fast wieder eine Vergewaltigung oder ein Besuch im Puff zum kalten Bauern...

mazi, 15.03.07 @ 09:45

Wild at heart
Kann es sein, dass sich das Wilde Essen mehr auf den Esser als auf den Koch bezieht?? Wer sich ein offenes Herz bewahrt, kann genießen, was immer ihm gebracht wird - sei es mit mise en place gekocht, sei es allein auf vier Herdplatten gekocht wie beim Piraten in der Rotenturmstraße, sei es beim Türken ums Eck, der seine Gastfreundschaft auch charmante Weise, aber ohne Tütü zeigt. Oder sei es als Hausfrau, die eben grad mal Lust hat, Spinat zu flambieren:-))

Wie immer: Seele zeigen. Subjektiv sein. Und den inneren Kritiker mal ausschalten.

"Das ist ein Junger Wilder", hab ich gelesen, na, mal schauen, was der so kann, muss sich ja mächtig was einbilden, hm, was, keine Stoffservietten, na geh, also bitte, und die Butter schaut auch nimmer frisch aus, oh, was soll das sein, Salat? oder einfach nur ein billiger Verschnitt aus dem XY, wo ich letztens so fabelhaft gegessen hab und der Wirt so höflich war, als er erfahren hat, wer ich bin, aber der da, der Wilde, der kommt net amal persönlich, also, ist das die Möglichkeit, nein, bitte..."

Wilde innere Monologe? Nein. Eher zahm, brav, spießig. Und ziemlich dumm, weil man sich den Genuss nimmt, bevor er überhaupt begonnen hat. Selber Schuld:-)))

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